BLKÖ:Reslhuber, Augustin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 310. (Quelle)
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Reslhuber, Augustin (Abt des Benedictinerstiftes Kremsmünster, geb. zu Saaß bei Garsten in der Nähe von Stadt Steyer 5. Juli 1808). Seine Eltern, Besitzer eines kleinen Bauerngutes, schickten den Knaben, der in der Taufe den Namen Wolfgang – so hieß der Vater – erhalten hatte, sobald er sechs Jahre alt war, in die Pfarrschule nach Aschach, der Pfarrer daselbst ertheilte dem Knaben, der nun das Gymnasium in Kremsmünster beziehen sollte, im Jahre 1820 noch besonderen Unterricht, und nun kam im November g. J. der zehnjährige Knabe in das Stiftsgymnasium, zu dessen dessen Zöglingen er gehörte. Im Jahre 1826 begann er das philosophische Studium und nach Beendung desselben entschied er sich zum Eintritte in das Stift, das seit einem Jahrtausend für Unterricht und Wissenschaft so erfolgreich gewirkt. Am 2. October 1828 wurde der damals 20jährige Wolfgang – der nun den Klosternamen Augustin erhielt – als Novize des Benedictinerstiftes Kremsmünster eingekleidet, besuchte als solcher das erste Jahr der theologischen Studien am Lyceum zu Linz, die übrigen drei an der Hochschule zu Wien, wo er zugleich unter Ettingshausen und J. J. von Littrow höhere Mathematik und Astronomie hörte. Am 20. September 1832 legte er die Ordensgelübde ab und am 15. Juli 1833 empfing er die h. Weihen. Ein Jahr, bis November 1834, wirkte er als Aushilfspriester in der dem Stifte nachbarlich gelegenen Pfarre Ried, worauf ihn der Abt in das Stift zurückberief, um als Adjunct des Astronomen auf rein wissenschaftlichem Gebiete thätig zu sein. Unermüdet arbeitete er nun im Dienste der Sternwarte, an welche, wie sein Biograph Amand Baumgarten treffend bemerkt, sich so rühmliche Traditionen Kremsmünsters knüpfen. Im October 1841 übernahm er noch die Professur der Naturgeschichte an der philosophischen Lehranstalt des Stiftes, auf welchem Posten er bis Ende des Schuljahres 1854 wirkte. In der Zwischenzeit hatte er im November 1847 die bereits seit 1834 stillschweigend geführte Direction der Sternwarte factisch übernommen und führt dieselbe auch nach seiner am 2. October 1860 erfolgten Wahl zum Abte des Stiftes bis heute fort. Das Leben des gelehrten Priesters geht fast ganz in den Arbeiten des priesterlichen Berufes, in der Leitung des Stiftes und in den Forschungen der Wissenschaft, in [311] letzteren Jahren aber auch in einer den öffentlichen Angelegenheiten gewidmeten Wirksamkeit auf. Indem sich die ersteren der Aufgabe dieses Lexikons entziehen, folgen hier in einer Uebersicht seine wissenschaftlichen nach den drei Kategorien, denen sie ihrem Inhalte nach angehören: die astronomischen, meteorologischen und magnetischen, a) Die astronomischen: in den astronomischen Nachrichten, herausgegeben zu Altona, zuerst von Schumacher, dann von Petersen, Hansen und jetzt von Dr. Peters: Zahlreiche astronomische Beobachtungen am Meridiankreise, Aequatoriale und Refractor von Planeten, Kometen u. s. w., alle reducirt und mit den Ephemeriden verglichen; viele dieser Arbeiten reichen vor das Jahr 1847 zurück, da Reslhuber noch Marian Koller’s [Bd. XII, S. 346] Adjunct war; – in den Sitzungsberichten mathem. