BLKÖ:Oberleitner, Franz Xaver

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 455. (Quelle)
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Oberleitner, Franz Xaver (gelehrter Benedictiner, geb. im fürstlich Kinsky’schen Schlosse zu Angern an der March 12. Jänner 1789. gest. zu Wien 10. Juli 1832). Sein Vater war Verwalter in fürstl. Kinsky’schen Diensten, die unteren Schulen besuchte O. zu Gaunersdorf, zugleich erhielt er Unterricht im Singen und Violinspiele. Im Alter von 10 Jahren wurde er als k. k. Sängerknabe in Wien aufgenommen. Als solcher besuchte er die Schulen am Gymnasium zu St. Anna, beendete die philosophischen Studien im Jahre 1807 und trat nun im October d. J. in das Benedictinerstift Schotten in Wien, in welchem er den Ordensnamen Andreas erhielt. Den wesentlichsten Einfluß auf diese Standeswahl übte der Verkehr O.’s mit dem Benedictiner Meinrad Lichtensteiner [Bd. XV, S. 85], der zu jener Zeit Pfarrer zu Martinsdorf in der Nähe von Gaunersdorf war, und mit dem O. während der Ferienzeit, die er im Elternhause im letztgenannten Orte zubrachte, bekannt wurde. Als Ordensnoviz beendete O. während der Jahre 1808–1812 an der Wiener Hochschule die theologischen Studien und aus angeborner Neigung für die Sprachwissenschaft besuchte er die außerordentlichen Vorlesungen des maronitischen Priesters Arida über die orientalischen Dialekte. Nachdem O. am 28. October 1810 die Ordensgelübde abgelegt, erhielt er am 30. August 1812 die Priesterweihe, worauf ihn sein Abt zum Studienpräfecten im Stifte ernannte. Als solcher hatte er die wissenschaftliche Thätigkeit der Cleriker zu überwachen und zu leiten. Zu Beginn des Schuljahres 1813 übertrug ihm der Prälat die Lehrkanzel der ersten Humanitätsclassen am Stiftsgymnasium. Nun erlangte O. die theologische Doctorwürde, setzte eifrig das Studium der orientalischen Sprachen fort, und als Arida im Herbste 1816 in sein Vaterland Syrien zurückkehrte, erhielt O. die dadurch erledigte Lehrkanzel der orientalischen Dialecte an der Wiener Hochschule. Auch erwarb sich O. als Orientalist bald einen ausgezeichneten Ruf. Als solcher auch schriftstellerisch thätig, gab er nachstehende Werke heraus: „Fundamenta linguae arabicae“ (Wien 1822, v. Schmid, gr. 8°.); – „Chrestomathia arabica una cum glossario arabico-latino huic crestomathiae accomodato“. Pars I et II (ebd. 1823 und 1824, gr. 8°.); – „Elementa aramaicae seu chaldaeo-syriacae linguae“ (ebd. 1824, gr. 8°.); – „Chrestomathia syriaca una cum glossario huic chrestomathiae accomodato“. Pars I et II (ebd. 1826 und 1827, gr. 8°.). Ueber der Ausarbeitung der „Chrestomathia chaldaica cum glossario“, die im Entwurfe im Manuscripte vorhanden ist, ereilte ihn nach einem Leiden von nur wenigen Tagen, [456] das er sich jedoch durch Ueberanstrengung im lehramtlichen Berufe zugezogen, im Alter von erst 43 Jahren der Tod. O. versah auch in den letzten Jahren die Directorstelle der theologischen Studien und seit 1823 die Leitung des Universitäts-Archivs. Von gründlicher wissenschaftlicher Bildung, außer in linguistischen Kenntnissen, auch in kirchengeschichtlichen und kirchenrechtlichen tüchtig bewandert, war O. ein warmer Vertheidiger des „österreichischen“ Kirchenrechts, welches zu jener Zeit seine goldene Aera hatte. – Im nämlichen Schottenkloster lebte vor Franz Xaver O. ein Wolfgang Oberleuthner (geb. 1710, gest. 14. Juli 1770), der durch 20 Jahre die Priorswürde im Kloster bekleidete, früher im Lehramte thätig gewesen und insbesondere als Prediger einen ausgezeichneten Ruf besaß.

Oesterreichisches Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung u. s. w. Redigirt von J. W. Ridler (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1832), Nr. 91, 92: Biographie: Nr. 93: Gedicht an O. von Berthold Sengschmidt. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernhard Friedr. Voigt, 8°.) X. Jahrg. (1832, auf dem Titelblatt irrig 1834), S. 538, Nr. 217. – Hauswirth (Ernest) Dr.), Abriß einer Geschichte der Benedictiner-Abtei U. L. F. zu den Schotten in Wien (Wien 1838, Mechitaristen-Druckerei, 4°.) S. 161, und im angehängten Catalogus S. 22 [über Franz X.]; S. 142, und im Catalogus S. 17 [über Wolfgang].