Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 23 (1872), ab Seite: 25. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Cesare Poggi in Wikidata
GND-Eintrag: 1026271924, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Poggi, Cesare|23|25|}}

Poggi, Cesare (Historienmaler, geb. zu Mailand im Jahre 1803, gest. ebenda im März 1859). Entstammt einer Mailänder Familie und besuchte zuerst das Gymnasium in Mailand; da er Lust und Liebe zur Kunst zeigte, wurde er im Jahre 1820 Zögling der Ornamentenschule, [26] aus weicher er nach und nach in die anderen Abtheilungen der Kunst überging, bis zuletzt der geschickte Maler Sabatelli sein Lehrer im Figurenzeichnen wurde. Nachdem er längere Zeit unter der Leitung dieses Meisters gearbeitet, begab er sich um das Jahr 1824 nach Venedig und setzte an der dortigen Kunstakademie seine Studien fort. Nun erwachte in ihm die Sehnsucht, in Rom seine künstlerische Ausbildung zu vollenden. Zu jener Zeit gab es in der Lombardie noch keine Stipendien für talentvolle junge Künstler, welchen es dadurch ermöglicht ward, sich in Rom auszubilden. P. aber hatte durch seine Arbeiten so sehr die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, daß ihm die k. k. österreichische Regierung eine Empfehlung an ihren Gesandten in Rom gab, welcher auch in liebenswürdiger Weise dem warm empfohlenen Künstler Atelier und Wohnung in seinem eigenen Palaste einräumte. Dort bildete nun P. sein Talent an den ewigen Meisterwerken der Kunst immer mehr und mehr aus. Als um jene Zeit der Erzbischof Gaisruck nach Rom kam, um daselbst den Cardinalshut zu empfangen und die kaiserliche Gesandtschaft ein Bildniß des Kirchenfürsten zu besitzen wünschte, wurde P. auserwählt, denselben zu malen. Um jene Zeit vollendete er auch im Auftrage des Grafen Arese das große historische Bild, welches den „Tod der Clarissa Visconti“ darstellte und zuerst auf der Ausstellung in Rom und später in Mailand die Aufmerksamkeit der Kunstkenner auf sich zog. Es war dieß kein geringer Erfolg zu einer Zeit, in welcher die farbenreichen Bilder des Malers Hayez [Bd. VIII, S. 150] allgemeine Anerkennung fanden. P. war mittlerweile selbst nach Mailand übersiedelt, wo es ihm bald nicht an namhaften Bestellungen fehlte. Zu seinen besten Arbeiten aus jener Periode zählen: „Die drei Kartenspieler“, halbe Figuren in Lebensgröße, in der Art des Caravaggio, in kräftiger und charakteristischer Darstellung; – dann „Römische Räuber, welche von Bewaffneten verfolgt werden“, ein Bild von furchterregender Wahrheit, mit kühnem Pinsel in der Art des Salvator Rosa gemalt; – „Die Rückkehr des verlorenen Sohnes“ und „Cajus Marius, der seine Brust dem Stahl des Cimber darbietet“; – „Christus am Kreuze, mit Magdalena und Johannes“, welches Bild wohl auf den ersten Anblick durch den Effect des Lichtes und der Farbe wirkt, im Kunstblatt 1831 aber eine sehr herbe Beurtheilung erfährt. Als im Jahre 1833 Thorwaldsen Mailand besuchte, erbat sich der berühmte Bildhauer Pompeo Marchesi [Bd. XVI, S. 417] zum Andenken sein Bildniß und es wurde Poggi die Ehre zu Theil, den großen Dänen abzuconterfeien. Im nämlichen Jahre malte P. in der Kuppel der Pfarrkirche zu Pisegne im Bergamaskischen al fresco den „Mannafall in der Wüste“, welches Bild von der Gemeinde so beifällig aufgenommen wurde, daß sie ihm auch die Ausführung, eines