BLKÖ:Riccabona zu Reichenfels, die Familie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 13. (Quelle)
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Ueber die Familie Riccabona zu Reichenfels. Der ursprüngliche Name der Riccaboni soll – fast im Gegensatze zu seiner jetzigen Bedeutung – Malapelle, was wörtlich deutsch so viel als „schlechte Haut.“ bedeutet, gelautet haben. Man bringt diesen Namenswechsel mit dem Umschwung ihrer Vermögensverhältnisse in Zusammenhang, indem sie aus greller Dürftigkeit sich zu großem Wohlstand emporschwangen und dieser ihnen Gelegenheit gab zu mildthätiger Verwendung ihres Reichthums. Wie dem immer sei, die Familie ist sehr alt. Schon unter Kaiser Maximilian I. befand sich ein Paul Riccabona bei der damals gegen Cadore vorgenommenen Belagerung als Landmiliz-Hauptmann und verlor daselbst sein Leben. Bereits seit zwei Jahrhunderten aber ist sie im Fleimser Thale ansässig; so war schon im Jahre 1679 ein Gasparo Riccabona Vorstand der gesammten Thalgemeinden und ein Paolo R. folgte ihm in dieser Stelle; und die fernere Reihe der Thalvorsteher weist bis in das laufende Jahrhundert fast ohne Unterbrechung Mitglieder der Familie Riccabona auf. Die über dieselben vorhandenen Nachrichten, welche in Handschrift das Innsbrucker Museum aufbewahrt, berichten nur Vortheilhaftes über dieselben; so heißt es von Franz Anton Riccabona, der im Jahre 1727 Thalvorsteher war: „Fù assai severo con il contrafacienti de’ boschi, ma con tutta retritudine e giustizia“, und von einem Joseph Anton R., der dasselbe Amt 1780–1782 versah, heißt es: er habe auf wiederholtes Andringen der Gemeinde durch mehrere Jahre in seinem Amte ausgeharrt und der Grund jenes Andringens sei gewesen, weil er das Amt gar, so vorzüglich versah“ (perche si portò nel suo ufficio tanto bene). Der Ebengenannte oder ein gleichnamiger Sohn war zu Ende des 18. Jahrhunderts Leiter des Waldamtes, welches zu Cavalese im Namen Oesterreichs gewisse Hoheits- und Eigenthumsrechte über die Waldungen des Fleimser Thales ausübte, bevor noch das Thal selber aus der Herrschaft der Trienter Fürstbischöfe in die des Habsburgischen Fürstenhauses überging. Er vereinigte in seiner Person zugleich die Würde eines österreichischen Bergrichters und Zolleinnehmers. Er ist auch der Verfasser der im 3. Bande der tirolischen Zeitschrift „Der Sammler“ enthaltenen „Beiträge zur Geschichte seiner Heimat und zur Kunstgeschichte“. – Endlich war der Gutsbesitzer Felix von Riccabona in den Jahren 1796 und 1797 bei der Landesvertheidigung in so ausgezeichneter Weise thätig, daß ihm die landschaftliche Ehrenmedaille und im Jahre 1798 der Rang eines Landschützen-Majors verliehen wurde. Ueberdieß war er auch Bürgermeister und ständischer Vertreter der Stadt Innsbruck. – Den erbländisch-österreichischen Adelstand erlangten mit Diplom vom Jahre 1758 der Oberst-Waldmeister, Burgrichter und Hauptzollner zu Fleims, Karl Joseph Riccabona (er erscheint auch Riccobona geschrieben), und sein Vetter Franz Anton, unter gleichzeitiger Verleihung des Prädicates von Reichenfels (hie und da irrig auch Richenfels), und Ernst von Riccabona wurde mit ah. Entschließung vom 28. December 1839 in die tirolischen Adelsmatrikel aufgenommen. Früher noch wendete sich die Familie dem mercantilen Geschäfte zu und im Anbeginn des laufenden Jahrhunderts blühte im Fleimser Thale eine Handelsgesellschaft unter der Firma: „Ditta von Riccabona, Rizzoli, Amorti & Co.“, welche von der Gesammtgemeinde des Thales das ausschließliche Recht, daselbst Mercantilhölzer zu erzeugen, gepachtet und in dieser Eigenschaft, wie Bidermann berichtet, eine traurige Berühmtheit erlangt hatte. Denn diese Compagnie monopolisirte später, von dem Innsbrucker Gubernium unterstützt, den ganzen Holzhandel des Thales. Erst zu Anfang der Dreißiger-Jahre dieses Jahrhunderts löste der damalige Botzener Kreishauptmann Baron Hauer den Knoten unheilvoller Verträge, welcher ebenso die Mitglieder jener Handelsgesellschaft unter sich verband, wie er gleichzeitig die Verkehrsader des Fleimser Thales zusammenschnürte. Kaum war dieß gelungen als die Bewohner von Predazzo am Avisio- und am Traviglionebache in kurzer Zeit 20 Sägen erbauten und nun der Holzhandel des Thales einen raschen Aufschwung nahm. Die Familie Riccabona war aber indessen zu großen Reichthümern gelangt, ja sie galt für die reichste im Thale, bis sie dadurch, daß sich ein Zweig derselben im Innthale niederließ und also eine Theilung des ursprünglichen Vermögens eingetreten war, den ersten Stoß erlitt. Unter Karl Riccabona, dessen Lebensgeschichte im folgenden Artikel mitgetheilt wird, erlitt das Vermögen, vornehmlich dadurch, [14] daß Karl in seinen geistigen Anlagen nach anderen Zielen strebte und zur Verwaltung seines großen Vermögens gar nicht geeignet war, den letzten Stoß; die Stammgüter der Familie gingen in fremden Besitz über und nur einen kleinen Rest hatte Karl aus dem Schiffbrüche gerettet. [Adelstands-Diplom ddo. 15. April 1758.].

Wappen. Von Blau und Silber quadrirter Schild. 1 und 4: in Blau ein weißgekleideter weißgeflügelter linksgekehrter Genius, in der Rechten zwei Kornähren, in der Linken eine Weintraube an grünem Blatte haltend; 2 und 3: in Silber ein aus dem äußeren Schildesrande einwärts emporgestreckter geharnischter Arm, in der Hand ein entblößtes Schwert an goldenem Gefäße aufwärts haltend, unter’m Arm, wie in den beiden oberen Winkeln befinden sich je ein goldener sechseckiger Stern. Auf dem Schilde ruht ein mit einem blauweißen Bande umwundener Turnierhelm, aus dessen Bande der Genius von 1 und 4 hervorwächst. Die Helmdecken sind blau, mit Silber unterlegt.