BLKÖ:Natorp, Maria Anna
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Natorp, die Freiherren von | ||
Band: 20 (1869), ab Seite: 92. (Quelle) | |||
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Maria Anna Freifrau von Natorp in Wikidata | |||
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[BN 1] (Sängerin, geb. zu Rom im Jahre 1770, gest. zu Wien 10. März 1847). Ihr Vater, Namens Sessi, ursprünglich in Rom angestellt, war im Jahre 1794 mit seiner ganzen Familie nach Wien übersiedelt. Von fünf Schwestern war Maria Anna Sessi die älteste und durch ihren Gesang die berühmteste geworden. Nachdem sie von ihrem Vater den ersten musikalischen Unterricht erhalten, war sie ihm nach Deutschland gefolgt und zuerst in Wien im Jahre 1793 in der Opera seria aufgetreten. Zwei Jahre später verheirathete sie sich mit dem reichen, einige Jahre später baronisirten Kaufmanne[WS 1] Franz Wilhelm Natorp [Näheres in den Quellen], von dem sie sich jedoch im Jahre 1805 trennte. Maria Anna kehrte nun wieder zur Bühne zurück, ging zunächst in ihre Heimat – Italien – wo sie auf den verschiedenen Theatern der Halbinsel Gastrollen gab und überall große Erfolge feierte. Ihr Ruf verbreitete sich mit großer Schnelligkeit, und so erhielt sie die besten Anträge, ohne irgend eine feste Verbindlichkeit einzugehen. Erst im Jahre 1808 nahm sie im Theater San Carlo zu Neapel ein zweijähriges Engagement. Von dort begab sie sich nach London, wo sie einen Ruf erlangte, der sie den berühmtesten Sängerinen des Continents gleichstellte. Aus England kehrte sie erst im Jahre 1816 [93] nach Deutschland zurück, sang auf den ersten Bühnen, längere Zeit in Dresden, Hamburg und Berlin, und begab sich nun nach Kopenhagen und Stockholm. So feierte sie durch 14 Jahre Triumphe auf verschiedenen Bühnen im Norden und Süden, bis sie im Jahre 1835 nach Deutschland zurückkehrte. Aber schon hatte das Alter – sie zählte bereits 65 Jahre – ihre Stimme gebrochen, und indem sie im Jahre 1836 zum letzten Male in Hamburg als Pygmalion in der gleichnamigen Oper auftrat, zog sie sich nun gänzlich von der Bühne zurück. Sie hatte nun zunächst die Absicht, in ihr Vaterland Italien zurückzukehren und sich in Florenz bleibend niederzulassen. Aber indem sie vorher noch nach Berlin ging, gelang es dort, sie als Lehrerin zu fesseln, und sie gab dort noch einige Jahre Unterricht in der Musik, manches jugendliche Talent ausbildend. Von Berlin begab sie sich zuletzt nach Wien, wo sie mit zwei ihrer Schwestern den Rest ihres Lebens zubrachte und daselbst auch im Alter von 77 Jahren starb. Marianne Natorp, oder, wie sie auch sonst genannt erscheint, Natorp-Sessi, war eine der größten Bravour-Sängerinen ihrer Zeit. Mit seltenem Wohlklange ihrer Stimme vereinte sie eine staunenswerthe Kraftfülle. Bewunderungswürdig war sie in der Coloratur, in der Reinheit ihrer Passagen, in denen sie die größten Schwierigkeiten mit seltener Leichtigkeit überwand. Dabei war sie in declamatorischer Beziehung ausgezeichnet und verlieh ihren Partien auch dramatischer Seits eine künstlerische Vollendung hohen Grades. Von ihren Schwestern überlebten sie zwei; Victoria, vermälte Alexander, und Anna Maria, vermälte Neumann; diese letztere war selbst eine große Sängerin gewesen und hatte sich bis zum Jahre 1823 in der Gunst des Publicums behauptet, dann aber durch Krankheit ihre Stimme verloren und sich gänzlich in’s Privatleben zurückgezogen. – Der obengenannten Maria Anna Natorp-Sessi ebenbürtig in den Gesangsmitteln, aber durch einen frühen Tod der Kunst entrissen war ihre dritte Schwester Imperatrice,[WS 2] welche ungeachtet ihrer nur kurzen Laufbahn sich als Gesangskünstlerin einen großen Ruf erworben hat. Sie war an den Bruder ihres Schwagers Natorp, an den k. k. Major von Natorp, verheirathet und hieß also auch Natorp-Sessi, und nur durch die Versetzung ihrer beiden Namen unterschieden sich die zwei Schwestern. Die erstere, deren Lebensskizze schon im Eingange mitgetheilt worden, nannte sich Natorp und Natorp-Sessi, Imperatrice aber, ihren Familiennamen voranstellend, Sessi-Natorp. Ungeachtet dessen werden doch beide Künstlerinen öftere Male verwechselt, und es gibt Einige, die, wenn von dem Schwesternpaare gesprochen wird, die Schwester Imperatrice als die eigentliche berühmte Sängerin Sessi bezeichnen. Auch Imperatrice (im Jahre 1784 geboren) war mit ihrem Vater im Jahre 1793 nach Wien gekommen, hatte sich daselbst in ihrer Kunst ausgebildet und im Jahre 1804 zum ersten Male die Bühne betreten, also zu einer Zeit, nachdem ihre Schwester Maria Anna bereits zehn Jahre öffentlich gesungen und schon einen großen Namen als Sängerin erworben hatte. Imperatrice hat nur wenige Jahre gesungen. Ein Jahr nach ihrem ersten Auftreten, 1805, heirathete sie den oberwähnten Bruder des Gemals ihrer Schwester, den Major von Natorp, setzte auch nach ihrer Vermälung die betretene Künstlerlaufbahn [94] fort, starb aber schon im Jahre 1808 zu Florenz an der Schwindsucht im Alter von erst 24 Jahren. Imperatrice’s erstes Auftreten in Venedig, welches in Kunstkreisen, ja im ganzen Publicum förmlich ein Ereigniß bildete, erzählt ausführlicher Gerber in seinem „Neuen Lexikon der Tonkünstler“,Bd. IV, Sp. 187 u. 188.
Natorp, auch Natorp-Sessi, Maria Anna- Wiener allgemeine Musik-Zeitung. Herausgegeben von August Schmidt (4°.) VII. Jahrgang (1847), Nr. 31: „Maria Anna Freiin von Natorp, geborne Sessi“. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 775, unter Sessi. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 563. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 313. – Porträt. Unterschrift: Maria Anna Natorp-Sessi. J. Maina sc. (Fol., Kniestück).
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ Als Nachtrag zum Artikel Natorp-Sessi im XX. Bande, Seite 92, noch folgende Ergänzungen: Die zwei jüngsten Schwestern der drei berühmten Marianne Natrop-Sessi, Imperatrice-Sessi und Anna Maria Neumann-Sessi, heißen Vittoria und Carolina. [Bd. 34, S. 157.]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Kaufmannne.
- ↑ Impératrice Sessi (Wikipedia).