Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Riep, Balthasar
Band: 26 (1874), ab Seite: 136. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Dominik Riemel in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Riemel, Dominik|26|136|}}

Riemel, Dominik (Landwirth, geb. zu Altstadt-Retz im Jahre 1787, gest. zu Gainfahrn nächst Vöslau 7. October 1854). Kam im Alter von 12 Jahren zu einem Kaufmann in Wien in die Lehre, wurde dann im Jahre 1805 assentirt und gegen Stellung eines Stellvertreters nach zwei Jahren entlassen. Nun kehrte er zu seinem vorigen Lehrherrn zurück und blieb bei demselben als Commis, bis er sich im Jahre 1811 verheirathete und zu Ober-Waltersdorf ein Haus sammt Krämerei kaufte. Die Zeitverhältnisse aber waren seinem Geschäfte wenig günstig, nach vier Jahren verkaufte er sein Anwesen und ließ sich 18156 zu Schönau nieder, wo er wieder eine Krämerei kaufte, mit der es ihm schon besser erging. Schon im Jahre 1817 war er in der Lage, einen Baugrund zu kaufen, worauf er sich sein eigenes Haus baute. Sein Wohlstand nahm immer mehr zu und setzte ihn in die Lage, im Jahre 1823 zu Gainfahrn nächst Vöslau eine Handlung sammt Haus und großer Landwirthschaft anzukaufen. Nun war R. ganz in seinem Elemente. Seine strenge Rechtlichkeit gewann ihm das Vertrauen seiner Gemeinde, im Jahre 1831 wurde er Armenvater, nicht dem Titel, sondern der vollen Bedeutung des Wortes nach. Im Jahre 1836 wählte ihn die Gemeinde zum Ortsrichter, welche Stelle er bis 1844 verwaltete. In dieser Zeit bebaute er den bis dahin öden Gemeindeberg bei Gainfahrn in einem Flächenraume von 80 Jochen mit Schwarzföhren und schuf an Stelle eines öden unfruchtbaren Bodens einen schönen und prächtigen Wald. Im Jahre 1840 begann er die Zucht des Maulbeerbaumes und der Seidenraupe, die er mit einem Eifer ohne Gleichen betrieb und auch Andere dazu anregte. In den Versammlungen der Wiener Landwirthschafts-Gesellschaft sprach er oft über diesen Gegenstand und die Gesellschaft anerkannte seine erfolgreichen [137] Bestrebungen, indem sie ihm im Jahre 1852 die silberne Vereinsmedaille verlieh. Auch veröffentlichte er, von der Gesellschaft aufgefordert und auf ihre Kosten, die Schrift: „Der Maulbeerbaum und die Seidenzucht, oder kurze Anleitung zur Seidenzucht“. Seine Bestrebungen in dieser Richtung waren von so glücklichen Erfolgen begleitet, daß ihm die Gesellschaft Eier der Seidenraupe von der Insel Chios übergab, um damit Versuche anzustellen. Um der Maulbeerbaum- und Seidenzucht in der Umgegend möglichste Verbreitung zu verschaffen, vertheilte er unentgeltlich mit großer Freigebigkeit Maulbeerbäume im landwirthschaftlichen Bezirke seines Wohnortes. Das interessanteste Unternehmen Riemel’s aber ist die Urbarmachung des ober der Kirche zu Gainfahrn öde liegenden Berges. Graf Münch-Bellinghausen hatte diesen wüsten und öde gebliebenen Berg seinen Unterthanen im Jahre 1846 unentgeltlich zur Urbarmachung überlassen. Riemel als Mitglied der Gemeinde hatte natürlich auch Anspruch auf einen Theil und er nahm sich eben den schlechtesten. Nun ging er an die Urbarmachung und wurde von den Leuten verlacht, daß er „sein Geld auf den Berg hinaustragen wolle“. Aber Riemel ließ sich nicht irre machen. Mit einer bewunderungswürdigen, an’s Unglaubliche grenzenden Ausdauer schritt er an’s Werk. Die namenlosen Mühen und Beschwernisse, die er zu überwinden hatte, können hier nicht auseinandergesetzt werden. Die unten in den Quellen angeführte Leipziger „Illustrirte Zeitung“ gibt eine recht anschauliche, mit bildlichen. Darstellungen erläuterte Beschreibung seiner unsäglichen Arbeiten, die jedoch von den glänzendsten Erfolgen gekrönt wurde, denn wo das Auge ehedem steinigen, felsigen, öden Boden schaute, lacht ihm jetzt ein reiches, freundliches Weingelände entgegen. Die Nachbarn aber, durch diesen schönen Erfolg ermuthigt, ahmten sein Beispiel nach, und so gewann die Gemeinde Grundstücke, gewann Geld, gewann an Verkehr und machte mit einem Schlage einen bedeutenden Fortschritt, alles durch die zähe, unbeugsame, vor keiner Mühe zurückschreckende Ausdauer Riemel’s. Die Landwirthschafts-Gesellschaft ehrte nach seinem Ableben sein Andenken durch einen warmen Nachruf, der in der 1. Versammlung des Jahres 1855 am 13. Jänner vorgetragen wurde.

Allgemeine land- und forstwirthschaftliche Zeitung. Herausgegeben von der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien. Redigirt von Prof. Dr. Jos. Arnstein (Wien, gr. 4°.) 1855, im Beiblatt: Verhandlungen der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft, Nr. 1, S. 2: „Worte der Erinnerung an Dominik Riemel“ von Dr. Bened. Gsell. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber), XII. Bd. (1849), Nr. 304, S. 268: „Die Dominik Riemel’sche Urbarmachung des öden Berges bei Gainfarn“.