Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 60. (Quelle)
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Pesty, Friedrich (ungarischer Schriftsteller, geb. zu Temesvár 3. März 1823). Seine Eltern hatten eine sehr bescheidene bürgerliche Stellung. Nachdem der Sohn die Schulen beendet hatte, bekam er bei der Militär-Verwaltung eine Anstellung, aus der ihn jedoch die 48ger Ereignisse herausrissen. Die Theilnahme an denselben zwang ihn gleich Anderen zur Flucht. Als er im October 1849 aus Widdin zurückkehrte, traf auch ihn wie Andere das Los, sich verantworten zu müssen und sein Vergehen abzubüßen. Die zu Ende 1850 in Temesvár gegründete Handels- und Gewerbekammer ernannte ihn in Würdigung seiner vielseitigen Kenntnisse einstimmig zu ihrem Secretär, in welcher Eigenschaft er ein Jahr lang im wahren Sinne des Wortes thätig war. Als solcher hatte er dem Institute nicht nur durch die nach seinem Plane gestaltete Organisation desselben, sondern hauptsächlich auch durch die Verbreitung richtiger nationalökonomischer Grundsätze wesentlich genützt, und sich durch Mittheilungen über den südlichen Theil Ungarns und dessen materielle Verhältnisse, wie nicht minder durch Herstellung zweckmäßiger Einrichtungen große Verdienste erworben. Die von ihm durch den Druck veröffentlichten Jahresberichte dienten sozusagen als erste Quellen zur Statistik der materiellen Verhältnisse des Banates. Als Deputirter der Handelskammer nahm er an dem im Jahre 1857 in Wien abgehaltenen statistischen Congresse Theil, wo er zu den Wenigen zählte, durch welche Ungarn auf diesem Congresse vertreten war. Nun wählte ihn auch der zu Temesvár neu gegründete landwirthschaftliche Verein zu seinem Secretär. 1858 bereiste er das Krassóer Comitat, um Daten über dessen Bergwerke einzuholen. Ein Rückblick auf Pesty’s literarische Wirksamkeit zeigt, daß sich diese zuerst (seit 1857) nur auf das journalistische Gebiet beschränkte, auf demselben aber in seinen zahlreichen Correspondenzen und Mittheilungen im „Pesti Napló“, „Magyar sajtó“, Klausenburger „Közlöny“, „Magyarország“ u. a. m. eine unermüdliche Thätigkeit und Erfahrung sich kundgibt. Außerdem arbeitete P. auch für viele in- und ausländische deutsche Journale, wo er es sich stets zur Aufgabe machte, die Standpuncte der ungarischen Cultur und Nationalökonomie, sowie die Bestrebungen [61] ungarischerseits nach dieser Richtung in geistreichen Auseinandersetzungen zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Im Jahre 1858 gründete und redigirte P. inmitten vieler Kämpfe die gemeinnützige Wochenschrift „Delejtü“, d. i. die Magnetnadel, welche sich durch ihre werthvollen wissenschaftlichen Artikel und durch ihre geschmackvoll gewählten belletristischen Beiträge nicht nur den Beifall der Leser, sondern auch die Achtung der ganzen Journalistik zu erringen wußte. Als er im Jahre 1861 von der Redaction des Blattes sich zurückzog, ging das Unternehmen in anderen Händen in kürzester Zeit zu Grunde. In den neuen verfassungsmäßigen Zuständen nahm Pesty an dem Comitatsleben regen Antheil, wurde zum Titular-Obernotar des Temeser Comitats-Obergespans ernannt, 1861 aber im Neu-Arader Bezirke zum Abgeordneten gewählt, in welcher Eigenschaft er an den 1861ger Landtags-Verhandlungen theilnahm. Im Jahre 1862 sandte ihn die Handelskammer zur Industrie-Ausstellung nach London, bei welcher Gelegenheit er auch Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland bereiste. Die ungarische Akademie hatte P. schon 1859 zu ihrem correspondirenden Mitgliede ernannt. Er betrat seinen Sitz mit einer Abhandlung: „Ueber die Tempelritter in Ungarn“, welche auch im Drucke erschien. Außerdem erschienen von ihm: „Die Zeit der Gefangenschaft des Königs Sigmund“, im „Tudományos Értekező“; – „Von den Monographien des Temeser Banates“, im „Buda-Pesti szemle“; – „Die Obergespäne des Temeser Comitates“, ebenda; ferner arbeitete er mit großem Fleiße an einem welthistorischen Tagebuche. Einen Theil seiner Forschungen über die Erklärung der ungarischen Ortsnamen veröffentlichte er in der „Temesvárer Zeitung“, und machten diese Artikel seiner Zeit gewissermaßen Aufsehen, weil dieser Gegenstand hier zum ersten Male einer gründlichen Behandlung unterzogen wurde. Seine bescheidene Stellung hielt ihn nicht ab, bei den verschiedenen Kundgebungen einer neuen Aera sich werkthätig zu betheiligen. An der Thatsache, daß Temesvár allein für den Palast der ungarischen Akademie und dessen Fond 15.000 fl. beigesteuert hat, hat P. nicht unwesentlichen Antheil. Im Jahre 1864 wurde er Secretär der Handelsbank in Pesth, wo er seither seine bleibende Wohnstätte aufgeschlagen hat.

Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) 1865, Nr. 15: „Pesty Frigyes“. – Handschriftliche Notizen von Herrn L. Rosner. – Porträt. Dasselbe im Holzschnitt in der vorgenannten Nummer des „Vasárnapi ujság“. – Das Facsimile seiner Handschrift befindet sich im „Gedenkbuch des dritten internationalen Congresses für Statistik in Wien 1857“ auf S. 44.