BLKÖ:Meschutar, Andreas

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mesić, Mathias
Band: 17 (1867), ab Seite: 421. (Quelle)
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Meschutar, Andreas (Bischof von Sardica und Sectionschef im Ministerium für Cultus und Unterricht, geb. zu Selo in Krain 17. November 1791, gest. zu Baden bei Wien 15. December 1865). Die unteren Schulen, das Gymnasium und die philosophischen Jahrgänge besuchte er in Laibach, wo er auch, um Theologie zu studiren, in’s Seminar trat. Nebenbei betrieb er aber mit solchem Eifer das Studium der französischen Sprache, daß er in den Jahren 1812 und 1813, als Illyrien französisch war, in der bischöflichen Kanzlei zu Laibach für die französischen Geschäftsverhandlungen angestellt wurde. Im Jahre 1814 wurde er Priester und noch im nämlichen Jahre Katechet an der Laibacher Normal-Hauptschule, im Jahre 1817 Director derselben und Professor der Katechetik und Pädagogik für die Theologen des 4. Jahrganges; im Jahre 1824 Domscholaster an der Kathedralkirche in Triest und General-Schulinspector für die küstenländischen Diöcesen, im Jahre 1830 Gubernialrath, geistlicher und Studien-Referent in Triest; im Jahre 1835 Hofrath bei der vereinigten Hofkanzlei und Beisitzer der Studien-Hofcommission und in Justizgesetzsachen, im Jahre 1835 Sectionschef im Ministerium für Cultus und Unterricht. Im Jahre 1860 trat er nach 46jähriger Dienstzeit in den Ruhestand. Die höchst verdienstvolle Wirksamkeit M.’s wurde durch verschiedene Würden und Auszeichnungen anerkannt; so wurde er im Jahre 1836 Titular-Propst von Ardagger, im Jahre 1850 Ritter des kön. ung. St. Stephan-Ordens und im Jahre 1853 Bischof zu Sardica, mehrere Universitäten ehrten ihn durch Uebersendung des Ehrendoctor-Diploms, viele wissenschaftliche und Agricultur-Vereine durch Aufnahme in die Zahl ihrer Mitglieder. Alle diese Ehren gewinnen noch höhere Bedeutung, wenn man erwägt, daß sie von M. ungesucht, ja vielmehr gemieden und eine reine Huldigung für den Mann waren, der für alle Zeiten das Muster eines Staatsbeamten bleiben wird. Mit gründlichen wissenschaftlichen und Sprachkenntnissen – er sprach außer der deutschen und slovenischen Sprache fertig griechisch, lateinisch, französisch, italienisch und englisch – ausgestattet, und sonst vielseitig gebildet, war er unermüdet fleißig, gewöhnlich des Sommers um 5, [422] des Winters um 6 Uhr Früh im Bureau, in welchem ihn nicht selten die späte Nacht überraschte; seine Arbeiten tragen sämmtlich den Stempel echter Staatsweisheit, denn M., ein erleuchteter Priester, huldigte aufrichtig dem wahren Fortschritte und verabscheute den Zelotismus in jeder Gestalt. Treffend steht es in einem seinem Andenken gewidmeten Nekrologe: „Die Makellosigkeit seines Charakters, seine stets bewiesene Mäßigung, die Ruhe und Unbefangenheit seines Urtheils mag aus dem Umstande entnommen werden, daß auch in den Zeiten der heftigsten Aufregung weder die Ultramontanen noch die Liberalen jemals ihn verdächtigten, obwohl er weder zu den einen noch zu den anderen gehörte. Man fand an ihm nichts sonderbar, als sein consequentes Abweisen jedes äußeren Prunkes und sein bescheidenes, fast schüchternes Auftreten, sein gänzliches Fernhalten von der Gesellschaft, in welcher er vermöge seines Amtes und seiner Auszeichnungen eine hervorragende Stellung einzunehmen berufen war. Seine persönlichen Freunde wußten aber, daß diese Haltung ganz seinen Bedürfnissen entsprach, sich nur mit ernsten Dingen zu beschäftigen.“ Ohne mehr der josephinischen Periode anzugehören, welche eben im Priesterstande am dauerndsten sich bemerkbar machte, so steckte doch wie eine Nachwirkung aus dem Umgange mit den aufgeklärten und würdigsten Priestern jener Periode etwas vom „Josephiner“, wie man die erleuchteten Priester jener Zeit zu nennen liebte, in ihm. Schriftstellerisch hat M. nicht gewirkt, aber in seinen amtlichen Referaten stecken ganze Werke, nicht bureaukratischer Rechthaberei und langweiliger inhaltleerer Excurse amtlicher Schreibseligkeit, sondern echter Staatsweisheit und jenes gediegenen Humanismus, der aus den nachbarlichen deutschen Staaten, wo Männer wie Fichte, Jacobs, die Humboldte[WS 1] u. A. wirkten, auch sich nach Oesterreich herüberrankte und in einigen empfänglichen Gemüthern ein Echo fand. Nicht darf vergessen werden, daß er heimlich ein großer Wohlthäter der Armen war und dürftige Studenten aus seiner Heimat in namhafter Weise unterstützte. Daraus zum Theile erklärt sich die Thatsache, daß bei seinen, im Ganzen nicht unbedeutenden Einkünften und seiner fast aszetischen Lebensweise sich nach seinem Tode gar kein Vermögen vorfand. Jedoch wurde, und nicht ohne Grund, von einem großen Unterschleife seiner nächsten Umgebung gesprochen. Ohne gerade Bücher zu sammeln, denn er kaufte nur, was er las und bei seinen Arbeiten brauchte, hatte sich doch im Laufe der Jahre eine werthvolle Büchersammlung gestaltet. Was mit derselben geschehen, ist dem Herausgeber dieses Lexikons, der mit diesen Zeilen dem Verewigten, als seinem langjährigen väterlichen Gönner, das ihm gebührende Denkmal der Pietät setzt, nicht bekannt.

Oesterreichischer Volks- und Wirthschafts-Kalender (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1867, in dem von Ritter von Hoffinger verfaßten Nekrologe denkwürdiger, im Jahre 1865 verstorbener Oesterreicher [nach diesem geb. am 19. November 1791]. – Wiener Zeitung 1865, Nr. 282 u. 289. – Nach handschriftlichen Notizen des Herrn Dr. Hermann Meynert, dem Herausgeber manche schätzbare Notiz für seine Arbeiten verdankt, wäre M. am 17. November 1791 geboren.

Anmerkungen (Wikisource)