Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 19 (1868), ab Seite: 144. (Quelle)
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Moser, Friedrich (Bedřich) (čechischer Schriftsteller, geb. zu Mitov im Pilsner Kreise Böhmens 5. März 1821, gest. zu Prag 21. Februar 1864). Nachdem er in Prag die Gymnasial- und philosophischen Schulen besucht, begann er daselbst das Studium der Rechte, ohne jedoch es zu vollenden, da ihn der schriftstellerische Beruf zu sehr anlockte, um das trockene Brotstudium noch ferner fortzusetzen. Jedoch war die vormärzliche Zeit seinem Vorhaben wenig günstig, und, ob Mangel an Subsistenzmitteln, nahm er Dienste bei der Finanzwache, die er aber wieder verließ, als mit dem Monat März 1848 eine freiere Bewegung der Geister eingetreten war. Im Jahre 1849 begann M. die Herausgabe des satyrisch-humoristischen Witzblatte „Brejle“, d. i. die Brillen, Dieses čechische Spottblatt, ausgestattet mit cynischen und roh ausgeführten Caricaturen, war bald im ganzen Lande verbreitet und predigte Deutschenhaß durch gemeine und pöbelhafte Witze. Das Blatt leistete in diesem Genre so Erhebliches, daß Havliček [Bd. VIII, S. 98], der Urheber des berüchtigten Ausspruches: „lieber die russische Knute als die deutsche Freiheit“ und der Herausgeber des Spottblattes „Šotek“, d. i. Kobold, das weitere Erscheinen dieses letzteren einstellte, indem er meinte, die Gewandtheit und Geschicklichkeit des Redacteurs der „Brejle“ leiste auf dem Gebiete der Satyre bereits so Bedeutendes und Nachhaltiges, daß alles Andere und somit auch der „Šotek“ auf diesem Felde überflüssig sei. Mit seinem Blatte gewann Moser mit jedem Tage mehr Popularität und bald war sein Name neben jenem Havliček’s der am meisten genannte[WS 1] im Lande Böhmen. Ein Prager Correspondent der „Dresdner Zeitung“ schrieb damals über die „Brejle“ und ihren Redacteur: „ein gewisser Moser gibt ein humoristisches Blatt, die „Brejle“ mit Caricaturen heraus. Mit dem einen Glase schielt er feindselig auf uns Deutsche, mit dem anderen auf die österreichische Politik. Man kann nicht läugnen, daß, obgleich er schielt und vielleicht schief sieht, er doch das, was und wie er es sieht, genial zu beschreiben und zu zeichnen versteht. Schade, daß unsere kurzsichtigen Politiker nicht ähnliche Brillen haben“. Moser wurde in der Herausgabe seines Spottblattes von dem Doctor juris Wenzel Kreml unterstützt. Als der Belagerungszustand über Prag verhängt ward, fiel ihm auch das Journal „Brejle“ zum Opfer. Moser begann nun die Herausgabe eines anderen Blattes, betitelt: „Zihádlo“, d. i. der Stachel, das als Beiblatt der „Včela“, d. i. die Biene, erschien, aber schon nach dem Erscheinen des ersten Heftes wurde M. vor das Kriegsgericht gestellt und zu sechswöchentlicher Haft verurtheilt. Auf diesem Felde waren also unter den bestehenden Verhältnissen für M. wenig Aussichten. In der Trostlosigkeit seiner Lage begann er einen Roman zu schreiben, und so vollendete er das Werk: „Slepá pani. Roman. Tři svazky“, d. i. Die blinde Frau. Roman in 3 Heften (Prag 1853, 16°.), dem die Popularität seines Namens zu einiger Verbreitung half, da er an sich sonst bedeutungslos ist. Nun wurde er Correspondent mehrerer Journale und in einiger Zeit Mitarbeiter des von Jacob Maly redigirten Blattes [145] „Prostonárodny list“, d. i. Volkszeitung. Als dann später ein Umschwung in der inneren Politik Oesterreichs eintrat, ging Moser nach Reichenberg und wurde dort Mitredacteur der „Reichenberger-Zeitung“, von der er aber, mit ihrer centralisirenden Tendenz nicht übereinstimmend, nach einiger Zeit wieder ausschied, worauf er nach Prag zurückkehrte und dort von Neuem die Herausgabe der „Brejle“ begann, die noch aus den Tagen der Bewegung bei einem gewissen Theile der Bevölkerung im guten Andenken standen. Diese zweite Phase der „Brejle“ war von etwas längerer Dauer. Sie begannen im November 1861, und zwar jeden Sonntag eine Nummer, zu erscheinen, wurden aber endlich im Jänner 1863 mit der 4. Nummer polizeilich unterdrückt, worauf an ihre Stelle wieder der geistverwandte „Šotek“ trat, der zweimal des Monats von M. ausgegeben wurde. M. war schon seit längerer Zeit leidend, endlich nahm sein Uebel einen tödtlichen Ausgang. Die Partei der „Koruna česka“, Dr. Franz Palacky, Prof. Purkyně, Dr. Rieger an der Spitze, gab ihm auf dem letzten Wege das Ehrengeleite. Moser war, als er starb, 42 Jahre alt. In der Geschichte der Parteiungen und des durch die unlautersten Mittel und Motive geweckten und genährten Deutschenhasses in Böhmen innerhalb der Jahre 1848 bis 1864 wird Moser’s Name immer eine hervorragende Stelle einnehmen.

Národní noviný, d. i. National-Zeitung (Prager čechisches Parteiblatt) 1864, Nr. 51, im Feuilleton. – Hlas, d. i. die Stimme (Prager čechisches Parteiblatt) 1864, Nr. 55. – Morava, d. i. Mähren (Olmützer polit. Blatt in slavischer Sprache) 1864, Nr. 25, im Feuilleton. – Porträt im Holzschnitt in der „Rodinna kronika“, d. i. Vaterländische Chronik (Prager illustr, Blatt) 1864, Nr. 100.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: genannnte