BLKÖ:Mischler, Peter
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 18 (1868), ab Seite: 358. (Quelle) | |||
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Liebig), Physik, Mathematik besuchte M. neben den staatswissenschaftlichen, und erwarb sich in solcher Weise vielseitige Kenntnisse. Nachdem er endlich, Mitte 1846, sich der in Hessen für Cameralisten vorgeschriebenen Prüfung unterzogen hatte, trat er als Accessist bei der Domänenkammer in Darmstadt in öffentliche Dienste, im Jahre 1847 als Accessist zur neuen Direction über und blieb in dieser Bedienstung bis zum Jahre 1849. Nun unterzog sich M. der eigentlichen Staatsprüfung, die er so gut abgelegt hatte, daß er sofort bei der Ober-Steuerdirection mit Gehalt angestellt wurde. Auf diesem Posten bot sich M. ein weites Feld zu fruchtbringender Thätigkeit, er begann dort auch, an einer Geschichte des hessischen Steuerwesens von seiner Entstehung an zu schreiben, deren Vollendung jedoch durch seine spätere Berufung nach Freiburg im Breisgau vereitelt wurde, da die Materialien zu seiner Arbeit in Darmstadt bleiben mußten. Im Jahre 1849 kam die Lehrkanzel [359] der Nationalökonomie zu Freiburg im Breisgau in Erledigung, welche bis dahin Helfferich versehen hatte. Schmitthenner’s Empfehlung richtete die Aufmerksamkeit der bei der Besetzung maßgebenden Behörde auf Mischler, der mit seinem früheren Lehrer immer in literarischer Verbindung geblieben war, und so wurde Ende October 1849 Mischler zum Privatdocenten in Freiburg mit 800 fl. ernannt. Seine Fächer waren Nationalökonomie, Finanzwissenschaft, Landwirthschaftslehre und Cameralwissenschaft. Auf diesem Posten wirkte M. voll Liebe und Eifer. Auf Excursionen in die Gewerbsanlagen der verschiedensten Art suchte er die Theorie seiner Lehren praktisch zu bekräftigen, die landwirthschaftlichen Interessen fanden an ihm einen eifrigen Förderer und Freund; ebenso jene des Gewerbsfleißes, und die in vielen tausend Exemplaren verbreitete Schrift: „Der Schwarzwald, ein Blick in die volkswirthschaftlichen Verhältnisse des badischen Oberlandes“ zeigt, in welchem Geiste Mischler auf Excursionen, die in der Regel mit einer größeren Schülerzahl am Ende des Seminarsemesters unternommen wurden, volkswirthschaftliche und culturhistorische Verhältnisse erforschte. Um diese Zeit begann M. eine größere Arbeit, welche eben seinen Namen in weiten Kreisen in vollgiltiger Weise bekannt machte. Den Stoff dazu schöpfte er zunächst aus seinen Vorträgen über das Wesen und die Wirkung des deutschen Zollvereins; dann besuchte er sämmtliche wichtige Hüttenbezirke Deutschlands, Belgiens, Großbritanniens, auch theilweise Oesterreichs, um sich an Ort und Stelle über die ihm wichtig erscheinenden Fragen zu unterrichten. Es erschien unter dem Titel: „Das deutsche Eisenhüttengewerbe vom Standpuncte der Staatswirthschaft“, 2 Bände (Stuttgart 1852 u. 1854, Cotta, gr. 8°.). Der deutschen Nationalökonomie, welche bis dahin sich vom Boden des wirklichen Lebens zu weit entfernt gehalten hatte, wurde durch dieses Werk der richtige Pfad, auf dem sie zu wandeln hatte, gewiesen. Von abstracten Theorien absehend, betrat M. dort den Boden der Thatsachen, auf Zahlen gestützt, zieht er mit großer Sicherheit seine Schlußfolgerungen und steigert durch diese Methode den wissenschaftlichen Werth seiner Arbeit. Bald nach dem Erscheinen des ersten Bandes erfolgte seine Berufung als Secretär des österreichischen Rübenzuckervereinsnach Prag, welche Stelle er jedoch nicht lange inne hatte, da er gleichzeitig zum außerordentlichen Professor der politischen Oekonomie an der Prager Hochschule ernannt, sich ganz dem