Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 70. (Quelle)
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Ray, Peter (Tonsetzer, geb. zu Borghetto in der Provinz Lodi im November 1773, gest. zu Mailand 11. April 1857). Sohn eines Pächters, zeigte er früh musikalische Anlage und kam in das königliche Conservatorium, genannt della Pietà dei Turchin in [71] Neapel, wo er unter Nicolo Sala die Contrapunctstudien machte, worauf ihn der berühmte Piccini unter seine Schüler aufnahm. Nachdem er daselbst mehrere Jahre sich gebildet, kehrte er in seine Heimat, u. z. nach Lodi zurück und erhielt daselbst im Jahre 1800 die Chormeisterstelle an der Kirche Beata Vergine coronata, welche er bis zum Jahre 1804 versah, worauf er sich nach Mailand begab. Dort lebte er vom Unterrichtertheilen in der Musik und von der Composition, bis er, nachdem im Jahre 1807 in Mailand das Conservatorium der Musik gegründet worden, im April 1808 zum Professor des Gesanges am genannten Conservatorium ernannt wurde. R. behielt, als die Lombardei wieder in den Besitz Oesterreichs kam, nicht nur seine Stelle am Conservatorium, sondern wurde auch bei Gelegenheit der im Jahre 1823 stattgehabten Reorganisation dieser Kunstanstalt als Professor für den männlichen Gesang bestätigt. Im Jahre 1828 erhielt er überdieß die Capellmeisterstelle an der Kathedrale zu Monza, welche er bis zum Jahre 1833 behielt. Im Jahre 1839 wurde ihm die Professur der Composition, nachdem er dieselbe bereits ein Jahr lang supplirt hatte, am Conservatorium verliehen und er bekleidete dieselbe bis zu Anbeginn des Jahres 1850, in welchem seine Jubilirung erfolgte. Seither lebte er von der kais. Pension bis zu seinem im Alter von 83 Jahren erfolgten Tode. R. war ein ungemein fleißiger Compositeur und zog ebenso kirchliche wie weltliche Musik in den Bereich seines Schaffens. Von seinen Messen und anderen kirchlichen Arbeiten wurden viele in den Kirchen der Lombardie, von Piemont und Genua aufgeführt. Schon im Jahre 1807 hatte er in der Kirche Pietro martyre zu Monza ein eigenes, für dieselbe geschriebenes Oratorium aufführen lassen, welches allgemeinen Beifall fand. Als er dann später nach Mailand übersiedelte, schrieb er bei Gelegenheit der Rückkehr der italienischen Armee in ihr Vaterland eine größere Cantate: „Alessandro in Armozia“, welche auch bei Ricordi in Mailand im Stiche erschienen ist. Für die Festlichkeiten, welche anläßlich des Tilsiter Friedens Statt hatten, componirte er eine andere große Cantate, betitelt: „Onore e fedelta“, und zur Geburt des Königs von Rom eine dritte: „Il tempio d’Imeneo welche zwei letzten Werke im königlichen Theater zu Monza und in la Scala aufgeführt wurden. Als im Jahre 1816 Kaiser Franz die Lombardie besuchte, erhielt R. den Auftrag zu einer Festcomposition und nach dieser schrieb er die Opera buffa: „Gli Spensierati“, welche im Teatro Re mit günstigem Erfolge gegeben wurde. Auch bei dem zweiten Besuche des Kaisers Franz in Mailand wurde Ray mit der Composition einer Jubel-Hymne betraut, und im Auftrage der Familie Borromeo componirte er eine Operette, welche in der Villa derselben auf Isola bella öfter gegeben wurde, wenn der König und die Königin von Sardinien sich auf der Isola del Verbano zu Besuch einfanden. Außer den oben angedeuteten Cantaten erschien nur noch eine große Kirchencomposition Ray’s, betitelt: „Tre ore di agonia o le sette parole“, im Stiche, alle seine anderen zahlreichen Compositionen sind Manuscript geblieben und befinden sich viele derselben in den Musikarchiven der Lombardie, Piemonts und Genua’s. Außerdem schrieb er bald nach seiner Ernennung zum Professor der Composition ein Lehrbuch des Contrapuncte, welches unter dem Titel: „Studio teorico-pratico [72] di Contrapunto“ bei Ricordi in Mailand gedruckt erschien und bei dem Unterrichte der Zöglinge im k. k. Conservatorium in Mailand als Leitfaden diente. In den vorhandenen musikalisch-biographischen Werken wird Ray’s Name vergeblich gesucht.

Gazzetta musicale (Milano, Ricordi, 4°.) 1857, No. 17, p. 132: „Pietro Ray“, dal Prof. Carlo De-Vigili.