Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 24 (1872), ab Seite: 166. (Quelle)
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Rački, Franz (gelehrter Theolog, geb. zu Fusino im Fiumaner Gebiete 25. November 1829). Der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns; die unteren Schulen besuchte er in seinem Geburtsorte, das Gymnasium 1839–1842 in Fiume, später, bis 1847, in Warasdin, dann hatte er die Absicht, in Pesth die philosophischen Studien zu machen, die Wirren der Revolution vereitelten aber diesen Plan und er begab sich nach Zengg in das dortige bischöfliche Seminar. Dort machte er sich bald durch seine hervorragende geistige Begabung bemerkbar; wurde in Folge dessen auch im Jahre 1849 in das Pazmaneum nach Wien geschickt, wo er mit großem Eifer dem Studium der theologischen und philosophischen Wissenschaften und jenem der verschiedenen Dialecte der slavischen Sprachen oblag. Nachdem er in Wien die Studien beendet und die theologische Doctorwürde erlangt hatte, wurde er in Wien am 25. August 1852 zum Priester geweiht und sodann an dem dortigen Seminar zum Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts ernannt. Durch Vermittelung seines Bischofs Ožegović [Bd. XXI, S. 140] wurde R. im Jahre 1857 zum Canonicus an der illyrischen Kirche des h. Hieronymus in Rom erwählt, worauf er noch im nämlichen Jahre nach Rom übersiedelte. Daselbst verweilte er bis zum Mai 1860, worauf er nach Oesterreich, und zwar nach Croatien, anfänglich in der Absicht, nur für kurze Zeit, zurückkehrte; aber das Domcapitel von Zengg erwählte ihn im Jahre 1861 zu seinem Vertreter auf dem croatischen Landtage und in den Landtag 1865/1866 wurde er von dem Diakovarer Capitel als Abgeordneter gewählt. Anfangs 1863 wurde er Statthaltereirath und Inspector der Volks- und Mittelschulen in Croatien und Slavonien und hat in Folge dessen seinen bleibenden Aufenthalt in Agram. Bereits als Zögling des Zengger Seminars beschäftigte sich R. mit schriftstellerischen Arbeiten und seit 1849 schon war er ein fleißiger Mitarbeiter der kirchlichen Zeitschrift „Katolicki list“, in welcher er theologische Aufsätze veröffentlichte, während er im „Neven“, einem belletristischen croatischen Blatte, schöngeistige Arbeiten erscheinen ließ. Als er später am Zengger Seminar als Professor thätig war, trieb er fleißig Studien über die ältere slavische Literatur und croatische Geschichte, sammelte auch nach dieser Richtung glagolitische Urkunden und Inschriften, von denen Kukuljević manche in seinem Werke „Monumenta“ benützte und abdruckte, und veröffentlichte seine eigenen Forschungen in dem von der Agramer gelehrten Gesellschaft herausgegebenem „Arkiv“ und im „Neven“. Davon sind besonders hervorzuheben seine „Uebersicht der glagolitischen Kirchenliteratur mit besonderem Hinblicke auf die heil. Schrift und liturgische Bücher“, im „Katolicki list“ 1856, Nr. 34 u. 35; – „Dalmatinisch-croatische Erzbischöfe“, ebenda 1857, Nr. 1–3 u. 20; – „Umriß südslavischer Geschichten bis zum 9. Jahrhunderte“, im 4. Bande des „Arkiv“, und „Leben des h. Thomas, Erzpriesters von Spalato“, im „Neven“ 1857. Als er in der Folge nach Rom übersiedelte, trieb er dort fleißig archäologische [167] und paläographische Studien und forschte in den dortigen Archiven und Bibliotheken nach Handschriften, welche auf die südslavische Geschichte Bezug haben. Nach dieser Richtung unterzog er einer sorgfältigen Durchsicht die Bibliotheken der Propaganda, der Familien Chigi, Corsini, Barberini u. A., setzte sich mit den Vorständen der Vaticanischen Bibliothek, PP. Theiner und Martinuzzi, in Verkehr, die ihm bei seinen Forschungen ihre Unterstützung angedeihen ließen, reiste nach Neapel und Monte Cassino, trat mit anderen gelehrten Männern Italiens, von denen er Förderung seiner wissenschaftlichen Zwecke erwarten durfte, wie mit Tosti, Guillelmotti und Anderen, und mit gelehrten Corporationen, wie mit der Accademia dei Quiriti, der Accademia della religione cattolica, in Verbindung und sammelte auf diese Art reiche Materialien für seine wissenschaftlichen Arbeiten, die er in den vorgenannten Blättern und in einigen selbstständigen Werken veröffentlichte. Diese letzteren sind: „Viek i djelovanje sv. Cyrilla i Methoda, slovjenskich apostolov“, d. i. Leben und Thaten der h. Cyrill und Method, Apostel der Slaven, 2 Bände (Agram 1857 und 1859); – „Odlomci is državnoga prava horvatskoga za narodne dynastie“ (Wien 1861, 8°.); – „Pismo slovjensko. Troškom K. Stojšića“, d. i. Ueber den Ursprung der slavischen Schrift. Mit einer Tabelle. Herausgegeben durch K. Stojšić (ebd. 1861); – „Assemanovíli Vatikanski Evangelistar“ (Wien 1865, 8°.). – „Ocjena starijih izvora za hrvatsku i srbsku povješt srednjega vjeka“, d. i. Würdigung der alten croatischen und serbischen Geschichtsquellen des Mittelalters (Agram, 1868, Gaj, 8°.). In den Jahren 1865 und 1866 war R. vielfach publicistisch thätig und ind seine Artikel im croatischen Blatte „Pozor“, eine größere publicistische Arbeit R.’s aber auch in deutscher Uebersetzung selbstständig unter dem Titel: „Fiume gegenüber von Croatien. Aus dem Croatischen übersetzt von X. Y.“ (Agram 1869, gr. 8°., mit Beilagen) erschienen. Auf dem Landtage zählt R. zur liberal-nationalen Partei, welche von Männern wie Bischof Stroßmayr, Mrazovic, Perkovac, Suchaj, Horvat u. A. gebildet wird.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VII, S. 16. – Wiener Zeitung 1858, Bd. I, S. 491. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 326: „Correspondenz aus Agram ddo. 22. November“.