BLKÖ:Rath, Joseph Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 12. (Quelle)
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Rath, Joseph Freiherr von (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Budweis in Böhmen 27. Februar 1772, gest. zu Linz 31. October 1852). Die erste Erziehung erhielt er im Hause seines Vaters Johann Theophil von Rath, der Hauptmann bei der Artillerie war und im Jahre 1807 mit dem Ehrenworte Edler von geadelt wurde. Die Mutter war eine geborne Hawlitschek, aus Kuttenplan in Böhmen gebürtig. 15 Jahre alt, trat R. 1787 als Unterkanonier in das 2. Artillerie-Regiment, wurde nach 15 Monaten Fähnrich im 2. Infanterie-Regiment, damals Erzherzog Ferdinand, und zeichnete sich zuerst, 1789, bei dem Sturme auf Belgrad aus, wo er an der Spitze von 50 Freiwilligen an dem Sturme theilnahm. Im Jahre 1793 stand er mit dem Regimente im Elsaß, machte daselbst den Angriff auf Wanzenau, und der Muth, gepaart mit Umsicht, welchen er bewies, als er den Auftrag erhielt, ein auf dem rechten Flügel detachirtes Bataillon, welches große Verluste erlitten hatte, aus dem Gefechte zurückzuziehen und zu ordnen, erwarb ihm die Beförderung zum Unterlieutenant in einer Grenadier-Compagnie. R. wurde bei dieser Gelegenheit verwundet, nahm aber trotz seiner Wunde noch weiter am Gefechte Theil. Wegen seines tapferen Verhaltens bei dem Sturme auf den Brückenkopf bei Hüningen, bei welchem er an der Spitze eines halben Hunderts von Freiwilligen der Erste die Vorwerke erstieg, wurde er im Armeebefehle belobt. Er gerieth aber bei dieser Gelegenheit in feindliche Gefangenschaft, kam nach Lyon, von da nach Colmar, wurde aber schon nach sechs Wochen ausgewechselt. 1800 wohnte er der Schlacht bei Engen bei, wo er wieder verwundet wurde. Im Feldzuge des Jahres 1809 focht er in der Schlacht bei Eckmühl, damals bereits Grenadier-Hauptmann, und dann in dem blutigen Treffen vor Znaim, wo er mit seiner Grenadier-Division die Höhen von Lechwitz bis zu seiner schweren Verwundung heldenmüthig vertheidigte. Er rückte nun außer seinem Range zum Major vor und commandirte zunächst die böhmische Legion, bis er in das Infanterie-Regiment Nr. 39 eingetheilt wurde. Er machte nun den russischen Feldzug mit. Im Jahre 1813 befand er sich bei der Südarmee, welche an der Drau gegen den Vicekönig Beauharnais[WS 1] kämpfte. Nachdem die Franzosen sich vergeblich bemüht hatten, die Oesterreicher aus ihrer Stellung an der Drau zu verdrängen und die Stadt Villach zu erobern, steckten sie am 29. August die Stadt an fünf Orten in Brand, griffen nun mit überlegenen Streitkräften die Besatzung an, die nur aus einem Bataillon des Peterwardeiner Grenz-Regiments bestand, und nöthigten dasselbe, sich zurückzuziehen. Nun erhielt Rath von dem Feldzeugmeister Hiller den Befehl, mit einem Bataillon von Duka-Infanterie Villach wieder zu nehmen. Der Besitz der Stadt war für unsere Armee von Wichtigkeit, weil dadurch die Verbindung des Feindes mit Tirol unterbrochen war. Die Franzosen leisteten den hartnäckigsten Widerstand, aber Rath ermüdete nicht, den Muth seines nur 600 Mann starken Bataillons durch Zurufe und sein eigenes heldenmüthiges Verhalten zu beleben. Als er sich endlich gegen den stärkeren Gegner nicht länger mehr halten konnte, zog er sich an die Drau zurück, faßte dort Posto und verwehrte [13] den Franzosen den rasch versuchten Uebergang über den Fluß und verhinderte durch seine mannhafte Vertheidigung die Absicht des Gegners, unsere Armee zu überflügeln. Feldzeugmeister Hiller bestätigte selbst das wackere Verhalten des Majors Rath, den dadurch für unsere Armee errungenen Vortheil und beantragte seine Beförderung zum Oberstlieutenant wie auch die Auszeichnung mit dem Maria Theresien-Orden, für welchen R. im Capitel des Jahres auch würdig befunden wurde. Das Bataillon Duka aber wurde mittelst Armeebefehl als das tapferste in der Armee bezeichnet. In der Folge zeichnete sich R. noch in einem heftigen Gefechte bei Constanz an der Isar aus, in Folge dessen er zum Obersten befördert wurde. Rath erhielt das Regiment Mariassy Nr. 37, das in Galizien stationirt war. 13 Jahre blieb er an der Spitze des Regiments, bis er, zum General-Major befördert, eine Brigade in Italien erhielt. Bei seinem Scheiden aus dem Regimente überreichte ihm das Officierscorps desselben einen kostbaren Ehrendegen. In Italien befehligte R. von 1827 bis 1832 Brigaden in Padua, Pavia und Mailand. Im Jahre 1835 erfolgte seine Ernennung zum Feldmarschall-Lieutenant