BLKÖ:Piret de Bihain, Eugen Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 328. (Quelle)
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Piret de Bihain, Eugen Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Pesth im Jahre 1821). Entstammt einer alten, wahrscheinlich belgischen Familie und ist ein Sohn des Anton Freiherrn von Piret, ehemaligen Vorstehers des Hofstaates Sr. k. k. Hoheit Erzherzog Albrecht. Freiherr Eugen trat im November 1837, 16 Jahre alt, als Cadet bei dem 3. Uhlanen-Regimente in die k. k. Armee; er rückte am 16. Juli 1838 zum Unterlieutenant vor, kam am 6. November 1841 als Oberlieutenant in das erste Uhlanen-Regiment und aus diesem als Second-Rittmeister am 5. November 1843 in das 4. Uhlanen-Regiment; in diesem wurde er in rascher Folge, und zwar am 1. November 1845 erster Rittmeister, am 9. Jänner 1851 Major, am 28. Februar 1854 Oberstlieutenant und am 16. Jänner 1856 Oberst. Am 7. März 1862 rückte er zum General-Major vor, wurde in dieser Eigenschaft am 2. October 1868 zum Obersthofmeister bei Sr. kais. Hoheit dem Erzherzog Albrecht ernannt, worauf er noch am 31. October d. J. die geheime Rathswürde erhielt und 28. October d. J. zum Feldmarschall-Lieutenant befördert wurde. Freiherr Eugen hat sich in den verschiedenen Feldzügen seiner Dienstperiode (1837–1870) bei mehreren Anlässen durch seine Tapferkeit und Umsicht bei Führung der unter seinem Commando stehenden Truppen so hervorgethan, daß er als erster Rittmeister am 22. November 1849 mit dem Orden der eisernen Krone 3. Classe und als General-Major am 18. Juli 1866 mit dem Commandeurkreuze des Leopold-Ordens mit der Kriegsdecoration ausgezeichnet wurde. Die höchste militärische Auszeichnung aber erkämpfte er sich im [329] italienischen Feldzuge des Jahres 1866; der Freiherr stand damals als Brigadier bei der italienischen Armee und befehligte die aus dem 5. Kaiserjäger-Bataillon, den Infanterie-Regimentern Nr. 50 und 75; aus sechs Zügen des Uhlanen-Regiments Nr. 12 und einer vierpfündigen Fußbatterie bestehende Brigade. Am 24. Juni 1866 erhielt er eine Stunde nach Mitternacht von seinem Corpscommando den Befehl, um 3 Uhr Früh aufzubrechen, nach San Giorgio in Salice zu marschiren und dort der nach San Rocco di Pallazolo vorrückenden Brigade Oberst Bauer zu folgen. General-Major Piret war mit seiner Brigade bis auf die Höhen von Brolino angelangt, wo er in concentrirter Aufstellung mit der Front gegen Oliosi verblieb. Indessen war der Feind von den Höhen des Monte-Vento gegen Oliosi in bedeutenden Truppenmassen vorgedrungen. Der schon früher zwischen den feindlichen Geschützen und unseren Batterien begonnene Geschützkämpf wurde hartnäckig fortgesetzt und während desselben brachte der Gegner immer mehr und mehr Truppen in’s Gefecht, so daß die Stellung der Unseren bei Oliosi immer mehr bedrängt und gefährdet wurde. In diesem verhängnißvollen Augenblicke drang General P. mit seiner Brigade vor, und in kaum einer halben Stunde gelang es der Bravour seiner Truppen, das bereits vom Feinde stark besetzte Oliosi zu nehmen. Der General hatte nunmehr Befehl, diesen Ort besetzt zu halten. Von Oliosi bis Monte-Vento steigt das Terrain fortwährend, eine Höhe beherrscht die andere, und Monte-Vento selbst ist der höchste Punct. Diesen dem Feinde zu überlassen, erschien dem General sehr bedenklich, und ungeachtet er nur den Befehl hatte, das erstürmte Oliosi besetzt zu halten, entschied er sich doch selbst dahin, dem weichenden Feinde so rasch als möglich zu folgen und nicht eher von ihm abzulassen, als bis er den Monte-Vento erreicht, dort den Feind aus seiner vortheilhaften Aufstellung verdrängt und durch Besatzung derselben unserer Armee einen wesentlichen Vortheil gebracht haben würde. In der That rückte der General mit seinen Truppen, ohne erst Befehle einzuholen, vor. Die Bravheit derselben ermöglichte seine Absicht; obwohl mit Verlusten, wurde der Gegner von Höhe zu Höhe, von Position zu Position gedrängt, bis endlich zwischen 3 und 4 Uhr Nachmittag der Monte-Vento erstürmt und der Gegner nach allen Seiten in voller Unordnung zurückgeworfen war. Diese rasche, ohne Befehl erfolgte Erstürmung des Monte-Vento, der unstreitig bis dahin den festesten Stützpunct des feindlichen linken Flügels bildete und durch dessen Besitz unsererseits auf die Rückzugslinie des Gegners gewirkt werden konnte, wodurch derselbe in bedenklichster Weise gefährdet ward, hat wesentlich zu dem glänzenden Siege unserer Waffen bei Custozza beigetragen. Seine kais. Hoheit Erzherzog Albrecht bestätigten auch diese schöne Waffenthat des jungen Generals mit folgenden eigenhändig geschriebenen Worten: „Als Augenzeuge bestätige ich nach Pflicht und Gewissen, daß Herr G. M. Br. Eugen Piret in der Schlacht von Custozza nach Wegnahme des Ortes Oliosi den Feind unausgesetzt bis zum Monte-Vento verfolgte und schließlich[WS 1] sich durch Sturm in den Besitz dieses wichtigen Punctes setzte. Es ist vollkommen richtig, daß er hiezu einen speciellen Befehl nicht erhielt ...“ In Anerkennung dieser Waffenthat wurde General-Major Piret am 29. August 1866 mit dem Ritterkreuze [330] des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Aus dem in den Acten der Maria Theresien-Ordenskanzlei befindlichen Species facti.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: schießlich