BLKÖ:Mutinelli, Fabian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 19 (1868), ab Seite: 481. (Quelle)
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Ein Geschichtsforscher der Gegenwart, Fabian Mutinelli, dürfte wohl ein Sohn oder doch ein naher Verwandter des vorerwähnten Appellationsrathes Johann Baptist M. sein. Derselbe bekleidete unter der österreichischen Regierung den Posten des Directors des General-Archivs in Venedig. Im Jahre 1854 debutirte er mit einer von den Italianissimi, welche sich in dem eben damals gegründeten „Creposcolo“ einer mit Geist und Talent redigirten wissenschaftlichen Zeitschrift, zusammengethan, schonungslos beurtheilten Schrift, welche den Titel führte: „Memorie storiche degli ultimi cinquant’ anni della repubblica Veneta tratte da scritti e monumenti contemporanei“ (Venedig, Grimaldo, 8°.). Mutinelli versucht es, in dieser Schrift den Verfall und Fall Venedigs historisch zu erklären. „Venezia cadde, perchè negli ultimi cinquant’ anni era nella decrepità, vegetava e non viveva“, schreibt M. und beweist diese Ansicht mit Hilfe der Aussagen und Urtheile Giac. Casanova’s, eines unbekannten Luigi Ballarini, der 1780–1786 in Venedig gelebt, und der Erinnerungen Carlo Gozzi’s, welch letztere für dramatischen Effect ausreichen mögen, aber ihres anekdotischen Charakters wegen durchaus [482] noch nicht geschichtliche Glaubwürdigkeit besitzen. M. manifestirt sich jedoch in diesem Werke als gut österreichischen Italiener, wofür ihm die Gegenpartei eben nicht wohl wollte. Ungleich verdienstlicher und in jeder Hinsicht wichtiger ist aber das auf Quellenforschung begründete umfangreiche Werk, betitelt: „Storia arcana ed anedottica d’Italia raccontata dai Veneti Ambasciadori. Annottata ed edita da Fabio Mutinelli“ Tomo I–IV (Venedig 1856 et s., Naratovich, 8°.); diese geheime Geschichte beschränkt sich zunächst auf Mailand, Neapel, Toscana und Savoyen. Mutinelli schöpfte seine Quellen aus dem k. k. General-Archive zu Venedig, dessen Schätze eben unter seiner unmittelbaren Aufsicht standen und dessen Reichthum an den wichtigsten und werthvollsten Urkunden verschiedenster Art unglaublich ist. Die Venetianer Gesandten waren bei der Rückkehr von den Posten, welche sie bekleidet hatten, gehalten, an den Senat Rapport zu erstatten, und diese Rapporte – aus welchen eben Mutinelli die Mittheilungen für sein Werk schöpft – vergleicht Mutinelli, wenn, wie er bemerkt, ein solcher Vergleich überhaupt statthaft ist – mit den gigantischen Schulen eines Michel Angelo, Tintoretto, Tizian; Alles in diesen und was aus ihnen hervorging, war in den Umrissen gewaltig, wenn oft nur Skizze, doch nicht weniger charakteristisch. Der erste Band von Mutinelli’s Werk behandelt Rom und Mailand, und zwar die Regierung der Päpste Pius V. 1566–1571; Gregor XIII. und Sixtus V. 1573–1590 und Philipp’s II. von Spanien; die nächstfolgenden jene des Papstes Paul V. 1605, Neapels 1598, und der Könige Philipp III. und Philipp IV. von Spanien, 1621, ferner Savoyens unter Karl Emanuel I., 1662, und Karl Emanuel II.; die Geschichte von Florenz unter Cosimo II. di Medici 1609, Ferdinands II., 1621; endlich Mailands 1617 unter Philipp III.; 1621 unter Philipp IV.; 1665 unter Karl II. und 1706 unter Philipp V. von Spanien; 1706 unter Kaiser Joseph I.; 1711 unter Karl VI., 1746 unter Franz von Lothringen und 1765 unter Joseph II.

Zucchi (Giovanni Batt.), Tribute di stima consecrato alla memoria del nobil Signore G. B. Mutinelli (Venezia 1823, 8°.) [nach diesem wäre M. am 3. Juni 1823 gestorben]. – Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venezia 1855, Naratovich, 8°.) p. 139 [nach diesem gest. am 3. Mai 1823].