und Festungscommandanten in Peschiera. Daselbst hielt er im Jahre 1848 die Festung gegen einen überlegenen Feind durch volle zwei Monate. Erst als die Noth in gräßlicher Weise stieg, als Krankheiten und Hunger die schwachen Kräfte der Besatzung gänzlich aufzureiben drohten, trat R. mit dem Feinde in ehrenvolle Unterhandlungen, die auch, ohne den Ruhm der österreichischen Waffen zu schmälern, durchgeführt wurden. Nach der Capitulation erhielt R. das Commandeurkreuz des österreichischen Leopold-Ordens. In Folge des Alters und der durch die in den Kriegen erhaltenen Wunden veranlaßten Gebrechlichkeit trat R. nach 63jähriger Dienstzeit im Jahre 1850 in den Ruhestand, bei welcher Gelegenheit er den Feldzeugmeisters-Charakter und die geheime Rathswürde erhielt. Er zog sich nach Linz zurück, wo er im Alter von 81 Jahren starb. In Linz wurde ihm über Veranlassung des Prälaten Milde aus Dresden, der schon mehrere Jahre früher in einer besonderen Schrift die Verdienste des tapferen Kriegers gewürdigt, auf dem Friedhofe ein stattliches Denkmal gesetzt [s. S. 14 in d. Qu.]. Im Jahre 1818 wurde R den Statuten des Maria Theresien-Ordens gemäß in den österreichischen Freiherrnstand erhoben. Freiherr von Rath war seit 15. Juli 1826 mit Sidonie gebornen Freiin von Barco (geb. zu Lemberg 25. Februar 1807) vermält und hatte aus dieser Ehe drei Kinder, nämlich einen Sohn Joseph Johann Felix (geb. 1831, gest.), zuletzt Oberlieutenant im Marine-Infanterie-Regimente, und zwei Töchter, Sidonie Augusta (geb. 3. August 1828), vermält mit Alexander Mac-Donald de Clan-Renald, k. k. Major in Pension; und Mathilde Therese (geb. 16. August 1829), vermält mit Johann Ritter von Host, k. k. General-Major. Die Familie ist im Mannsstamme erloschen.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 10. März 1818, – Milde, Feldzeugmeister J. Freiherr v. Rath; ein militärisches Lebensbild (Dresden 1852, 8°.) – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1188 u. 1748. – Hirtenfeld (J.) Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1852, Nr. 134, S. 559. – Anzeiger aus dem westlichen Böhmen (Budweis 4°.) 1852, Nr. 4. – Oesterreichischer Militär-Kalender. Herausg. von J. Hirtenfeld [14] (Wien kl. 8°.) V. Jahrg. (1854), S. 127. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Justus Perthes, 32°.) Jahrg. 1863, S. 738; Jahrg. 1869, S. 668 [nach diesem letzteren ist Freiherr Joseph Rath am 26. Februar 1772 geboren; alle anderen Quellen geben den 27. Februar als Geburtsdatum an]. – Denkmal des Feldzeugmeisters Freiherrn von Rath auf dem Linzer Friedhofe. Auf einer Basis von 42 Quadratfuß erhebt sich das Grabmal, dessen unterer Theil 20 Quadratfuß umfaßt. Auf dieser erhebt sich das 9 Quadratfuß Fläche haltende Denkmal in einer Höhe von 6 Wr. Fuß; dieses trägt auf seiner Spitze Kriegstrophäen, deren Unterlage Eichenkränze bilden, auf denen ein schiefliegender Schild ruht. Aus der oberen Seite des Schildes ragt der Griff eines römischen Schwertes, aus der unteren das Ende einer abgestumpften Scheide. Auf der linken Seite des Schildes ruht ein Lorbeerkranz und zuoberst ein mittelalterlicher Helm mit geschlossenem Visir, herabhängender Helmdecke, und eine Freiherrnkrone, aus welcher ein Adler mit erhobenen Flügeln sich erhebt. Auf der Vorderseite des Grabmals ist gegen den oberen Rand zu in der Mitte das aus Metall gegossene freiherrliche Wappen angebracht, darunter in den Stein die Inschrift eingegraben: „Joseph Freiherr von Rath, k. k. Feldzeugmeister, geb. zu Budweis den 27. Februar 1772, gest. zu Linz den 31. October 1852.“ Auf der linken Seite ist die Widmung des Monumentes, auf der rechten die tapfere Vertheidigung von Peschiera erwähnt. – Wappen. Ein halb in die Länge und quergetheilter Schild. Am oberen rechten schwarzen Felde eine goldene strahlende Sonne. Im oberen linken goldenen Felde ein zum Fluge sich erhebender schwarzer Adler. In der unteren blauen Hälfte steht auf grünem Grunde eine Burg mit schwarzen Mauerstrichen, geschlossenem Thore, zwei gezinnten Thürmen, zwischen welchen eine brennende Granate zu sehen ist. Zur rechten und linken Seite begleitet ein silberner Stern die Burg. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich ein gekrönter Turnierhelm erhebt. Auf der Krone des Helms steht der oben beschriebene Adler des linken oberen Feldes. Die Helmdecken sind rechts schwarz mit Gold, links blau, mit Silber unterlegt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Beunharnais.