BLKÖ:Reichel, Martin von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Reichel, Valesca
Band: 25 (1873), ab Seite: 166. (Quelle)
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Reichel, Martin von (Vice-Bürgermeister von Salzburg, geb. zu Salzburg im Jahre 1785, gest. ebenda im December 1851). Stammt aus einer bayerischen Familie, welche von Kaiser Karl VII. im Jahre 1743 für dem Reiche geleistete Dienste mit dem Prädicate von Knodorf in den Reichsritterstand erhoben wurde. Reichel’s Vater war Landrichter in Dingolfing. Von seinen drei Söhnen ging Martin nach beendeten Gymnasialstudien zum Mercantilfache über, und zwar trat er im Jahre 1804 in Salzburg bei dem Kaufmann J. P. Metzger (nachmals Math. Gschnitzer) als Commis ein. Im Geschäfte bewährte sich R. bald als so tüchtig, daß er, nachdem er zu Anfang der Zwanziger-Jahre eine Verwandte seines Kaufherrn geheirathet, von diesem als Compagnon in die Firma aufgenommen wurde. Im Jahre 1823 brachte er die Handlung: „Gebrüder Heffter“ käuflich an sich und führte dieselbe bis kurze Zeit vor seinem Tode. Seine Fähigkeiten wie sein reeller Charakter veranlaßten bei Zeiten seine Wahl in den Bürgerausschuß der Stadt Salzburg und dann später zum Magistratsrathe, in welcher Eigenschaft er sehr verdienstlich wirkte. Das Vertrauen seiner Mitbürger berief ihn auch nach den Märztagen 1848 in den vergrößerten Gemeindeausschuß. Obwohl ein Conservativer, aber nicht im Sinne des vormärzlichen Schlendrians, der die Dinge alle gehen ließ wie sie eben gingen, sondern als Mann der Ordnung, der sich aber mit der Art und [167] Weise, wie die Achtundvierziger Tumultuanten eben Ordnung machen wollten, nicht einverstanden erklären konnte, wirkte R. in seinem Berufe mit Ernst, Umsicht und Erfolg. Er trat in das provisorische Landtagscomité und übernahm die Stelle eines Gemeinde-Ausschuß-Vorsitzenden, und nach der Abreise des in den Wiener Reichstag gewählten Bürgermeisters die Stelle des Bürgermeister-Stellvertreters. In dieser Eigenschaft geschah ihm eine sonderbare Unbill. Ob der von ihm ausgegangenen verfrühten Bekanntmachung der Einnahme Wiens im October 1848 wurde er am 2. October von einer stürmischen Volksversammlung auf dem Rathhause seiner Stelle als Vice-Bürgermeister entsetzt! Dieses, den wackeren Mann tiefkränkende Ereigniß versetzte seinem nicht zu starken Körper einen solchen Schlag, daß sein im Jahre 1851 eingetretener Tod, wenn eben nicht als unmittelbare, so doch als nachhinkende Wirkung davon angesehen werden kann. Bei der nach dem provisorischen Gesetze vom 11. Juni 1850 vorgenommenen Constituirung des Gemeinderathes der Stadt Salzburg wurde auch R. von der I. Wählerclasse in denselben gewählt und versah dieses Amt mit Aufopferung bis an sein Lebensende. Er hinterließ überdieß das Andenken eines edlen Rathgebers, Freundes und Wohlthäters.

Süß (Maria Vincenz), Die Bürgermeister in Salzburg von 1433 bis 1840 (Salzburg 1840, J. Oberer, 8°.) S. 227. – Salzburger Zeitung 1851, in drei December-Nummern im Feuilleton: „Nekrolog“.