BLKÖ:Rohan-Guémenée, Herzog von Montbazon, Karl Alois (Alain) Gabriel Prinz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 279. (Quelle)
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Rohan-Guémenée, Herzog von Montbazon, Karl Alois (Alain) Gabriel Prinz (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Ritter des goldenen Vließes und des Maria Theresien-Ordens, geb zu Paris 18. Janner 1764, gest. zu Prag 24. April 1836). Prinz Karl, ein Sohn des Fürsten Heinrich Ludwig aus dessen Ehe mit Victorine Armande Josephine von Rohan-Soubise, trat in die kaiserliche Armee, in welcher er im Juni 1798 Oberst und Commandant des 2. leichten Bataillons wurde, das seine Bestimmung zur Armee in [280] Tirol erhielt. Schon im October 1800 wurde Prinz Karl zum General-Major befördert. Im Jahre 1805 commandirte er die aus Latour-Chevauxlegers und Palatinal-Huszaren bestehende Cavallerie-Brigade und stand bei der Armee in Deutschland, schloß sich dem Erzherzog Ferdinand nach Böhmen an, wo er schwer verwundet, in Feindeshand gerieth. Nach Abschluß des Preßburger Friedens trat der Prinz am 1. Februar 1806 mit Feldmarschall-Lieutenants-Charakter aus der Armee. In dieser verhältnißmäßig kurzen Zeit that sich der Prinz durch seltene Bravour und andere edle Soldateneigenschaften so hervor, daß ihm die höchste militärische Auszeichnung, der Maria Theresien-Orden, zu Theil wurde. In Tirol, im Jahre 1799 stand er, damals Oberst, unter dem Commando des Generals Vukassovich, und befand sich über sein eigenes Verlangen immer entweder bei der Avantgarde oder bei detachirten Colonnen. Besonders that er sich bei Cassano am Lago d’Idro am 8. April hervor, wo er den Angriff gegen die Verschanzungen von San Antonio persönlich leitete und durch seine Bravour, indem er, mitten im Kugelregen den Stürmenden immer voran war, die Einnahme dieses durch die Natur wie durch die Kunst stark befestigten Punctes erzwang. Einen neuen Sieg erfocht er durch die Wegnahme der Feste Rocca d’Anfo, dieser berühmten Thalsperre, wo er der Erste die hartnäckig vertheidigten Wälle erstieg und den Feind zur Uebergabe zwang. Als dann der General Vukassovich mit dem Hauptcorps gegen Brescia marschirte, führte der Prinz eine Colonne zur Deckung der rechten Flanke des Hauptcorps mit aller Umsicht und den Feind über alle Bewegungen der Unsrigen geschickt täuschend, bis General Vukassovich sich Brescia’s bemächtigt hatte. Nachdem dieß geschehen, setzte der Prinz mit seiner Truppe auf Kähnen, da keine Brücken vorhanden waren, über die Adda. Vom Feinde nun auf allen Seiten angegriffen, kämpfte er und die Seinen mit Heldenmuth gegen eine überlegene Zahl und in der mißlichsten Stellung, da sie alle in der Gefahr waren, in den Fluß geworfen zu werden. Nachdem er sich durch seinen Heldenmuth des Gegners erwehrt, griff er sofort den General Serrurier in seiner Stellung mit solchem Ungestüm an, daß Serrurier einem weit überlegenen Feinde entgegenzustehen glaubte. Das Ergebniß dieses Angriffes war: die Einnahme von Verderio, die Gefangennahme Serrurier’s und von nahezu 4000 Franzosen. Durch diesen Erfolg nur mehr ermuthigt, rückte der Prinz unaufgehalten vorwärts über Novara, Vercelli, bis Ivrea, wo er sich der Citadelle und der Feste Bard bemächtigte und mehrere Kanonen erbeutete. Durch diese Folge siegreicher Waffenthaten des Prinzen kam das Aosta-Thal mit den beiden St. Bernhardsbergen in den Besitz der Unseren. Prinz Rohan stellte nun auf letzteren, mit Ueberwindung aller Schwierigkeiten, seine Truppen auf, wodurch er die Flanke der Hauptarmee in ihren Unternehmungen gegen Turin, sicherte. Dem Prinzen Karl wurde nun in der 66. Promotion (vom 18. August 1801) das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt. Der Prinz Karl war seit 29. Mai 1801 mit Louise Aglae Marquise von Conflens vermält. Als Enkel der Marie Louise Henriette Prinzessin von Bouillon und Letzten ihres Geschlechts machte Prinz Karl auf das Herzogthum Bouillon Anspruch, das ihm auch nach dem Beschlusse des Wiener Congresses durch ein [281] schiedsrichterliches Urtheil, gesprochen zu Leipzig am 1. Juli 1816 von dazu verordneten Commissarien Oesterreichs, Preußens und Sardiniens, einstimmig zuerkannt wurde. Später traten der Herzog von Bourbon, die Prinzessin Louise von Condé, Prinz Louis de la Tremouille und die Prinzessin von Pois als Prätendenten auf und nahmen das Herzogthum Bouillon, das ihnen auch durch den Lütticher Oberjustizhof im Jahre 1824, trotz dem Beschlusse des Wiener Congresses, welcher sans appel war, zugesprochen wurde, gerichtlich in Anspruch. Prinz Karl Alois Gabriel protestirte dagegen, konnte jedoch vorderhand nichts weiter thun, als seine Rechte sich vorbehalten. Aus seiner Ehe hatte er nur eine Tochter Bertha, welche die Gattin seines Bruders Ludwig Victor Meriadec [s. d. Folgenden] wurde.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 642 u. 1743.