BLKÖ:Pflüger von Lindenfels, Philipp Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 200. (Quelle)
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Pflüger von Lindenfels, Philipp Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Trautenau in Böhmen 23. October 1761, gest. zu Gratz 25. Juni 1837). Sein Vater Andreas diente gleichfalls in der kaiserlichen Armee und wurde im Jahre 1772 in den erbländischen Adelstand erhoben. Sein Sohn Philipp erhielt in der Wiener-Neustädter Akademie eine militärische Ausbildung, wurde im Jänner 1781 als Cadet in das 1. Artillerie-Regiment eingetheilt und machte von dem holländischen Kriege, 1784, an alle folgenden Feldzüge mit. Er wurde im Jahre 1785 zum Fähnrich, im Jahre 1788 zum Unterlieutenant, 1790 zum Hauptmann, 1801 zum Major befördert, welche Stelle er in mehreren Regimentern versah, bis er als solcher 1808 zu Lindenau-Infanterie kam, wo er im näml. Jahre Oberstlieutenant, 1809 Oberst, am 4. October 1813 General-Major und im März 1828 Feldmarschall-Lieutenant wurde, überdieß erfolgte am 12. November [201] 1824 seine Ernennung zum zweiten Inhaber des Tiroler Jäger-Regiments Kaiser. Schon im Türkenkriege, den er im Branowazky’schen Corps mitfocht, und in den Kriegen gegen Frankreich, in welchen er bis zum Luneviller Frieden im Jägercorps Dandini diente, bewährte er sich als tüchtiger Officier. Besonders zeichnete er sich im Jahre 1797 aus. Mit einem Commando über drei Compagnien Blank’sche Jäger stand P. im Corps des Feldmarschall-Lieutenants Bajalich [Bd. I, S. 123] und schlug sich bei Tarvis mit seiner ganzen Mannschaft durch, die sonst in feindliche Gewalt gerathen wäre, wofür P. im Generalbefehl vom 22. März g. J. von Sr. kais. Hoh, dem Erzherzog Karl, der Augenzeuge dieses Vorganges gewesen, in auszeichnender Weise genannt wurde. In der Schlacht am Mincio, der er bereits als Major beiwohnte, zeichnete er sich von Neuem aus, ebenso im Treffen bei Ebelsberg (3. Mai 1809), in welchem er als Oberstlieutenant bei Lindenau-Infanterie sein Bataillon mit großer Umsicht führte. Nach der Schlacht von Aspern zum Oberst und Anfang October 1813 zum General-Major befördert, erfocht er sich als letzterer bei Thienville das Theresienkreuz. Er befehligte damals eine Infanterie-Brigade in der großen Armee und war im Corps des Feldzeugmeisters Grafen Gyulay eingetheilt. Graf Gyulay commandirte die linke Flügelcolonne. In der Schlacht bei Brienne, 1. Februar 1814, sollte er den rechten Flügel des Feindes angreifen, den er aber zu stark fand, um einen Angriff sofort zu versuchen. Er schickte sonach den General-Major Pflüger mit seiner Brigade, zwei Schwadronen Klenau-Chevauxlegers und vier Geschützen gegen die südlich von Thienville befindliche Brücke von Unienville, welche von den Franzosen auf das Hartnäckigste vertheidigt, von Pflüger aber erstürmt wurde. Der Feind ward geworfen und die Unseren konnten bis an die Höhen von Thienvielle vorrücken, was für den weiteren Verlauf der Schlacht von um so größerem Einfluß war, als Napoleon eben schon zur Vertheidigung der genannten, für seinen Plan so wichtigen Brücke eine bedeutende Truppenmacht zu entsenden im Begriffe stand. Mit Allerh. Handschreiben ddo. Troyes 18. Februar 1814 erhielt P. das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Im Jahre 1815 stand P. bei der Armee in Oberitalien und zeichnete sich bei der Erstürmung, des Brückenkopfes über die Saone bei Macon am 10. Juli g. J. so aus, daß er für die bei dieser Gelegenheit bewiesene Entschlossenheit das Commandeurkreuz des Leopold-Ordens erhielt. Seine letzte Dienstleistung war das Commando der Festung Komorn, welches er durch zwei Jahre, 1830–1832, führte, worauf er in den Ruhestand übertrat, den er noch fünf Jahre genoß. Fünfzig Jahre hatte P. in der kaiserlichen Armee gedient, 15 Feldzüge mitgemacht, 7 Wunden empfangen und ist zu Gratz im Alter von 77 Jahren gestorben.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 10. Februar 1825. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1275 u. 1749. – Oesterreichische militärische Zeitschrift, herausg. von Schels (Wien, 8°.) 1843, Bd. III, S. 54. – Leitner von Leitnertreu (Theodor Ignaz), Ausführliche Geschichte der Wiener-Neustädter Militär-Akademie (Hermannstadt 1852, Theod. Steinhausser, 8°.) Bd. I, S. 467. – Wappen. Quadrirter Schild. 1 und 4: in Roth ein silbernes Pflugeisen; 2 und 3: in Blau ein geharnischter Arm, ein bloßes Schwert an goldenem Griffe in der Hand schwingend. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher [202] ein gekrönter Turnierhelm steht, aus dessen Krone sich ein offener schwarzer Adlerflug erhebt, dem der obbeschriebene geharnischte Arm von 2 und 3 eingestellt ist. Die Helmdecken sind rechts roth, links blau, beiderseits mit Silber unterlegt.