Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Querenghi, Jacob
Band: 24 (1872), ab Seite: 141. (Quelle)
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Querena, Lactanz (Maler, geb. zu Clusone in der venetianischen Provinz Bergamo im Jahre 1768, gest. zu Venedig 10. Juli 1853). Seine Mutter Maria Anna war die Tochter des verdienstlichen Malers Carpinone. Im Alter von 16 Jahren widmete er sich der Malerkunst und begab sich nach Verona, wo er an der dortigen Kunstakademie ein Schüler von Saverio dalla Rosa wurde. Aber nicht lange verweilte er daselbst, es zog ihn nach Venedig, wo er von dem Studium der classischen Werke, welche die Lagunenstadt in solcher Fülle besitzt, sich mehr Erfolg für sein Talent versprach. In Venedig trieb er auch fleißig Studien der großen alten Meister und zugleich befreundete er sich dort mit Luigi Zandomeneghi, einem gleich ihm begeisterten Kunstjünger, welcher Herzensbund nicht ohne Einfluß auf Q.’s künstlerische Entwickelung blieb. In der ersten Zeit beschäftigte sich Q. viel mit dem Copiren berühmter Gemälde aus der venetianischen Schule und erlangte darin eine solche Virtuosität, daß, als der berühmte Kunstfreund Leopold Cicogna, [142] damals Präsident der Venetianer Akademie der Künste, es erwirkte, daß das stark beschädigte Bild von Titian: „l’assunta“, auf ärarische Kosten hergestellt werde, Querena den Auftrag erhielt, die Figur des heiligen Petrus, welche durch Brand sehr gelitten, zu restauriren. Er hatte sich dieser Aufgabe in meisterhafter Weise entledigt. Ein anderer Beweis seiner Meisterschaft im Copiren berühmter Bilder ist folgende Thatsache. Ein Fremder brachte auf die Kunstakademie in Venedig ein Gemälde mit der Bitte, ihm die Ausfuhr desselben zu gestatten. Man prüfte das Bild und erkannte es für so werthvoll, daß man dem Fremden sein Ansuchen verweigerte, weil ein Regierungserlaß die Ausfuhr berühmter Gemälde untersagte. Nun gab der Besitzer des Bildes die Erklärung ab, daß dasselbe nichts weniger als ein Original, sondern eine Copie der „Violante“ von Paris Bordone und daß der Copist des Bildes ein in Venedig lebender Maler sei. Er brachte auch zur Bekräftigung seiner Aussage den Künstler selbst mit und dieser war – Querena. Der Fremde reiste nun mit seinem Bilde, gegen dessen Ausfuhr sich weiter keine Anstände erhoben, nach Wien und war eben im Begriffe, die Copie als Original an einen reichen Cavalier zu verkaufen, als der Besitzer des Originals davon Kunde erhielt und sich sofort nach Wien begab, um dort sein Original der Copie entgegenzustellen. Thatsächlich fand die Gegenstellung des Originals und der Copie vor einer akademischen Commission statt, welche den interessanten Ausspruch that, es sei keines von beiden Bildern eine Copie, aber wenn man schon eines dafür halten müsse, so sei es kein anderes als das für das Original ausgegebene. Querena war aber nicht bloß ein sehr geschickter Restaurator, er hat auch viel Originale gemalt, wovon sich ein großer Theil in den Kirchen Venedigs befindet. Von diesen Bildern Querena’s sind anzuführen das große historische Gemälde: „Moses verlangt von Pharao die Befreiung seines Volkes“, ein Huldigungsbild, von der Stadt Venedig Ihren Majestäten dem Kaiser Franz und der Kaiserin Karolina Augusta, anläßlich Ihrer Vermälung dargebracht; – ein „H. Franziscus Xaverius im Sterben“, in der Kirche San Bartolomeo; – „Die H. Marina an der Pforte ihres Klosters“, in der Kirche S. Maria Formosa, das für Querena’s bestes Bild gehalten wird; – eine „Ruhe in Egypten“, in S. Maria del Pianto; – eine „Kreuzabnahme“, in der Muttergottescapelle der Kirche SS. Giovanni e Paolo; – eine zweite „Kreuzabnahme“ in der Sacristei der Kirche S. Maria della Misericordia; – ferner in der Kirche S. Giobbe: „Gott erscheint dem h. Job“; – in der Kirche S. Felice: „Der h. Joseph mit anderen Heiligen“; – in der Kirche des h. Apollinar: „Das Martyrium dieses Heiligen“; – in der Kirche S. Nicolò di Tolentino: „Die Kreuzabnahme“ und „Die schmerzhafte