BLKÖ:Plantich, Nikolaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 398. (Quelle)
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Plantich, Nikolaus (Priester der Gesellschaft Jesu, geb. zu Agram in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, gest. im Jahre 1777). Dieser durch seine Erlebnisse besonders denkwürdige, aus einer angesehenen croatischen Familie abstammende Jesuit begab sich um das J. 1750 als Missionär nach Amerika, und zwar nach Paraguay, wo er die abenteuerlichsten Schicksale erlebte und zuletzt vom Volke so zu sagen zum Könige erwählt wurde. Daselbst hatte nämlich der Jesuitenorden höchst wohlthätig auf Landescultur und die Bildung der Einwohner eingewirkt. Er hatte viele Missionen angelegt, unterrichtete die Indianer im Christenthume, lehrte sie den Ackerbau und förderte den Handel nicht unbedeutend. Der ganze Staat erhielt die Gestalt einer Familie, in der die Jesuiten die Familienhäupter waren und über diesen stand als Staats-Oberhaupt Nikolaus Plantich, Ius rex Paraguayae. Was jeder Einzelne erwarb, gehörte nicht ihm (dem Erwerber), sondern der Anstalt (den Jesuiten) und diese theilte davon Unterhalt, Kleidung und Waffen aus. Jedem Europäer war der Zutritt in das Gebiet eifersüchtig verwehrt. Dadurch wie durch Einführung einer fast peinlichen Ordnung und Leitung des Ganzen kamen die Jesuiten in den Verdacht, als wollten sie Paraguay, das damals einen Bestandtheil des portugiesischen Vicekönigreichs Rio de la Plata bildete, für sich in ein unabhängiges Reich schaffen. Es wurden nun künstlich Unruhen angezettelt, die Jesuiten 1767 aufgehoben und vertrieben und die sich widersetzenden Indianer bezwungen. So kehrte denn auch P. nach Europa zurück, wohin ihn mehrere der von ihm bekehrten Indianer begleiteten. P. begab sich nach Wien, erhielt die erbetene Audienz bei der Kaiserin Maria Theresia, die ihn auf das Huldvollste empfing und ihn mit „König, mein Collega“ begrüßte. Alle in Angelegenheit des Ordens und seiner Wiederherstellung in Paraguay unternommenen Versuche blieben erfolglos. P. blieb fortan in Oesterreich, zog sich in sein Vaterland zurück und wurde daselbst 1773 Rector des Ordenscollegiums zu Warasdin. Vier Jahre, bis zu seinem im Jahre 1777 erfolgten Tode, wirkte P. auf diesem Posten. Während dieser Zeit erschien von ihm ein croatisches Andachtsbuch im Drucke unter dem Titel: „Pobožna i kratka za vsaki dan meseca premišljavanja vsem sveto živeti i srečnovumreti želečem kruto hasnovita“, d. i. Fromme und kurze Betrachtungen, andächtig zu leben und selig zu sterben, für jeden Tag des Monats u. s. w. (Agram 1775, Trattnern, 12°.).

Zagrebački Katolički List, d. i. Agramer katholische Zeitung, 1856, Nr. 27: „Nikola Plantič nazovi-kralj paragvajski“, d. i. Nikolaus Plantich, der sogenannte König von Paraguay“. – Paul Jos. Šafařík’s Geschichte der südslavischen Literatur. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von Jos. Jireček (Prag 1865, Friedr. Tempsky, 8°.) II. Illyrisches und croatisches Schriftthum, S. 288, 371.