BLKÖ:Nesmüller, Joseph Ferdinand
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 20 (1869), ab Seite: 192. (Quelle) | |||
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von Sommerau-Boeckh, der dem jungen Mann wohlwollte, eine Schulgehilfenstelle zu St. Michael in Olmütz. Da er von Jugend auf sich fleißig in der Musik, für die er ein ausgesprochenes Talent besaß, gebildet hatte, so verschaffte ihm diese Kenntniß einen kleinen Nebenerwerb und gab auch den eigentlichen Anstoß zur Wahl seiner späteren richtigen Bestimmung. N. versah nämlich, um seine spärliche Einnahme als Schullehrergehilfe zu verbessern, auch die Stelle eines Musicus im Theater-Orchester. Der tägliche Anblick der wechselnden, die Phantasie anregenden Erscheinungen auf der Bretterwelt reiften seinen Entschluß, Schauspieler zu werden. Burghauser, der damals die Direction des Olmützer Theaters führte, nahm N. auf und er wirkte nun zunächst im Chore mit und half in kleinen Partien aus. Nun begannen „Künstlers Wanderjahre“ und währten ein volles Jahrzehend, bis es ihm im Jahre 1845 gelang, am Breslauer Stadttheater festen Fuß zu fassen, wo er als Nachfolger des berühmten Alexander Köckert engagirt wurde. Drei Jahre später erscheint er als jugendlicher Komiker auf dem Hamburger Thalia-Theater, wo er überdieß als Bühnendichter und Compositeur mit dem von ihm verfaßten und in Musik gesetzten Liederspiel: „Die Zillerthaler“ mit großem Erfolge debutirte. In den Jahren 1850–1854 machte N. eine Kunstreise, auf welcher er als Gast auf den Bühnen ersten Ranges reichen Beifall erntete. Im letztgenannten Jahre erlangte er die Concession zur Errichtung eines zweiten Theaters in Dresden und nicht lange darnach entstand unter seiner speciellen Leitung das im kön. großen Garten reizend gelegene Sommertheater, das [193] seinen Namen führt und dessen Eigenthümer er ist. Als Künstler ist N. in komischen Rollen trefflich; und in Wiederbelebung der humorvollen Gestalten Raimund’s ungemein glücklich; dabei gelingen ihm aber auch tragische Charaktere, wie z. B. Musicus Miller in „Cabale und Liebe“, in vorzüglichster Weise. Unbedingt aber liegt der Schwerpunct seiner schauspielerischen Leistung im Komischen, worin er auch mit einzelnen kleinen Arbeiten mit Erfolg schöpferisch aufgetreten ist. Von jenen Rollen, die ihm durch Art origineller Auffassung speciell angehören, sind zu nennen: Drechslermeister Schlichtmann in „Spieler und Todtengräber, oder Treffkönig“; Hofrath Hänlein in Benedix’ „Pasquillanten“; Jeremias Klagesanft in „33 Minuten in Grüneberg“; Sebastian Hochfeld in „Stadt und Land“; Actienbudiker Knötschke; Rentier Hätschler in „Eine leichte Person“; Portier Lietzke in „Unruhige Zeiten; Rentier Butze in „Viel Vergnügen“. In Berliner Possen wirkt besonders in Nesmüller’s Spiel seine glückliche Verbindung der Gutmüthigkeit der Wiener Komik mit der Schärfe des Berliner Witzes, wodurch seine Charaktere eine wohlthuende Gemüthlichkeit, ohne übrigens gerade an ihrer satyrischen Schärfe einzubüßen, erlangen. Nebenbei sei bemerkt, daß N. ein großer Freund der Natur ist und auch als ausgezeichneter Rosenzüchter, wie der von ihm angelegte und gepflegte Rosengarten einen Beweis gibt, einen ausgebreiteten Ruf besitzt.
Nesmüller, Joseph Ferdinand (dramatischer Künstler, geb. zu Trübau in Mähren 9. März 1818). Für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt N. seine erste Jugendbildung in der Realschule zu Politschka in Böhmen. Nach zweijährigem Schulbesuche verlor der Knabe die Mutter, und nun vom Vater durch dessen Krankheit gedrängt, mußte er dessen Handwerk, die Schuhmacherei, erlernen. Er überstand seine Lernezeit und nun ließ er seiner frühgeweckten Wißbegierde weiter keine Schranken setzen. Im Alter von 17 Jahren verließ er seine Vaterstadt und fand Aufnahme im Schullehrer-Seminar zu Olmütz. Noch im Laufe desselben Jahres verlieh ihm der Olmützer Bischof, Freiherr- Perels (Martin), Die deutsche Schaubühne.