Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 253. (Quelle)
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Reiß, Franz (Arzt, geb. um das Jahr 1808, gest. zu Prag 27. März 1861). Nachdem er in Prag die medicinischen Studien beendet, erlangte er am 11. März 1835 die Doctorwürde, und dem Lehramte sich zuwendend, wurde er früher noch an Seite des damals supplirenden Professors Dr. Bochdalek zum Prosector an der anatomischen Lehranstalt ernannt, welche Stelle er von December 1834 bis December 1838 bekleidete. Mit Allerh. Entschließung vom 4. August 1840 wurde er Privatdocent an der Prager medicinischen Facultät mit der Berechtigung zu Vorträgen über Receptirkunst und vom Jahre 1848 an auch über Pharmakodynamik und allgemeine Therapie. Mit Allerh. Entschließung vom 22. Jänner 1849 erhielt er den Titel, mit jener vom 10. Jänner 1851 auch den Charakter eines außerordentlichen Professors mit dem Jahresgehalte von 600 fl. C. M. Stellvertretend versah er in dieser Zeit während Professor Dr. Engel’s Erkrankung die Lehrkanzel der theoretischen Medicin für angehende Wundärzte, und nach Professor Dr. Ruchinger’s im März 1856 erfolgtem Ableben durch fast fünf Jahre jene der Pharmakologie. Seine interessanten Vorträge wurden fleißig besucht. Indessen war R. auch als Schriftsteller in seinem Fache thätig. Zunächst veröffentlichte er in Gemeinschaft mit dem auch bereits verstorbenen Dr. Jos. Liehmann eine deutsche Bearbeitung von Malgaigne’s „Abhandlung über die chirurgische Anatomie und experimentale Chirurgie“ (Prag 1842–1843, Calve, gr. 8°.), welche die anatomisch-topographischen Vorträge Hyrtl’s ergänzten, dann erschienen seine „Grundzüge der Pharmakognosie. Zum Behufe seiner Vorlesungen“, 2 Hefte (Prag 1851, Rabitschek, gr. 8°.), über welche Dr. Zobel im 34. Bande der Prager Vierteljahrschrift für praktische Heilkunde“ (1852) mit Hinblick auf die österreichische Pharmakopoe vom Jahre 1836 eine umständliche scharfe Kritik lieferte. Zugleich war er seit Begründung [254] der Prager Vierteljahrschrift (1844) ein sehr eifriger Mitarbeiter derselben. Außer den Analekten aus der Pharmakologie und Toxikologie, für welche Fächer er vom 1. bis zum 65. Bande als ständiger Berichterstatter thätig war, schrieb er im 8. bis 21. Bande, dann im 23., 25., 33., 36. u. 39. Bande Analekten über Balneologie und zahlreiche Recensionen über neu erschienene Brunnenschriften, Arzneimittellehre und Receptirkunde. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich durch die Herstellung des pharmakognostischen Cabinets (in den Jahren 1836–1839), welches er nach dessen Begründers, des Professors Kurzak Berufung nach Wien, in einem sehr embryonalen Zustande übernommen und ihm dann eine dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechende Einrichtung gegeben hatte.

Prager Vierteljahrschrift für praktische Heilkunde (gr. 8°.) Bd. 70.