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, XX: „Ueber Professor Stampfer’s Lichtpunct-Mikrometer im Fernrohre des Meridiankreises zu Kremsmünster“ und daraus besonders herausgegeben: „Vorläufige Mittheilung über die Bevölkerungsverhältnisse des Himmels“; – im Programm des k. k. akademischen Gymnasiums zu Kremsmünster für 1853: „Ueber die Constanten von Kremsmünster“; – in den Jahresberichten des Museums Francisco-Carolinum in Linz, 1845: „Ueber die Kometen im Allgemeinen und insbesondere über die Kometen der Jahre 1843–1845“; – „Ueber die Kometen von den Jahren 975, 1264, 1556, 1857“; – im Volkskalender, der Oberösterreicher, 1855: „Ueber die Planeten unseres Sonnensystems“; – 1859: „Ueber die Erweiterung der Kenntnisse unseres Sonnensystems“; – 1856: „Die Sternwarte zu Kremsmünster“; – b) die meteorologischen: in den Jahresberichten des Museums Francisco-Carolinum, 1854: „Beiträge zur Klimatologie von Oberösterreich“; – 1858: „Untersuchungen über den Druck der Luft“; – 1863: „Ueber atmosphärische Niederschläge“; – in den Sitzungsberichten math. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, 1854: „Ueber den Ozongehalt der athmosphärischen Luft“; – „Ueber die Temperatur der Quellen von Kremsmünster“; – 1856: „Untersuchungen über das atmosphärische Ozon“; – 1858: „Ueber das Wetterleuchten“; – „Ueber die Leistungen eines Metall-Thermographen nach der Erfindung des Herrn Directors A. Kreil“; – in den Annalen der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien, 1856: „Resultate aus den meteorologischen Beobachtungen des laufenden Jahrhunderts. Vegetationsbeobachtungen u. s. w.“; – im Volkskalender der Oberösterreicher, 1857: „Ueber die Witterungsanzeigen in den Kalendern“, und selbstständig erschienen: „Resultate aus den auf der Sternwarte zu Kremsmünster angestellten meteorologischen Beobachtungen Im Jahre 1856 bis 1870“ (Linz 1857 u. f., 4°.); – c) die magnetischen: in den Sitzungsberichten math. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, 1849: „Ueber das Nordlicht am 18. October 1848“; – „Ueber die Nordlichter am 21. und 29. April 1859“; – „Ueber die im Jahre 1859 zu Kremsmünster beobachteten magnetischen Störungen“; – in den Denkschriften mathem. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. VI: „Ueber das magnetische Observatorium in Kremsmünster und die bis zum Schlusse des [312] Jahres 1850 aus den Beobachtungen erlangten Resultate“; diese Arbeit ist auch mit Beigabe der täglichen und Terminsbeobachtungen als selbstständiges Werk (Wien 1854, 8°.) erschienen; – in den von Poggendorff in Berlin herausgegebenen Annalen für Physik und Chemie, Bd. 85: „Ueber die zehnjährige Periode der mittleren Jahresgröße der täglichen Aenderung der magnetischen Declination und Horizontal-Intensität“; – in den Annalen der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien: „Magnetische Beobachtungen zu Kremsmünster in den Jahren 1851–1856“. Verschiedene Aufsätze verwandten Inhaltes finden sich noch in der Zeitschrift des Museums Francisco-Carolinum, 1840, Nr. 13: „Ueber das Toposcop auf dem Landhausthurme in Linz“; – in den Bänden II–IX der von Dr. Jahn in Leipzig herausgegebenen Zeitschrift für Astronomie, Meteorologie u. s. w., und in den von Wilhelm Haidinger herausgegebenen Sitzungsberichten der Freunde der Wissenschaft in Wien. Diese wissenschaftliche Thätigkeit des Prälaten fand höchsten Ortes und in den Kreisen der Wissenschaft mehrfache Würdigung: „in Anerkennung seiner Verdienste im Lehramte und um die Wissenschaft“ wurden ihm am 9. Juli 1856 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, mit Allerh. Entschließung vom 8. Juli 1865 