Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mocsáry, Anton
Band: 18 (1868), ab Seite: 409. (Quelle)
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Mocsáry, Ludwig (ungarischer Landtags-Deputirter und Publicist). Zeitgenoß. Entstammt einem vornehmen und reichen, im Neograder Comitate Ungarns ansässigen Adelsgeschlechte, das noch heute in zwei Hauptlinien fortblüht, und von dem Iván Nagy, in dem in den Quellen bezeichneten Werke über die Adelsfamilien Ungarns, ausführliche genealogische Tafeln entwirft. Ludwig, ein Sohn Emerich’s M. aus dessen Ehe mit Franziska Sréter, erhielt eine ausgezeichnete Erziehung. Meist lebte er auf dem Lande zu Kurtany, mit der Verwaltung seines Besitzes beschäftigt, und erst im Jahre 1856 richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn, als er die politisch-sociale Schrift: „Magyar társalélet“, d. i. Das sociale Leben in Ungarn, veröffentlichte, welche in kurzer Zeit in einer zweiten Auflage nöthig wurde. Außerdem enthält das Pesther politische Journal „Pesti Napló“ [410] publicistische Artikel aus seiner Feder. Als nach den Reformen, welche nach dem Jahre 1859 in den politischen Verhältnissen Oesterreichs eintraten, mit kön. Einladungsschreiben vom 14. Februar 1861 der ungarische Landtag auf den 2. April genannten Jahres einberufen wurde, wurde auch M. in das Abgeordnetenhaus gewählt, stimmte in der damaligen erregten Debatte, ob man die königliche Botschaft mit einer Adresse oder mit einem Beschlusse beantworten solle [vergleiche darüber die Lebensskizze von Paul Jámbor [Bd. X, S. 60], für die Adresse und war der entschiedenste Repräsentant jener Idee, nämlich der dualistischen, die nach mannigfaltigen erfolglosen Experimenten sechs Jahre später als Basis der neuen Constituirung Oesterreichs angenommen wurde. „Wenn Oesterreich sich eine sichere Zukunft schaffen will“, sprach Mocsáry, „so benütze es jene Elemente, die vielleicht noch zu benützen sind, die noch in ihrer ganzen Kraft bestehen, nämlich die Pietät der Ungarn für den König und das Königthum, und seine starke Anhänglichkeit an die Gesetzmäßigkeit. Es nehme den Dualismus an, bei welchem es durch Jahrhunderte groß und mächtig sein konnte. Ich gebe zu, daß die Inslebenführung der 1848ger Gesetze den Dualismus schärfer hinstellt, als dieser bisher bestanden; doch, wo steht geschrieben, daß bei diesem schärfer ausgeprägten Dualismus die österreichische Monarchie nicht bestehen kann? Ist der Dualismus versucht worden, ist dessen Unmöglichkeit erwiesen? Durchaus nicht. Es kann sein, daß in Folge dessen die österreichische Staatsföderation eine ganz andere Gestalt annimmt; es kann sein, daß in Folge der natürlichen Entwickelung der Dinge der Schwerpunct der österreichischen Monarchie auf einen ganz anderen Ort fallen wird, als wo er bis jetzt war, doch muß deßhalb die Monarchie sich nothwendiger Weise auflösen, ist es im Gegentheile nicht möglich, daß dieß derselben die seit lange vergeblich gesuchte Festigkeit geben wird?“ Diese so viele Jahre von der Verwirklichung der dort angedeuteten Idee ausgesprochenen Worte erhalten durch die Sachlage der Gegenwart nur eine um so höhere Bedeutung. Außer obiger Schrift über das sociale Leben in Ungarn hat M. noch die folgenden herausgegeben „Programm a nemzetiség és a nemzetiségek targyában“, d. i. Programm, die Nation und die Nationalitäten betreffend (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) – und „A kérdések kérdése“, d. i. Die Frage der Fragen (ebd. 1866, gr. 8°.).

Müller (Gyula) és Vahot (Imre), Egyesült magyar és erdélyországi nagy kepés naptára 1857-re, p. 181. – Danielik (József), Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Második az elsőt kiegészítő kötet, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung, von Lebensbeschreibungen. Zweiter, den ersten ergänzender Theil (Pesth 1858, 8°.) S. 205. – Valkai (Imre), Irodalmi s művészeti Daguerreotypek (Bécs, 1858, Sommer, 8°.) p. 69. – Der ungarische Reichstag 1861 (Pesth 1861, Osterlamm, 8°.) Bd. II, S. 126–137. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VII, S. 519 u. f. – Porträt. Dasselbe im Holzschnitt im oberwähnten Kalender von Müller und Vahot für das Jahr 1867, S. 181. –