BLKÖ:Mieroszewski, Stanislaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 18 (1868), ab Seite: 238. (Quelle)
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Mieroszewski, Stanislaus (Humanist, geb. zu Czech bei Proszowicze im Krakauer Gebiete im Jahre 1755, gest. ebenda 7. Februar 1824). Sein Vater Felician war General in königlich polnischen Diensten. Der Sohn Stanislaus besuchte die Schulen in Krakau, wo er sich dem Studium der Rechte widmete, dann Reisen in’s Ausland machte und nach seiner Rückkehr in die Heimat mit der Bewirthschaftung seines väterlichen Besitzthums sich beschäftigte. Im Jahre 1788 wurde er von der Krakauer Wojwodschaft in den Reichstag gewählt, wo er der Erste gegen die Unsitte [239] der Verleihung von Wojwodschaftswürden mit aller Entschiedenheit auftrat, und durch die scharfe Kritik und die Gründlichkeit seines Vortrages die Abschaffung dieser nichts weniger denn nutzbringenden Sitte herbeiführte. Im Jahre 1794 fungirte er als Civil-Kriegscommissär bei Kosciuszko, und in der Periode, als Warschau ein selbstständiges Herzogthum war, als Marschall der General-Conföderation auf dem Krakauer Landtage. Nachdem Krakau zum Freistaate erklärt worden, wählten ihn verschiedene Gemeinden mehrere Male zum Abgeordneten in den Landtag; auch war er Präses des Comité’s für Gesetzgebung. Seine geistvollen und gründlichen Reden, die er auf den Landtagen der Jahre 1788, 1812 und 1818 gehalten, sind gedruckt erschienen. Aber noch ein Moment ist, das dem Namen dieses Mannes ein bleibendes Andenken sichert. Es knüpft sich an denselben die Geschichte des Ursprungs eines humanistischen Vereins in Krakau, dessen segensvolle Wirksamkeit zunächst durch Mieroszewski eingeleitet, gefördert und für die künftigen Zeiten gefestigt wurde. Durch die Kriege des achtzehnten Jahrhunderts, welche Polen mit Schweden geführt, namentlich aber durch die letzten Napoleonischen Feldzüge, waren Armuth, Noth und Elend in der Stadt Krakau und in ihrem Gebiete auf eine erschreckende Höhe gestiegen. Geschäftslosigkeit, die Verwüstungen des Krieges, Entwerthung des Grund und Bodens, Eins bot dem Andern die Hand, um dort, wo einst Wohlhabenheit, behäbiges Bürgerthum geherrscht, die Schrecken der Verarmung, des Hungers und aller damit in Verbindung stehenden Leiden wüthen zu lassen. In der Absicht, dieser mit jedem Tage wachsenden Noth zu steuern und Abhilfe, so weit es möglich war, zu schaffen, traten die angesehensten Familien des Freistaates, die Wodzicki, Wielopolski, Potulicki, Goczałkowski, Puszet, Mieroszewski, unter der Präsidentschaft des damaligen Krakauer Bischofs, Johann Paul Woronicz, zusammen, um einen Wohlthätigkeits-Verein zu gründen. Wohl war Bischof Woronicz der Präsident dieses Vereins, aber schon in seiner Eigenschaft als Senator des Reiches mußte er sich meistens in Warschau aufhalten und blieb dann für beständig dort, als er zum Erzbischof erhoben worden. In der That führte also die Leitung von allem Anbeginn – die Gründung des Vereins fällt in das Jahr 1816 – der Vice-Präsident desselben, Stanislaus Mieroszewski. Was dieser für den Verein gethan, wie seine ganze Thätigkeit demselben und der durch ihn zu bewerkstelligenden Abhilfe der Armuth gewidmet war, wie er aus seinen eigenen Mitteln beträchtliche Jahresbeiträge und sonst zahlreiche Spenden gab, wie er immer neue Gönner und Förderer für den Verein gewann, der, je größere Thätigkeit er entfaltete, nun immer größeres Elend entdeckte, das sich bisher versteckt gehalten, nun aber Rettung hoffend, an den Tag kam, alles dieß ist in dem Ehrengedächtnisse dargestellt, das ihm sein Nachfolger in der Leitung des Vereins, Appellations-Präsident Nikorowicz, einige Wochen nach Mieroszewski’s zu frühem Tode widmete. Bei Lebzeiten M.’s ehrte aber der Verein selbst das unermüdliche, sich selbst aufopfernde Walten M.’s, indem es sein Medaillon auf dem Vereinshause anbrachte, mit der Ueberschrift: „dem Stanislaus Mieroszewski[WS 1], der Wohlthätigkeits-Verein des Freistaates Krakau zum Zeichen der Dankbarkeit“ (Stanisławowi Mieroszewskiemu ordynatowi. [240] Tow. Dob. rzeczypospolitej krakowskiej w dogodu wdzięczności); auch wurde sein Bildniß in der Capelle des Armenhauses mit entsprechender Aufschrift aufgestellt, und sein Nekrolog steht an der Spitze des Buches, welches der Erinnerung verstorbener, um den Verein ganz besonders verdienter Mitglieder – deren Zahl sich auf nicht mehr denn sechzehn beläuft – gewidmet ist.

Wieniec, d. i. der Kranz (ein Unterhaltungsblatt in Krakau, 4°.) 1862, Nr. 4. – Roczniki towarzystwa naukowego krakowskiego, d. i. Jahrbücher der Krakauer Gelehrten-Gesellschaft (Krakau, 8°.) Bd. XI, S. 125, von Professor Czaykowski. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Mieroszewsi.