Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 387. (Quelle)
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Plachy, Wenzel (Tonsetzer, geb. zu Klopotowitz in Mähren 4. September 1785, gest. zu Wien 7. Juli 1858). Ein Neffe des tüchtigen Organisten Anton P., dessen Biographie bereits S. 385 mitgetheilt wurde. Wenzel verlor frühzeitig seinen Vater und kam zugleich mit seinem früh verstorbenen Bruder Jacob und mit der ohne alle Mittel zurückgelassenen Mutter zu seinem Onkel Anton nach Dub in Mähren, wo er von demselben unentgeltlich verpflegt, unterrichtet und in der Musik ausgebildet wurde. Als er schon älter geworden und für sein Fortkommen selbst zu sorgen im Stande war, ging er nach Wien, gab dort Unterricht im Clavierspiele, setzte seine Musikstudien fleißig fort und trat mit den damals dort lebenden tüchtigen Künstlern seines Faches, mit Hummel, Förster und Anderen, in freundschaftlichen Verkehr. Im Jahre 1811 wurde er Organist an der Piaristenkirche in Wien und blieb auf diesem Posten über 46 Jahre bis an sein im Alter von 72 Jahren erfolgtes Ableben thätig. P. war als Componist für das Piano ungemein fruchtbar; er schrieb auch Mehreres im Kirchenstyle, darunter eine von Kennern günstig beurtheilte Messe für 4 Singstimmen und Orchester in B“, Op. 24; ein „Graduale für 4 Singstimmen, 4 Violinen, Contrabass und Orgel in B“, Op. 34; zwei „Tantum ergo für 4 Singstimmen und Orchester in C“, Op. 35, und in B, Op. 36. Das eigentliche Gebiet seines Schaffens aber war das didaktische und übersteigt die Menge seiner Pianoforte-Compositionen die Zahl Hundert. Es sind dieß leichte, für den Unterricht der Jugend bestimmte Compositionen, meist Variationen auf beliebte Motive aus Opern, auf Volkslieder, Rondo’s u. dgl. m., unter denen besonders hervorzuheben sind: „Der praktische Clavierlehrer, oder Anfangsgründe, Tonleitern, Uebungen, Passagen und kleine Handstücke in fortschreitender Ordnung mit Fingersatz“, Op. 25; – „Der kürzeste Weg auf den Parnass, enthaltend fortschreitende Originalsätze zum Behufe des ersten Unterrichts“, Heft 1–6, Op. 26; – „Les Immortelles. Receuil des Airs favoris de différentes Nations“, Op. 37; – „12 Präludien“, Op. 65; – „Amusements sur les motifs favoris de différentes Opéras et airs nationaux“, Cah. 1–6, Op. 68; – „Die ersten Uebungsstücke mit Bezeichnung des Fingersatzes“, Nr. 1–6. Op. 79; – „Souvenir de Bellini. 8 Rondinos pour Pianoforte et Violine“, Op. 82; – „Frühlingsblumen. 30 systematisch geordnete Sätze zur Uebung im Notenlesen“, Op. 92; – „Les délices des Opéras de Donizetti. Petites Fantaisies faciles et brillantes sur les motifs les plus favoris des Opéras de Donizetti“, Nr. 1–24, Op. 95; – „Bonbonnière musicale Melodies favorites transcrites dans un style brillant“, Nr. 1–12, Op. 97; – [388] „Melodrama. Suite de melodies agréables et gravieuses à l’usage de la jeunesse“, Nr. 1–12. Op. 100; – „Revue musicale sur tous le tons et demitons représentée en vingt quatre Études“; – „Nationales, Nr. 1: Oesterreichische Weisen; Nr. 2: Polnische Melodie; Nr. 3: Čechische Balladen“, Op. 104; – „Les Colibris. 36 morceaux fav. transcr. dans un Style fac.“, Cah. 1–4, Op. 109. Plachy’s Compositionen sind leicht, gewandt und namentlich seine Unterrichtsstücke mit Geschmack dem jugendlichen Alter angepaßt.

Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 199. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 688. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 268. – Neu-Wien (polit. Blatt) 1858, Nr. 35. –