Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 432. (Quelle)
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Peitl, Joseph (Schulmann, geb. zu Hohenruperstorff, einem Marktflecken in Oesterreich unter der Enns, 11. September 1762, gest. 13. Jänner 1830). Der Sohn bürgerlicher Eltern, verlor er, kaum ein Jahr alt, seinen [433] Vater. Seine Mutter heirathete später wieder und brachte ihren achtjährigen Sohn in dem damals zu Wien bestehenden Johannesspitale unter. Dort erhielt Joseph seinen Unterricht, war einer der besten Schüler und trat nach beendeten Humanitätsclassen in den Orden der frommen Schulen, wo er seine weiteren Studien beendete und sich für das Lehrfach ausbildete. Nachdem er fünf Jahre Cleriker gewesen, erhielt er ein öffentliches Lehramt an der Normalschule, zuerst auf der Wieden, dann in der Josephstadt. Ein Jahr später trat er aus dem Orden, blieb aber beim Lehrfache und erhielt zuerst eine Lehrerstelle in der Zollerischen Stiftung und ein Jahr später, 1789, an der k. k. Normal-Hauptschule bei St. Anna. Dort begann er seine pädagogische Wirksamkeit, welche seinem Namen in der Geschichte des Unterrichts im Kaiserstaate eine Stelle sichert. Durch eigenen, praktisch ertheilten Unterricht und durch theoretische, auf eine vollkommenere Ausbildung der Lehrer abzielende Schriften wirkte er über vier Decennien in der ersprießlichsten Weise. Im Jahre 1802 wurde ihm der Unterricht in der Pädagogik für die geistlichen und weltlichen Präparanden aufgetragen und versah er denselben, die während dieser Zeit gemachten Erfahrungen benützend, mit Eifer und Umsicht bis zum Jahre 1826. In der Zwischenzeit, 1823, wurde er in Anerkennung seiner Verdienstlichkeit zum Director der Wiener Normal-Hauptschule ernannt und ihm im Jahre 1827 der Titel eines kais. Rathes zugleich mit einer Personalzulage jährlicher 300 fl. verliehen. Ferner nahm er Kinder wohlhabender Bürgereltern in sein Haus in Kost und Wohnung, ihre Erziehung und Ausbildung selbst überwachend, auch unterstützte er aus eigenen Mitteln ärmere Schüler, empfahl ausgezeichnete Lehrer zu Hofmeisterstellen, kurz, wirkte in dieser humanistischen Richtung unermüdlich und einsichtsvoll bis an sein im Alter von 68 Jahren erfolgtes Lebensende. P. war als Fachmann auch schriftstellerisch thätig, seine für Lehramts-Candidaten verfaßten, im Jahre 1808 gedruckten „Schriftlichen Aufsätze" erlebten 13 Auflagen, eine kleine Sprachlehre, ein von dem weiter unten angegebenen Werke verschiedenes Handbuch, 5 Auflagen; außerdem erschienen von ihm: „Sammlung von interessanten Gesprächen, Fabeln, Erzählungen und Anekdoten" (Wien 1819, Pichler, mit 1 K., 8°.); – „Methodenbuch oder Anleitung zur zweckmässigen Führung des Lehramtes für Lehrer der Trivial- und Hauptschulen" (Wien 1821, Wimmer, 8°.), dieses Buch, jetzt freilich durch neue Unterrichtsmethoden, man kann nicht geradezu sagen, überholt, aber verdrängt, erschien in 4 Auflagen, ist P.’s verdienstlichste Arbeit und vieles darin auch heute noch, nachdem das System des ersten Unterrichts neuen Anschauungen und Lehren gewichen, in vielen Puncten sehr brauchbar und maßgebend; – „Theoretisch-praktische Anleitung zu dem Elementarunterrichte in der deutschen Sprachlehre", 2 Theile (Wien 1824; zweite Aufl.); – „Praktische Anweisung zur leichteren Erlernung der Rechtschreibung" (Wien 1829, 8°.). Seine oberwähnten „Schriftlichen Aufsätze", sein „Methodenbuch" und seine „Große Sprachlehre" hat P. in den Jahren 1822–1824 dem Normal-Schulbücher-Verlage übergeben, durch deren Verschleiß, wie die „Oesterreichische National-Encyklopädie" berichtet, dem Fonde genannten Verlages ein bedeutender Vortheil erwachsen ist.

Oesterreichisches Archiv für Geschichte, [434] Erdbeschreibung u. s. w. (Fortsetzung des Hormayr’schen). Redigirt von J. W. Ridler (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1832), S. 403: „Erinnerung an Peitl“. – ’’Neuer Nekrolog’’ der Deutschen (Weimar, B. Fr. Voigt, kl. 8°.) VIII. Jahrg. (1832), Bd. I, Nr. 24, S. 50. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 173. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. II, S. 1120. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig, Gleditsch, nachmals Brockhaus, 4°.) III. Sect.. 14. Theil, S. 81.