BLKÖ:Pummerer, Anton Georg

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 24 (1872), ab Seite: 80. (Quelle)
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Pummerer, Anton Georg (Fabriksbesitzer und Mitglied des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes, geb. zu Passau im Jahre 1813, gest. zu Gastein 2. October 1866). Ueber seine Jugendgeschichte liegen keine Nachrichten vor. Seit dem Jahre 1838 lebte er als Kaufmann zu Linz, wo er sich mit Commissions-, Speditions- und Bankgeschäften befaßte. Er besaß eine Oelfabrik in Wels und war Directionsvorstand der k. k. Lambacher Flachsspinnerei. Zuletzt war er Präsident der oberösterreichischen Handels- und Gewerbekammer, Director der Linzer Filials-Escomptebank, Ausschußmitglied der allgemeinen Sparcasse in Linz, Präsident des Vereins zur Förderung des geselligen Lebens und Mitglied noch mehrerer Humanitätsanstalten. Im J. 1861 wurde er in den Linzer Landtag und aus diesem als Vertreter der Linzer Handelskammer in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrathes gewählt. In diesem nahm er den äußersten Platz der Linken ein und bekannte sich zu den Principien der Wieser’schen Partei, den sogenannten deutschen Autonomisten. In seinem Nekrologe werden ihm ein fester Charakter, strenger Rechtlichkeitssinn und hervorragende kaufmännische Intelligenz nachgerühmt. Ein klar sehender Geist, strebte er, über kleinliche Dinge hinwegsehend, nur bedeutende Ziele an. Er war kein großer Redner, aber in seinen Vorträgen streng logisch und lichtvoll, in seinen Bemerkungen oft von drastischer Kürze und nicht ohne feinen Sarkasmus. Seinen Gemeinsinn bethätigte er bei vielen Anlässen, so zählte er zu den Gründern der allgemeinen Sparcasse in Linz und der Lambacher Flachsspinnerei. Als Nachfolger des ersten Präsidenten der oberösterreichischen Handelskammer, Dierzer Ritter von Traunthal, leitete P. etwa durch zehn Jahre die Kammer im Sinne des Fortschrittes und kämpfte selbst in den Jahren der ärgsten Reaction mit seltenem Freimuthe für die freiheitlichen Institutionen auf industriellem, commerciellem und politischem Gebiete. [81] Im Landtage und Reichsrathe eine gleich liberale und mannhafte Haltung bewahrend, erschien er ebenso wenig nach oben dienstfertig, als er es verschmähte, durch wohlfeile liberale Schlagwörter die Gunst der großen Menge zu erringen. Stets nur seiner Ueberzeugung folgend, stand er fest auf dem Boden der Praxis und wirkte nachdrücklich für das Gedeihen des großen Regenerationswerkes im Kaiserstaate mit. Sein glückliches Familienleben zerstörte ein einziger Schicksalsschlag. Die Nachricht von dem Tode seines ältesten Sohnes, der in Marseille im Alter von 23 Jahren vom Typhus hingerafft worden, hatte den kräftigen Mann derart darniedergebeugt, daß er nach kaum mehr als einem halben Jahre, selbst noch im kräftigen Mannesalter von 53 Jahren, seinem Gemüthsleiden erlag.

Der Reichsrath. Biographische Skizzen der Mitglieder des Herren- und Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes (Wien 1861, Ferd. Förster, 8°.) I. Heft, S. 46. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 761: „Linz 11. October“. – Oberösterreichische Zeitung 1861, Nr. 74: „A. G. Pummerer“.