BLKÖ:Polet, Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 23 (1872), ab Seite: 85. (Quelle) | |||
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Johann Polet, der nebstbei ein nicht kleiner Sonderling war, zu gedenken. Die Zeit seiner Geburt fällt in das letzte Viertel des 18. Jahrhunderts. Im Jahre 1809 kaufte P. ein etwa vier Joch großes Grundstück mit felsigem Boden und ziemlich jäher Abdachung, das hinter dem Franziskanerkloster in Kaaden lag. Dort führte er mit großen Kosten und Ueberwindung nicht geringer Schwierigkeiten, Erde auf, errichtete Scarpen und pflanzte nun zwischen den Scarpen und auf dem Abhange die Weinreben. Um gute Rebensorten zu erhalten, machte er selbst weite Reisen. Auch beobachtete P. eine eigene Manipulation, um größere und vollere Trauben zu erzielen. Zur Zeit der Lese sortirte P. auf das Sorgfältigste die Reben, daher die Lese, bei der im Durchschnitte jährlich 20–40 Eimer erzielt wurden, 14 Tage dauerte, dabei verkaufte er Niemandem eine Traube, auch nie einen Most, aller gepreßte Saft wurde der Gährung unterzogen. So nahm er jährlich über Tausend Gulden für Wein ein. Bei seinem Tode fanden sich 40 Eimer im Keller vor, wovon das Seidl mit 48 kr. berechnet wurde. Nach seinem Tode ging – leider – der Weinbau in Kaaden ein. Ueberdieß war P. ein eigenthümlicher Charakter. Er glaubte an eine Seelenwanderung; deßhalb behandelte er auch sein Pferd, das übrigens guter Art war, sehr wohlwollend, indem er sich für überzeugt hielt, daß in ihm die Seele eines sehr weisen Mannes wohne. Punct 11 Uhr Mittag wurde es jeden Tag von seiner Arbeit entlassen. Da er alle Ursache zur Besorgniß hatte, von Dieben besucht zu werden, hatte er gegen dieselben sehr viele verschiedenartige Vorkehrungen getroffen. Die Fenster seiner Wohnung waren so klein, daß vor denselben nur eine einzige Glasscheibe genügte. [86] In seinem Zimmer hatte er sehr viele Waffen gegen Diebe, in seinem Weingarten Selbstschüsse und an den Scarpen eiserne Stacheln. Seinen Weingarten, den er auf der nördlichen Seite mit den edelsten Obstsorten als Schutz für die Reben bepflanzt hatte und in welchem er selbst eine Bienencolonie unterhielt, liebte er so sehr, daß er auch nach dem Tode in demselben bleiben wollte, weßhalb er sich eine Gruft daselbst zu bauen anfing. In seinem Testamente bestimmte er, daß er nach seinem Tode allsogleich sitzend in der Gruft untergebracht und seine Hand mit einem Draht versehen werde, welcher zu einer Glocke außerhalb der Gruft führen sollte, vor derselben sollten durch drei Tage und drei Nächte Wächter aufgestellt werden, deren Entlohnung gleichfalls im Testamente bestimmt war. Allein, als P. im Jahre 1839, vom Schlage getroffen, starb, war seine Gruft noch nicht vollendet und so wurde er, ohne Rücksichtsnahme auf seine letztwilligen Verfügungen, gleich anderen Verstorbenen, auf dem allgemeinen Friedhofe beerdigt. [Prager Zeitung 189, Nr. 189, im Feuilleton: „Der letzte Weinbauer in Kaaden“.]
Noch ist des in seiner Art denkwürdigen letzten Weinbauers von Kaaden in Böhmen,