Altarbildes: „Christus auf dem Calvarienberge“, übertrug. Darauf malte P. für die Gemeinde in Maleo das „Martyrium des h. Sebastian“, wovon das Kunstalbum, welches Paolo Ripamonti Carpano in Mailand unter dem Titel: „Le gemme d’arti italiane“ herausgab, eine Copie im Stiche brachte; – für die Kirche im Peregallo ein Altarbild: „Der Abt St. Antonius“, der Patron der Kirche; – im Auftrage des Marchese Antonio Busca „Die Ehebrecherin“, welches auf der Ausstellung der Brera für das Meisterwerk des Künstlers erklärt wurde; – für denselben [27] Marchese malte P. später das große Oelgemälde: „Brutus und Ligarius“, nach der Erzählung Plutarchs in der Biographie des Marcus Brutus. Während der Jahre 1844–1854 gerieth P., der früher sozusagen in der Mode war, förmlich in Vergessenheit. Aus dieser Zeit sind von ihm nur einige Bildnisse bekannt, dann mehrere Restaurationen, welche er im großen Spitale zu Mailand ausgeführt hat, und einige kleine Bilder, darunter eine Episode aus Manzoni’s Promessi Sposi, die „H. Cäcilia und ihre an der Pest gestorbene Tochter“ u. dgl. m. Im Jahre 1854 trat P. wieder in den Vordergrund, und zwar wendete sein großes Gemälde: „Johannes der Täufer predigt in der Wüste“ die Aufmerksamkeit auf ihn, auch fand in dieser Zeit ein anderes großes Gemälde seines Pinsels: „Cola Montana stellt seinen adeligen Zöglingen den Herzog Visconti als ein Muster dar, dem sie nachzueifern hätten“, Anerkennung. Seine letzte große Arbeit war das im Auftrage des Bankiers Julius Bellinzaghi gemalte Bild: „Susanna im Bade von den Alten überrascht“ welches von Canadelli in seinem Album Esposizione[WS 1] für 1855 im Stich veröffentlicht wurde. P. malte auch noch Landschaften und Marinen, deren mehrere sich im Besitze seines Freundes Pietro Cominazzi befinden. P. wurde im Jahre 1837 von der k. k. Kunstakademie der Brera zum Mitgliede ernannt. P. zählt zu den vorzüglicheren Künstlern der neueren Mailändischen Schule, mit welcher er ebenso ihre Vorzüge wie ihre Gebrechen theilt; erstere sind glückliche Lichteffecte, frisches, mitunter blendendes Colorit; letztere: Mängel, mitunter grobe Fehler in der Zeichnung und nicht immer glückliche Gruppirung. Seine Bildnisse – es galt einige Zeit als guter Ton, von Poggi gemalt zu werden – sind blendend in der Farbe, augenfällig in der Gewandung, aber trotz aller Aehnlichkeit fehlt ihnen das Leben, sie sind eben nur Copien des Lebens. Jedoch kann nicht geläugnet werden, daß er in der ersten Zeit seines Schaffens und besonders dann, wenn er die Manieren alter großer Meister nachahmte, mitunter ganz Vortreffliches geleistet hat.

La Fama. Rassegna di scienze lettere arti, industria e teatri (Mailand, kl. Fol.) Anno XVIII, No. 25 e s.: „Cesare Poggi“, von P. A. Curti. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 442. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.) Zweite Abthlg. Bd. IV, S. 257, Nr. 2. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1831, S. 197 u. 199: „Kunst-Ausstellung in Mailand 1830“. – Album Esposizione di belle arti in Milano ed altre città d’Italia (Milano, Giuseppe Canadelli & Co., 4°.) Anno XIX (1857), p. 92–96: „I ritratti all’ olio di Cesare Poggi“. – Gemme d’arti italiane (Milano, Venezia e Verona, P. Ripamonti Carpano, 4°.) Anno XI (1858), p. 118.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Espasizione.