BLKÖ:Osumbor, Johann Nepomuk

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 21 (1870), ab Seite: 123. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Nepomuk Osumbor in Wikidata
GND-Eintrag: 1053187165, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Osumbor, Johann Nepomuk|21|123|}}

Osumbor, Johann Nepomuk (Landwirth, geb. zu Kwasitz in Mähren 2. Mai 1790, gest. im Juli 1863). Sein wahrer Name ist Ochsenbauer, um das Jahr 1850 hat er denselben mit Osumbor vertauscht. Sein Vater war Oberamtmann in Kwasitz und starb, als der Sohn erst fünf Jahre alt war. Da die Mutter nur eine kleine Pension genoß, so mußte sich O., als er die Studien antrat, allein forthelfen und größtentheils durch Unterrichtertheilen selbst erhalten. Das Gymnasium beendete er in Znaim, die Logik hörte er in Olmütz und setzte dann, weil er eine Erzieherstelle in Prag erhielt, die philosophischen und juridischen Studien daselbst fort. Nachdem er die appellatorischen und politischen Prüfungen abgelegt, trat er bei dem Gerichtsamte zu Raudnitz in die Praxis ein, bis er am 12. Mai 1816 zum Justizverwalter der Herrschaften Smečna und Schlan, ein Jahr hierauf mit Beibehaltung der Justizverwaltung zum Oberamtmann daselbst ernannt wurde, wobei er später auch die Oberleitung der Oekonomie in seiner Hand vereinigte. In diesem ausgedehnten Wirkungskreise war Osumbor eifrig bemüht, die ihm anvertrauten Besitzungen zu heben. Die Meiereien der Herrschaft Smečna waren mit Ausnahme einer einzigen verpachtet, jene der Herrschaft Schlan emphiteutisirt, die Gebäude unzulänglich und höchst vernachlässigt. Osumbor zog nun alle Meiereien der Herrschaft Smečna wieder in die Selbstregie, ließ die Gebäude größtentheils neu aufbauen, kaufte zwei Meiereien zu, errichtete eine neue aus einer einschichtigen Waldparcelle und brachte so die Zahl der Meiereien bei Smečna auf zwölf. Auf der Herrschaft Schlan kaufte er vier emphiteusirte große Meiereien wieder zurück und ließ auch da die Gebäude neu herstellen. Er benützte jede Gelegenheit zur Arrondirung des herrschaftlichen Besitzes und legte Obstbaumpflanzungen an, welche gegenwärtig 78.000 tragbare Bäume zählen. Er beeilte sich, auf den beiden Domänen die Fruchtwechselwirthschaft einzuführen und gab bereits im Jahre 1818 den ersten Impuls zur Rapscultur im damaligen Rakonitzer Kreise. Die Viehzucht war nicht minder ein Gegenstand seiner Fürsorge, indem er eine der berühmtesten Schafherden begründete und eine Hornviehzucht durch Kreuzung der Egerer, Berner und Holländer Race erzielte, deren Zuchtthiere in alle Gegenden Böhmens abgesetzt wurden. Am 1. Jänner 1821 gründete er die erste böhmische, noch heute bestehende Sparcassa, welche, ursprünglich für die Domänen Smečna und Schlan bestimmt, bald ihre wohlthätige Wirksamkeit auf die ganze Umgebung ausdehnte. Außerdem errichtete er einen Fond zur Unterstützung der Hausarmen, zur Beschäftigung Arbeitsloser, eine Kleinkinder-Bewahranstalt und eine Mädchenschule für die Domäne Smečna. Im Jahre 1837 berief ihn Se. Durchs. Fürst Johann Adolph Schwarzenberg als Wirthschaftsrath in seine Dienste und übertrug ihm die Leitung der ausgedehnten Besitzungen Postelberg, Leneschitz, Wrschowitz, Neuschloß, Zitolieb, Lobositz, Ginonitz, in welcher Stellung er bis zu seinem Lebensende thätig blieb. In Prag besteht fast kein Verein, dem er nicht als Mitglied angehört hätte. Die hauptsächlichste Vereinswirksamkeit entfaltete er als Central-Ausschußmitglied bei der k. k. patriotisch-ökonomischen [124] Gesellschaft, als Ausstellungsarrangeur und als Geschäftsleiter des böhmischen Schafzüchtervereins. In diesen beiden Eigenschaften war er auch als Schriftsteller thätig. Er schrieb viele landwirthschaftliche Aufsätze für die landwirthschaftlichen Zeitschriften und Kalender, redigirte auch die im Auslande geschätzten Verhandlungen des Schafzüchtervereines und veranstaltete die vervollkommnete-Ausgabe von Löhner’s [Bd. XV, S. 388] Werk über die Schafzucht. Wegen seiner gediegenen Kenntnisse wurde er zu vielen Berathungen bei der k. k. Statthalterei, beim Landesausschusse u. s. w. als Vertrauensmann beigezogen und bei Gelegenheit der Pariser Ausstellung im Jahre 1856 von dem k. k. Ministerium als Commissär für die Ausstellungsthiere aus Oesterreich ernannt. Osumbor hinterläßt, nachdem ihm mehrere Kinder, darunter einen Sohn, der schon im Jahre 1849 Officier in der kais. Armee war, der Tod entrissen, einen einzigen Sohn, Namens Edmund, fürstlich Schwarzenberg’schen Verwalter.

Wochenblatt der Land-, Forst- und Hauswirthschaft für den Bürger und Landmann. Herausgegeben von Alois Borrosch (Prag, 4°.) 1863, Nr. 34: „Zum Gedächtniß Johann Nep. Osumbor’s“. – Bohemia (Prager politisches und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1863, Nr. 166, S. 143. – Slovník naučný. Red. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 1164.