Mutter Gottes“; – in der Kirche S. Maria del Carmine: „Mariä Empfängniss“, nach dem großen Gemälde von Titian, und „Der H. Antonius von Padua“; – in der Kirche der h. Agnes: „Der H. Joseph Calasanz erweckt ein Kind“; – in der Sacristei der Kirche Maria Salute: „Gott Vater“; noch sind von Querena’s Pinsel die Bilder der beiden Seitenaltäre in der Kirche Jesus, Maria und Joseph, und jene der beiden Seitenaltäre in dem neuen Kirchlein zum heiligen Namen Jesu; nach Querena’s Carton hat Liborius Salandri im Jahre 1832 in Mosaik: „Das jüngste Gericht“ ausgeführt, welches sich ober dem Haupteingange der St. Marcuskirche [143] befindet. Mehrere andere Arbeiten dieses Künstlers, theils Restaurationen, theils Originale, finden sich zerstreut in mehreren anderen Kirchen und Palästen Venedigs. Der Künstler war Mitglied der Akademie der schönen Künste in Venedig, wo er im hohen Alter von 85 Jahren starb. Von seinen Söhnen erlangte einer – Luigi, als Künstler einen vortheilhaften Ruf. Dieser hat sich vornehmlich der Prospectmalerei zugewendet, und mehrere seiner Arbeiten sind in den Ausstellungen zu Mailand und Venedig, selbst zu Prag und Wien zu sehen gewesen. Von seinen Bildern sind anzuführen: „Die Festregatta auf dem Canal grande“, welche die Venetianer im Jahre 1782 zu Ehren der Anwesenheit der russischen Prinzen in der Lagunenstadt veranstaltet haben; – „Das Baptisterium von San Marco“, im Besitze des Dichters Andreas Maffei; – „Das Stiergefecht im Hofe des Palazzo ducale im Jahre 1696“. gemalt im Auftrage des Fürsten Andrea Giovannelli, wovon das Album Esposizione für 1854 eine von Cherbuin in geschabter Manier ausgeführte Nachbildung mitgetheilt hat; – „Papst Pius VI. steigt, von Wien heimkehrend, auf seiner Durchreise durch Venedig bei den Dominikanern zu St. Johann und Paul ab“; – „Piazza di Torcello“, im Auftrage des Grafen Alex. Albrizzi 1856 gemalt; – „Il Campo di San Rocco“, im nämlichen Jahre gemalt; – „Der Kampf der Castellani und Nicolotti in Venedig“, gemalt 1855 im Auftrage der Gräfin Julie Samayloff; – „Sonnenuntergang auf der Lagune“; – „Einfahrt in den Canal reggio“, beide im Jahre 1860 gemalt; – „Das Innere der Kirche S. Zaccaria im Momente, als der Doge am Ostertage der Äbtissin des Klosters den Dogenhut übergibt“; – „Die Kanzel in der San Marcuskirche“ und „Das Innere der San Marcuskirche“, die letzten drei im Jahre 1861 gemalt, – „Ansicht der Akademie in Venedig mit dem Denkmale des Generals der Republik, Coliani“, in der 1870 versteigerten Sammlung von Marcus Amadeo in Triest: und in der Jahres-Ausstellung der k. k. Akademie der bildenden Künste bei S. Anna in Wien befand sich im Jahre 1858 sein Bild: „Festliche Abreise des zum General-Capitän für Morea ernannten Francesca Marosini. 1692“ (220 Napoleonsd’or). Der Künstler hat auch die I. große internationale Kunst-Ausstellung im Künstlerhause in Wien im Jahre 1869 mit zwei Bildern beschickt: „Inneres des Archivs der Schule von Santa Maria del carmine“ (20 Napoleonsd’or) und „Die Kanzlei der Erzbrüderschaft des h. Rochus in Venedig“ (15 Napoleonsd’or). Luigi Q. zählt zu den besten italienischen Prospectmalern, der Gegenwart. Eine meisterhafte Perspective verbindet er mit trefflich gewähltem Farbentone; seine Bilder sind mit Sorgfalt staffirt, Alles darauf athmet Leben.

Dandolo (Girolamo), La Caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’anni. Studii storici (Venezia 1857, Naratovich, 8°.) Appendice p. 214. – Zanotto (Francesco), Nuovissima guida di Venezia e delle Isole della sua Laguna (Venezia 1856, Giov. Brizeghel, 12°.) p. 5, 204, 274, 276, 284, 318, 335, 363, 381, 384, 407, 409, 415, 435, 436, 344, 557 [dieses und das vorige Werk über Lactanz Querena]. – Album Esposizione di belle arti in Milano e Venezia (Milano, G. Canadelli, 4°.) Anno XVI (1854), p. 17 u. f. – Il pensiero (belletr. Venetianer Journal, 4°.) 1857, p. 157: „Belle arti“. – Gazzetta uffiziale di Venezia 1860, Nr. 235, u. 1861, Nr. 135, im Feuilleton [über Luigi Querena].