BLKÖ:Podleska, die sechs Schwestern

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 4. (Quelle)
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Podleska, die sechs Schwestern (Sängerinen). Anna, mit dem Klosternamen Aquinata (geb. zu Beraun 12. Februar 1754). Ihr Vater war Müller in Beraun. Näheres über die Familienverhältnisse siehe zu Ende bei der jüngsten Schwester Thekla. Die Tochter Anna kam nach Auhonicz zu ihren Verwandten, wo sie neben dem Unterrichte in anderen Gegenständen auch den im Gesange erhielt. Später kam sie in die Singschule des berühmten Adalbert Brichta nach Prag, wo sie es nach mehrjährigem Unterrichte zu solcher Vollkommenheit im Gesange brachte, daß ihr Lehrmeister mit ihr eine Kunstreise unternahm. Sie sang 1776 in Wien, später in Brünn und dort trat sie aus unbekannten Ursachen in das Kloster der Dominikanerinen, in welchem sie bis zur Aufhebung desselben zubrachte; darauf begab sie sich zu ihren Eltern nach Prag zurück. – Barbara, mit dem Klosternamen Aloisia (geb. zu Beraun im Jahre 1756), diese erhielt ihren Unterricht im Gesange bei Hiller, damals Capellmeister in Leipzig. In der Folge sang sie am Kurländischen Hofe zu Mietau, von wo sie nach einiger Zeit nach Prag zurückkehrte und daselbst bald darauf in den Orden der Elisabethinerinen in der Neustadt in Prag eintrat. Nach dem „Slovník“ wäre sie noch im Jahre 1840 eine ausgezeichnete Sängerin im Kloster gewesen. Das ist wohl ein Irrthum, denn damals müßte Barbara bereits eine hochbetagte Matrone gewesen sein und statt 1840 soll es heißen 1810, in welchem Jahre sie noch, wie Dlabacz berichtet, in der Kirche ihres Ordens als Virtuosin hervortrat. – Elisabeth, mit dem Klosternamen Margaretha, auch zu Beraun, 1753, geboren, war, sowie ihre Schwester Anna, [5] eine Schülerin des berühmten Brichta, der sie mit ihrer Schwester zugleich auf die oberwähnte Kunstreise nach Wien und Brünn mitnahm. Auch sie trat gleich ihrer Schwester Barbara 1778 in das Kloster der Elisabethinerinen in der Neustadt Prag, wo sie noch im Jahre 1815 als Sängerin glänzte. – Josepha geboren wo die Vorigen, war Schülerin des Capellmeisters Hiller in Leipzig. Im Jahre 1787 ging sie zur Bühne, wo sie ein Jahr an der dortigen Oper sang, von dort nach Prag zurückkehrte und nach einiger Zeit Sängerin am Hoftheater in Mietau wurde, wo sie bereits wenige Jahre später starb. – Marianne, auch eine Schülerin Hiller’s, die sich ursprünglich ebenfalls der Bühne widmete. Im Jahre 1783 begab sie sich mit ihrer jüngeren Schwester Thekla [siehe die Folgende] an das Hoftheater nach Mietau, später aber verließ sie die Bühne und heirathete im Jahre 1794 in Magdeburg einen reichen Mann. – Thekla (geb. zu Beraun im Jahre 1765), die jüngste, weitaus berühmteste dieser sechs Schwestern. Von ihr berichtet Gerber folgendes: „Sie kam 1776 nebst ihren drei Schwestern und ihrer Mutter nach Leipzig, um daselbst Unterstützung zu suchen. Der Herr Capellmeister Hiller, welcher damals mit dem patriotischen Plan umging, eine Musik- und Singschule zu stiften, nahm sich dieser Familie von der Stecknadel bis zum Miethzins an und insbesondere nahm er die Töchter zu einer Anlage zum Conservatorio zu sich und brachte vorzüglich die Jüngste so weit, daß sie nach zwei Jahren als Concertsängerin auftreten konnte.“ Später widmete sie sich der Bühne und sang im Jahre 1782 die Rollen der Parthenia in Schweitzer’s „Alceste“, der Silvia in Schuster’s „Die wüste Insel“ und der Myris in Seydelmann’s „Arsene“ auf dem Bondinischen Theater in Leipzig mit großem Beifall. Im nächsten Jahre folgte sie einem Rufe an das Hoftheater des Herzogs von Kurland nach Mietau, von wo sie nach vierjährigem Aufenthalte sich nach Wien begab und dort an der Oper sang. Dann kehrte sie nach Kurland zurück und vermälte sich dort mit dem daselbst angestellten Hofmusicus Batka, einem gebornen Böhmen. In der Folge begab sie sich nach Prag und scheint allda ihren bleibenden Aufenthalt genommen zu haben. Sie trat dort in Wohlthätigkeitsconcerten und Dilettantenvorstellungen zu verschiedenen Malen auf. Die berühmte Sängerin Podhorsky [siehe dieselbe Bd. XXII, S. 454] war ihre Schülerin. Thekla P. starb um das Jahr 1822.

Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 478. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, J. G. I. Breitkopf, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 165. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Fr. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 494. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 690.