BLKÖ:Radi, Lorenz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 24 (1872), ab Seite: 196. (Quelle) | |||
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[197] Kunstfreunde Dr. Salviati unterstützt, der in dieser Angelegenheit eine Reise nach Wien unternahm, um die Regierung zur werkthätigen Unterstützung des neu aufgefundenen Kunstzweiges zu bewegen. Die kaiserlich österreichische Regierung ließ nun auch dem neuen Unternehmen dessen Proben die Anerkennung der k. k. Akademie der Künste in Venedig erhalten hatten, die wirksamste Unterstützung zu Theil werden. Radi lieferte sofort die vortrefflichsten Arbeiten von wunderbarem Farbenschmelze und einer Weichheit und Zartheit der Tinten, daß sie die gefärbten Pasten der Alten bei weitem übertrafen. In Folge dieser so günstigen Ergebnisse wurde mit Zustimmung der k. k. venetianischen Statthalterei und des k. k. Ministeriums von der Verwaltung des Domes S. Marco in Venedig mit Dr. Salviati ein Vertrag abgeschlossen, kraft welchem sofort 4300 Pfund Gold- und Silberemails und 9120 Pfund farbigen Emails von Radi zu liefern waren, und damit auch in Zukunft die Lieferung solcher Artikel gesichert sei, kam man ferner überein, daß alle Emails, deren der S. Marcusdom in den nächsten fünfzehn Jahren bedürfen sollte, zu den vereinbarten Preisen und unter denselben Bedingungen von Radi und Salviati, welch’ letzterer den geschäftlichen Theil der Angelegenheit überwachte, zu liefern sein werden. Die unten angegebenen Quellen geben eine genaue Darstellung der Wiederbelebung und Entwicklung dieses interessanten Kunstzweiges durch Lorenzo Radi, der zu wiederholten Malen mit silbernen und goldenen Ausstellungsmedaillen ausgezeichnet wurde.
Radi, Lorenz (Wiedererfinder des Gold- und Silberemails zur Mosaikmalerei, geb. auf der Insel Murano bei Venedig). Zeitgenoß. Der Farbenschmelz der herrlichen Mosaikgemälde, namentlich im St. Marcusdome zu Venedig, ist durch die Frescomalerei allmälig ganz verdrängt worden, und die Verfertigung des Emails, aus welchen die Mosaiken zusammengesetzt wurden, besonders aber jene des unvergleichlich schönen Gold- und Silberemails gerieth am Ende ganz in Verfall und zuletzt in Vergessenheit. Die in neuerer Zeit im Dome St. Marco nothwendig gewordenen Ausbesserungen ließen nun den Mangel des Gold- und Silberemails schwer fühlen, und es wurden von verschiedenen Seiten Versuche nach dieser Richtung gemacht, welche jedoch sämmtlich kein gutes Ergebniß lieferten. Die Insel Murano bei Venedig, wo die Glasmacherzunft ihren Sitz aufgeschlagen hatte, war schon in der Blüthezeit der Mosaikmalerei der Ort gewesen, wo die glasartigen Pasten, Gold-, Silber- und Farbenemails geschmolzen wurden, welche zu den Mosaiken dienten. Lorenz Radi, ein Bewohner der Insel Murano, hat nun nach jahrelangen Studien und Versuchen das verloren gegangene Verfahren entweder wieder aufgefunden, oder ein neues entdeckt, welches dem alten nicht nur nicht nachsteht, sondern dasselbe in den Leistungen noch übertrifft. Radi wurde in seinen Arbeiten und Versuchen wesentlich von dem Venetianer und- Wiener Zeitung 1860, Nr. 153 u. 154: „Die in Venedig erzeugten Mosaik-, Gold-, Silber- und fertigen Emails und Chalcedon-Achate“, Bericht von Francesco Zanotto; – dieselbe 1865, Nr. 192. – Augsburger Post-Zeitung 1860, Beilage Nr. 135: „Wiedererfindung des Gold- und Silberemails zur Mosaikmalerei“. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt vonDr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, 8°.) Bd. III, S. 308. –