Lehrfache widmen wollte. Mit Allerh. Entschließung vom 27. Mai 1855 wurde er zum ordentlichen Professor seines Faches ebenda ernannt. M. war als solcher Mitglied der rechts- und staatswissenschaftlichen Facultät der Prager Hochschule, das genügte aber der Zunft nicht, um ihm die Betheiligung an den juridischen Rigorosen-Prüfungen und den Promotionen zu gestatten, da er nur Doctor der Philosophie war. Es entstanden darüber Reibungen, welche durch die Allerh. Anordnung, daß M. zum Ehrendoctor der juridischen Facultät ernannt wurde, beseitigt wurden. Mit seiner Lehrthätigkeit, mit der er auch in Freiburg Excursionen zur praktischen Beleuchtung der theoretischen Lehren mit seinen Zuhörern verband, hielt seine schriftstellerische Thätigkeit gleichen Schritt. Er schrieb viele Aufsätze volkswirthschaftlichen Inhalts für in- und ausländische Blätter. Als Hilfsbuch für seine Hörer [360] verfaßte er das „Handbuch der Nationalökonomie“ (Wien 1857, Manz, gr. 8°.), wovon aber nur die zwei ersten Theile des I. Bandes, und zwar der 1. Theil unter dem Titel: „Grundsätze der National-Oekonomie“; der 2. Theil unter dem Titel: „Entstehung des National-Reichthums und Lehre vom natürlichen Reichthum der Länder“ erschienen sind. Durch seinen unerwarteten Tod wurde die Vollendung dieses Werkes unterbrochen. Ob sein im Auftrage des Central-Comité’s für die Erz- und Riesengebirgsbewohner ausgearbeiteter Bericht über die Nothlage der Gebirgsbewohner und die Mittel zu deren Behebung im Drucke erschienen, ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt. Mitte 1863 begann M., der sich bis dahin einer guten Gesundheit erfreute, zu kränkeln, und mußte sich zur Hebung seines Leidens nach Wiesbaden begeben, wo sein Aufenthalt sich nahezu ein Jahr verlängerte. Nicht völlig hergestellt, aber merklich besser, kehrte er im Sommer 1864 nach Prag zurück, wo – wahrscheinlich in Folge der langen, für seinen geschwächten Körper zu anstrengenden Reise – das Leiden in so heftiger Weise von Neuem ausbrach, daß es ihn in einigen Tagen tödtete. M. starb im schönsten Mannesalter von erst 43 Jahren. M. war Mitglied der k. k. Staats-Prüfungscommission, des Gelehrten-Ausschusses am germanischen Museum in Nürnberg, der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft in Böhmen u. s. w. Für sein Werk, das deutsche Eisenhüttengewerbe, ist er von Sr. Majestät mit dem Chiffreringe in Diamanten ausgezeichnet worden.
Mischler, Peter (nationalökonomischer Schriftsteller, geb. zu Heppenheim in Darmstadt 17. Februar 1821, gest. zu Prag 20. Juli 1864). Bauernsohn. In dem mitten in einer protestantischen Bevölkerung strengkatholischen Heppenheim verlebte M. seine Jugend, er besuchte die dortige Volksschule und studirte anfänglich, dem Wunsche seiner Eltern nachgebend, die einen Geistlichen aus ihm machen wollten, Theologie. In Gießen, wo er seinen theologischen Studien oblag, beschäftigte sich M. vorzugsweise mit altclassischen und orientalischen Sprachen. Im Jahre 1844 aber gab er das theologische Studium auf und begann jenes der Staatswissenschaften. Hier war es besonders Professor Schmitthenner, der den strebsamen Jüngling in’s Auge faßte, und ihn auf seinem Studiengange leitete. Aber auch die Vorträge der Chemie (unter- Wiener Zeitung 1864, Nr. 181. – Constitutionelle österreichische Zeitung (Wien, Fol.) 1864, Nr. 204 Abendblatt. – Bohemia (Prager politisches und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1864, Nr. 173, S. 202 u. 208. – Prager Zeitung 1864, Nr. 171. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1864, Beilage Nr. 210. – Tagesbote aus Böhmen (Prager polit. Blatt) 1856, Beilage zu Nr. 246.