BLKÖ:Plankensteiner, Arnold

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 396. (Quelle)
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Plankensteiner, Arnold (Reichsraths-Abgeordneter, geb. in Steiermark). Zeitgenoß. P. lebt als Realitätenbesitzer zu Liebenau in der Steiermark, wo er einen Ruf als ausgezeichneter Landwirth genießt. Als bald nach Verleihung der Februarverfassung im Jahre 1861 die Wahlen in die Landtage der österreichischen Kronländer stattfanden, wurde auch P. von den Landgemeinden der Bezirke Murau, [397] Oberwölz und Neumarkt als Abgeordneter in den steirischen Landtag gewählt. In demselben behauptete P. als eines der thätigsten und einsichtsvollsten Mitglieder der liberalen Partei einen hervorragenden Platz. In Folge dessen wurde er bei den neuen Wahlen für den Landtag am 21. Jänner 1867 wiedergewählt, worauf von Seite des Letzteren am 23. Februar g. J. seine Wahl in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrathes erfolgte. In demselben war P. in der Wehrgesetz- und Grundsteuerdebatte als entschiedener Gegner der Regierungsanträge aufgetreten und hat überhaupt unter allen Umständen seine volle Freiheit zu wahren verstanden. Auch ist P. betreff seines politischen Gewissens so feinfühlend gewesen, daß er, nachdem er eine Verwaltungsrathsstelle angenommen, sofort sein Reichsrathsmandat niederlegte und eine Neuwahl veranlaßte, weil er selbst den Schein vermeiden wollte, als könnte er seine politische Stellung irgendwie mit finanziellen Interessen in Verbindung bringen. Sein Name kam aber durch eine mit seinen bisher ausgesprochenen Ansichten in vollem Einklange stehende Handlung erst recht in das große Publicum. Es hatte im J. 1869 der Ackerbauminister den Chefs der verschiedenen Kronländer den Auftrag gegeben, ihm solche Industrielle und Landwirthe namhaft zu machen, welche anläßlich des Geburtsfestes Sr. Majestät ausgezeichnet zu werden verdienen. Unter diesen Personen befand sich für Steiermark der als tüchtiger Landwirth bekannte Plankensteiner, der aber eben auch Reichsraths-Abgeordneter war. So erhielt P. am 18. August 1869 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. P. lehnte mit einem an den Minister des Innern (damals Giskra) gerichteten Schreiben ddo. Liebenau 23. August 1869 die Ordensverleihung ab. Die diese Ablehnung erklärenden Stellen seines Schreibens lauten: „Der Beruf eines Volksvertreters erheischt es, daß alle seine Handlungen dem reinsten Pflichtgefühl entspringen und niemals soll die Hoffnung auf Auszeichnung die Triebfeder sein, die ihn leitet. Will eine Regierung diesen Beruf ehren, seine unabhängige Stellung respectiren, so muß sie selbst Alles zu vermeiden trachten, was geeignet sein könnte, die Lauterkeit der Gesinnungen eines Volksvertreters in Zweifel zu ziehen. ... Es widerstrebt meinen demokratischen Gesinnungen, durch Annahme und das Tragen eines Ordens den Schein auf mich zu laden, als dünke ich mich besser als Andere, und wenn ich derjenigen meiner Mitbürger gedenke, welche verdienstlicher gewirkt haben als ich und mit keiner Auszeichnung bedacht wurden, so müßte mich dieß sehr beunruhigen. Da ich die Ueberzeugung in mir trage, daß durch die Verleihung eines Ordens die Uneigennützigkeit des Volksvertreters in Frage gestellt werden kann, so werden Euer Excellenz es entschuldigen, wenn ich den mir zugedachten Orden dankend ablehne und die Bitte beifüge, von dieser Ablehnung amtlich Notiz zu nehmen ...“. Dieser Vorgang, wenn zwar in solcher oder ähnlicher Art schon dagewesen, aber wenigstens der öffentlichen Kenntniß entzogen, machte großes Aufsehen in allen Kreisen, am meisten jedoch in jenen der Regierung, die bei der Verleihung der Auszeichnung ganz und gar nicht den Abgeordneten, sondern eben nur den verdienstvollen Landwirth in’s Auge gefaßt hatte.

Neues Wiener Tagblatt 1869, Nr. 236: „Ein zurückgewiesener Orden“; Nr. 237: „Eine Demonstration“; Nr. 239: „Zur Affaire Plankensteiner“ – Hahn (Sigm.), Reichsraths-Almanach für die Session 1867 (Prag, [398] F. A. Credner, 8°.) S. 134. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 319: Original-Correspondenz aus Gratz 16. November 1865: „Zur Physiognomie des Landtags“. – Porträt. Photographie von Dr. Heid in Wien in Cabinet- und Visitkarten-Format.