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens taxfrei verliehen; die kais. Akademie der Wissenschaft erwählte ihn im Jahre 1853 zum correspondirenden Mitgliede, als welches er am 2. Juli d. J. von Sr. Majestät bestätigt wurde, und die Wiener Hochschule hat ihn anläßlich der 500jährigen Jubelfeier am 3. August 1865 zum Doctor der Philosophie (honoris causa) erwählt. Ueberdieß ist der Prälat seit 29. April 1862 Ersatzmann bei der k. k. oberösterreichischen Grundlasten-Ablösungs- und Regulirungs-Commission, seit 25. März 1863 bei der k. k. oberösterreichischen Lehen-Allodialisirungs-Commission, seit 19. December 1865 Präsident der oberösterr. Landwirthschafts-Gesellschaft, seit 26. Juni 1865 Correspondent der k. k. geologischen Reichsanstalt, dann Mitglied der am 28. August 1863 gegründeten astronomischen Gesellschaft; seit 11. September 1865 Mitglied und Gründer der meteorologischen Gesellschaft in Oesterreich; seit 8. Februar 1872 erster Vice-Präsident der k. k. oberösterreichischen Landescommission für die Wiener Welt-Ausstellung im Jahre 1873; ferner Mitglied der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien, des Alterthum-Vereins ebenda und des Museums Francisco-Carolinum in Linz, und der Markt Hall in Oberösterreich hat ihn zum Ehrenbürger ernannt. Aber auch dem politischen Leben – das in der Neuzeit auch in die Kreise des Clerus gedrungen – blieb der Prälat nicht fremd; am 23. März 1861 wurde derselbe von dem Wahlkörper des großen Grundbesitzes zum Abgeordneten in den oberösterreichischen Landtag gewählt; mit Allerh. Entschließung vom 17. Juli 1868 zum Stellvertreter des Landeshauptmanns im Erzherzogthume Oesterreich ob der Enns ernannt und anfangs December 1872 als lebenslängliches Mitglied in das Herrenhaus des österreichischen Reichsrathes berufen. Diese letzte Ernennung begleitete die „Presse“ 1872, Nr. 343, mit folgenden Worten: „Abt R. ist ein würdiger Priester des Herrn und ein echter Patriot, dessen humane Gesinnung und öffentliches Wirken ihm schon längst die Hochachtung aller Schichten [313] der Bevölkerung erworben haben. Sein Ruf als Gelehrter reicht weit über die Marken des Landes.“ Im Stifte ist der Prälat für die Aufrechthaltung der Traditionen desselben: mit den fortschreitenden Wissenschaften stets auf gleicher Höhe zu bleiben, ernstlich bedacht, und wie das Stift den Gang der Himmelslichter seit Jahrhunderten sorgfältig beobachtet und als Leuchte der Wissenschaft den künftigen Geschlechtern glänzt, so geht ihm darin auch sein Prälat mit einem glänzenden Beispiele stets voran.

Linzer Zeitung 1855, S. 715 u. 719: „Augustin Reslhuber“, von Dr. F. I. Proschko. – Oesterreichischer katholischer Volkskalender, herausgegeben von F. I. Proschko (Linz, Donner, 8°.) Jahrg. 1866: „Biographische Skizze“ von Amand Baumgarten. – Programm des k. k. Gymnasiums zu Kremsmünster für das Schuljahr 1869, S. 71, in Sigmund Fellöcker’s „Geschichte der Sternwarte der Benedictiner-Abtei Kremsmünster“. – Hagn (Theodorich), Das Wirken der Benedictiner-Abtei Kremsmünster für Wissenschaft, Kunst und Jugendbildung (Linz 1848, Quirin Haslinger, 8°.) S. 96, 230, 279. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, Lex. 8°.) Bd. II, Sp. 609. – Handschriftliche Mittheilungen des Capitulars Amand Baumgarten. – Porträt. Es sind zwei lithographirte Bildnisse dieses gelehrten Prälaten, beide aus verschiedenen Lebensperioden, vorhanden, denen man jedoch nicht eben große Aehnlichkeit nachrühmen kann.