Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 104. (Quelle)
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Redaelli, Karl (Geschichtsforscher, geb. zu Galbiate in der Brianza in der Lombardie 6. Juni 1784, gest. zu Mailand 4. September 1853). Der Sohn wohlhabender Eltern, widmete er sich nach beendeten Gymnasial- und philosophischen Studien dem Fache der Jurisprudenz und erlangte im Jahre 1807 an der Universität zu Pavia die Doctorwürde. Anfänglich übte er in Mailand die Advocatenpraxis aus, trat aber im Jahre 1810 als Praktikant bei dem Ministerium der Finanzen in den Staatsdienst über. Im Jahre 1814 wurde er provisorischer Adjunct bei der Departemental-Präfectur zu Olona, in welcher Stellung er bis zum Jahre 1817 verblieb. In diesem Jahre wurde er, da die österreichische Regierung alle nur provisorisch angestellten Beamten entließ, auch seines Postens verlustig. Nach einiger Zeit wurde er aushilfsweise zum Dienste bei dem diplomatischen Archive zugelassen, dessen Organisirung damals in Mailand eben im Werke war. R., der sich mit großem Eifer diesem ihm liebgewordenen Geschäfte, das ihm manchen Einblick in die thatenreiche Vergangenheit seines Volkes gönnte, hingegeben, schmeichelte sich mit der Hoffnung, daselbst auch seine fernere Verwendung zu finden, aber er täuschte sich darin, denn schon nach kurzer Zeit wurde er zuerst bei der k. Delegation, dann bei dem Gubernium einberufen. Bei letzterem diente er in den Jahren 1824–1830 als Secretär bei der für den Lehenkataster aufgestellten Gubernial-Commission, kam alsdann zur k. Intendanz der Finanzen nach Cremona, von dort zu jener nach Lodi und von da im Jahre 1840 nach Mantua, bei welcher er bis an sein Lebensende verblieb. Die beamtliche Laufbahn R.’s war eben, wie aus Vorstehendem ersichtlich, keine besonders glänzende, die Sitte oder richtiger Unsitte, lieber gedankenlose Maschinen als denkende und sich fortbildende Menschen im Amte zu haben, war eine jener bureaukratischen Traditionen, welche den vormärzlichen Staat wie morsches Holz zusammenbrechen machte und die Erstarkung des nachmärzlichen Staates so sehr erschwert, weil diese Maxime ein lange noch nicht überwundener Standpunct ist. Redaelli erwählte sich in seinen Mußestunden [105] ein dankbareres, ihm freilich wenig Lohn bringendes Feld der Wirksamkeit, nämlich jenes der geschichtlichen Forschung, auf welchem er mit Erfolg thätig gewesen. Seine literarische Laufbahn eröffnete er mit einem biographischen Versuch über den einen, wenig gekannten italienischen Dichter, der unter dem Titel: „Vita di Gian Carlo Passeroni“ (Milano 1822, Rivolta) erschien nun folgten mehrere archäologisch-topographische Forschungen: „Memoria dell’ antico stato del Lago di Pusiano nell' alto Milanese“ (Milano 1824, De Stefanis, 8°.) und „Notizie istoriche della Brianza, Distretto di Lecco, della Valsassina e dei luoghi limitrofi dai più remoti tempi fino ai nostri giorni“ (Milano 1825, Felice Rusconi, 8°.); – „Lettera sulla memoria storico-archeologica intorno al Piano di Erba di Carlo Annoni“ (Lodi 1832, tip. Orcesi, 8°.); – „Cronologia del Muratori negli Annali d’Italia per l’epoca longobarda“ (Mantova 1841, tipogr. Virgiliana, 8°.); – „Della fusione dei due popoli Longobardo e Romano“ (ibid. 1841, 8°.); dann besorgte R. eine neue, mit Zusätzen und Berichtigungen versehene Ausgabe des berühmten Antiquars von Bombognini unter dem Titel: „L'Antiquario della Diocesi di Milano di Francesco Bombognini“ (Milano 1828, Pirotta, 8°.). Von seinen in periodischen Schriften abgedruckten Abhandlungen sind zu nennen im 35. Hefte der Mailänder „Annali universali di Statistica“ (1829): „Vita di Cicco Simonetta celebre Segretario degli Sforza“, und im Jahrgange 1844 der „Rivista Europea“ eine Abhandlung: „Sulla bataglia di Cornote“, welche Schlacht zwischen dem Herzoge Alachi und dem Longobardenkönige Cuinbert geschlagen worden. In seinem Nachlasse fanden sich Fortsetzungen seiner oben erwähnten Arbeiten über Annoni’s Plan von Erba, über Muratori’s Chronologie Italiens in der Longobardischen Epoche und über die Vermischung der longobardischen und römischen Nation, und eine reiche Correspondenz mit hervorragenden italienischen Forschern, unter andern mit Pompeo Litta [Bd. XV, S. 280][WS 1], dem Geschichtschreiber der berühmten Familien Italiens vor. R., der als einer der vorzüglichsten antiquarischen Forscher der neueren Zeit geschätzt ist, starb im hohen Alter von 79 Jahren. Man erwartete von seinem Sohne Johann die Herausgabe der von dem Vater hinterlassenen Arbeiten.

Manuale della provincia di Como per l’anno 1856 (Como, Ostinelii, 8°.) p. 178: „Cenno biografica del Dottor Carlo Redaelli“. – Gazzetta di Mantova 1853, Supplemento al Numero 36: „Biografie del Dottore Carlo Redaelli“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XVI, S. 280].