Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 176. (Quelle)
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Der Beatrix Němec Gatte Joseph (geb. zu Neu-Bydzow am 11. Juli 1805) ist durch seine Geschicke wie sein Auftreten für die Sache der Nationalität bemerkenswerth. Er war der Sohn eines Hutmachers in Neu-Bydzow, besuchte die Schulen in seinem Geburtsorte, das Gymnasium zuerst in Königgrätz, dann in Prag, wo er unter Jungmann sich mit der böhmischen Sprache und Literatur bekannt machte. Im Jahre 1824, als er die philosophische Facultät besuchte, wurde er als Theilnehmer an Studentenumtrieben in den Soldatenrock gesteckt. Er kam in das Regiment Lilienberg, in welchem damals der berühmte Astronom Freiherr von Biela (Bd. I, S. 388] als Capitän diente. Seine Kenntnisse und sonstige Anstelligkeit veranlaßten, daß er dem Baron Biela bei seinen astronomischen und mathematischen Arbeiten zugetheilt wurde. Ueber dessen Verwendung wurde er Cadet. Im Jahre 1827 kam er nach Italien, wo der Stab seines Regiments stationirt war, und von dort im Jahre 1831 zu der in Prag liegenden Grenadier-Division seines Regiments. Dort im neuen Verkehre mit seinen älteren Kameraden und Freunden, wurde er des Soldatenlebens im Frieden müde, und erhielt, obwohl er seiner Beförderung zum Officier gewärtig war, über sein Ansuchen im Jahre 1832 seine Entlassung. Er trat nun bei der Cameralbehörde in den Staatsdienst, wurde im Jahre 1835 Revisor bei dem Zollamte in Teplitz, dann Respicient in Kostelez und später in Nachod. In Kostelez lernte er Beatrix Pankl – die sich später als Božena Němcova einen Dichternamen errungen – kennen und heirathete sie im Jahre 1837. Zum Inspector befördert, kam er zuerst nach Josephstadt, dann nach Leutomischl, Polna und im Jahre 1842 nach Prag. Wie dort sein Haus bald der Sammelplatz der nationalen Koryphäen wurde, ist in der Lebensskizze seiner Gattin bemerkt worden. Im Jahre 1845 wurde er Finanzwach-Commissär in Domazlice, wo er im Vereine mit seiner Frau das nationale Leben mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln förderte. Dieser Umstand veranlaßte seine Versetzung nach dem deutschen Nimburg, und als er auch dort seiner alten Richtung treu blieb, im Jahre 1849 nach dem ausschließlich deutschen Fabriksorte Reichenberg. Als im Jahre 1850 in Ungarn die Finanzwache organisirt wurde, ward N. zum Obercommissär mit der Bestimmung nach Ungarn befördert und diente dort in einem slavischen Comitate. Auch da [177] verkehrte er viel mit den Führern der slavischen Partei und wurde in Folge dessen von den Magyaren als Panslavist denuncirt. Die Sache kam zuletzt so weit, daß er im Jahre 1853 von seinem Amte suspendirt und wegen seiner Betheiligung an den Wirren in den Jahren 1848 und 1849 in Untersuchung gezogen wurde. Das Endergebniß der Untersuchung war seine Suspension mit einem Gehalte von vierthalbhundert Gulden. Nun begab er sich nach Prag zu seiner Familie, wo jedoch die polizeilichen Verfolgungen gegen ihn immer noch fortgesetzt wurden. Verschiedene Versuche, die Folgen des gegen ihn gerichteten Verfahrens rückgängig zu machen und wieder in sein Amt aufgenommen zu werden, waren vergeblich gewesen, endlich gab er alle weiteren Bemühungen auf und trat ganz aus dem Dienste, sich in Prag bei seiner Familie bleibend niederlassend. Als das čechische Blatt „Národně listy“ in Prag gegründet wurde, erhielt er bei demselben die Stelle eines Administrators. Schon vor dem Jahre 1848 schrieb N. für verschiedene čechische Zeitschriften, vornehmlich für das Unterhaltungsblatt „Kwěty“, d. i. die Blüthen. Während seines Aufenthaltes in Ungarn und später in Villach – wo er während seiner Bemühungen um völlige Rehabilitirung einige Zeit noch in Diensten gestanden – war er ständiger Correspondent des politischen Blattes „Pražské Noviny“. [Slovník naučný, wie oben, Bd. V, S. 700, Nr. 2.]