BLKÖ:Neumann-Sessi, Anna Maria

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 263. (Quelle)
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Neumann-Sessi, Anna Maria[WS 1] (Sängerin, geb. zu Rom im Jahre 1790, gest. zu Wien 3. Juni 1864). Sie ist eine geborne Sessi und eine Schwester der zwei berühmten Sängerinen Maria Anna und Imperatrice, welche die zwei Brüder Natorp geheirathet haben [siehe: Natorp, S. 92, in diesem Bande]. Mit ihrem Vater, einem gebornen Römer, war Maria Anna in jungen Jahren nach Wien gekommen und erhielt von ihrer Schwester Imperatrice (gest. im Jahre 1808) Unterricht im Gesange. Im Jahre 1805, damals erst 15 Jahre alt, betrat sie zum ersten Male die Bühne. Bald darauf sang sie als Primadonna an den ersten Bühnen Italiens, in Bologna, Florenz, Neapel und feierte zugleich mit ihrer Schwester Imperatrice glänzende Triumphe; nach deren Tode sang sie nun allein noch an verschiedenen Bühnen und kehrte im Jahre 1811 nach Wien zurück. Daselbst heirathete sie zwei Jahre später den Kaufmann Neumann, ohne jedoch ihre Künstlerlaufbahn aufzugeben. Die Zeit des Wiener Congresses war ihre eigentliche Glanzperiode und im wahren Sinne des Wortes sang sie damals oft vor einem „Parterre von Königen“. Im Jahre 1815 machte sie eine Kunstreise nach dem Norden und in den Jahren 1816–1820 sang sie auf dem Theater in Leipzig. Im letztgenannten Jahre erkrankte sie gefährlich, wurde zwar gerettet, hatte aber ihre Stimme verloren. Sie zog sich nun ganz in’s Privatleben zurück. Ihre Glanzrollen waren die Julie in Spontini’s „Vestalin“, Amenaide in Rossini’s „Tancred“, Donna Elvira in „Don Juan“, Edile in Isouard’s „Joconde“, Clorinde in Rossini’s „Aschenbrödel“ (Cendrillon) u. s. w. Man rühmte an ihr besonders den Recitativ-Vortrag, worin sie es selbst den besten italienischen Künstlern zuvorthat. Dabei begleitete sie ihren melodischen Gesang mit einer im hohen Grade lebendigen und effectreichen dramatischen Action. In leidenschaftlichen Partien besaß sie ihre größte Stärke, jedoch, bemerken Kenner, sei sie vorzugsweise Concertsängerin gewesen und habe ihr die Anmuth der äußeren Erscheinung, welche ihre beiden oberwähnten Schwestern im hohen Grade besaßen, gefehlt. Die einstige Künstlerin erfreute sich noch viele Jahre nach ihrem Tode des häuslichen Glückes und starb zu Wien im hohen Alter von 74 Jahren.

Fremden-Blatt von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1864, Nr. 160. – Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik (Wien, Löwenthal, 4°.) X. Jahrg. (1864), S. 399. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 563.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person gibt es Band 34, S. 156 f., einen 2. Artikel.