BLKÖ:Romanowski, Mieczyslaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Romanowski, Philipp
Band: 26 (1874), ab Seite: 324. (Quelle)
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Romanowski, Mieczyslaus (polnischer Poet, geb. zu Zukow im Kolomaer Kreise Galiziens im Jahre 1834, gefallen in einem Gefechte bei Josefov 24. April 1863). Der Sohn eines polnischen Edelmannes, der seine Jugend auf dem malerisch gelegenen, elterlichen Hofe verlebte und daselbst jene Eindrücke empfing, welche seine reiche und empfängliche Phantasie später poetisch gestaltet hat. Das Gymnasium besuchte er in der Kreisstadt Stanislawow und dann begab er sich nach Lemberg, um dort das Studium der Rechte zu beginnen. In dieser Zeit erhielt er eine Anstellung an der gräflich Ossoliński’schen Bibliothek, wo er unter der Leitung des ebenso gelehrten wie humanen Forschers und Poeten Augustin Bielowski [Bd. I, S. 390] gleichzeitig seine wissenschaftliche Ausbildung an den Quellen, welche die reiche Anstalt ihm darbot, vollendete und in seinen poetischen Neigungen Förderung und Aufmunterung fand. Als aber die polnische Bewegung im Jahre 1863 ausbrach [325] und sich, wie wenig Aussichten für einen Erfolg sich auch darboten, die Jugend mit der bekannten Begeisterung und um so entschiedener anschloß, als von Seite der Regierung jede Betheiligung daran auf das Strengste untersagt war, war auch R., dessen Vaterlandsliebe und Bestrebungen für ein wiederhergestelltes Polen sich aus seinen poetischen Arbeiten kundgab, nicht länger zu halten. Er verließ seinen Dienst, um über die Grenze zu seinen kämpfenden Brüdern sich zu begeben, wurde aber aufgegriffen und in’s Gefängniß gebracht; nachdem es ihm gelungen, aus demselben zu entkommen, führte er sein Vorhaben aus und begab sich zu der unter Lelewel’s[WS 1] Commando stehenden Abtheilung. Seines Postens an der Ossoliński’schen Bibliothek war er in Folge seiner Entweichung verlustig erklärt worden. Lelewel ernannte den muthigen und begeisterten Poeten sofort zum Führer seiner Leibwache. Als solcher bewährte sich R. bald als ebenso muthvoll wie umsichtig. Aber in einem Ueberfalle der Russen bei den um Josefow gelegenen Wäldern wurde R. durch einen Schuß an der Schläfe tödtlich verwundet. Als nun die Russen den Gefallenen mitschleppen wollten, wehrte sich R. gegen dieselben, die ihn nun in der Wuth mit den Bajonnetten niederstachen und mit den Kolben erschlugen. R., obgleich erst 29 Jahre alt, hat doch ziemlich viel durch den Druck veröffentlicht. Mit Uebergehung zahlreicher, in polnischen Zeitschriften und Almanachen abgedruckter Gedichte sind von ihm erschienen: „Poezyje“, d. i. Dichtungen (Lemberg 1854, 8°.); – „Powiesci wierszem“, d. i. Erzählungen in Versen (ebd. 1854); – „Spiewak z Oazy“, d. i. Der Sänger aus der Oase (ebd. 1855); – „Łużeccy. Ustęp z wojen tureckych“, d. i. Die von Lużec. Episode aus den Türkenkriegen (ebd. 1854); – „Projecta, powiesć“, d. i. Projecte, eine Erzählung (ebd. 1860); – „Dziewcze z Sącza“, d. i. Das Mädchen von Sącz (ebd. 1861); – „Ostatnie poezyje“, d. i. Die letzten Gedichte (ebd. 1863, 8°.). Außerdem sind von ihm bekannt eine größere historische Arbeit: „Dzieje legionów polskych w Włoszech“, d. i. Geschichte der polnischen Legionen in Italien; ferner ein fantastisches Drama: „Popiel i Piast“, d. i. Popiel und Piast, und in seinem Nachlasse fanden sich zwei fertige Dramen vor: „Stanczyk“, worin der Dichter den berühmten polnischen Hofnarren Stanczyk des alten Königs Sigismund dramatisch vorführt, und ein zweites aus der Periode des Königs Kasimir Jagiello. Die Kritik beurtheilte R.’s Arbeiten einstimmig sehr günstig. Er verband mit einer seltenen Technik schwungvolle Phantasie, war sehr glücklich in der Wahl seiner – vorzugsweise vaterländischen – Stoffe, die er vornehmlich in seinen erzählenden Dichtungen mit großem Geschicke behandelte. Einzelne seiner Dichtungen, wie der „Starost Źegocki“, „Der Canonicus Pstrokoński“, sind kleine Cabinetsstücke, echte poetische Aquarellen, voll Feinheit in der Zeichnung und Frische in der Färbung.

Dodatek Pamiątka dla rodzin polskich, d. i. Andenken für polnische Familien (Krakau 1868, Druckerei des Czas, 8°.) S. 51. – Stupnicki (Hipolit), Imionospis poległych i straconych ofiar powstania roku 1863 i 1864, d. i. Namenliste der gefallenen und verlorenen Opfer des Aufstandes del Jahre 1863 und 1864 (Lemberg 1865, Poremba, 8°.); – Gwiazdka Cieszyńska, d. i. Sternlein von Teschen (Teschen, 4°.) XVII. Jahrg. (1864), Nr. 49. – Czas (Krakauer polit. Blatt) 1863, Nr. 303, im Feuilleton. – Dziennik polski, d. i. Polnisches Tageblatt (Lemberg) 1862, Nr. 150, im Feuilleton. – „Przyjaciel domowy“, [326] d. i. der Hausfreund (Lemberger Journal, 4°.) 13. Jahrg. (1863), Nr. 50. – Porträt im Holzschnitt in Stupnicki’s „Imionospis“ und in Nr. 50 des „Przyjaciel domowy“ 1863.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Marcin Borelowski, pseudonym Lelewel