BLKÖ:Merode und Merode-Westerloo, die Grafen, Genealogie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 17 (1867), ab Seite: 400. (Quelle) | |||
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[401] im Jülich’schen, theilten sich in mehrere Zweige und Aeste, von denen einige bereits erloschen sind, andere noch fortblühen. Erst in unseren Tagen ist ihr Name wieder viel genannt worden, namentlich der im Jahre 1857 in Belgien verstorbene Staatsmann Felix Graf Merode, dessen Name in der Geschichte der Unabhängigkeit Belgiens unvergänglich leben wird, dessen Tod sogar von seinem politischen Gegner, Minister Rogier, für ein öffentliches Unglück beklagt wurde. Sein Sohn ist der in jüngster Zeit viel genannte vormalige päpstliche Kriegsminister und Hausprälat Friedrich Xaver von Merode. Zu Oesterreich stehen die Merode in vielfacher Beziehung, in den Tagen, als noch Spanien und die Niederlande zum Hause Oesterreich gehörten. Mehrere derselben waren Ritter des goldenen Vließes, wie außer dem obengenannten Grafen Johann Philipp Eugen schon dessen Vater Maximilian, kön. spanischer Oberst eines Regiments Dragoner und Gouverneur von Namur; ferner Philipp Franz, Oberststallmeister der Erzherzogin-Regentin in den Niederlanden. Andere standen in kaiserlichen und in königlich spanischen Kriegsdiensten, bekleideten hohe Würden und Aemter im Staate. Ein Johann Graf von Merode machte sich besonders im dreißigjährigen Kriege denkwürdig, in welchem er als General in der kaiserlichen Armee diente und in der Schlacht bei Hameln im Jahre 1633 den Heldentod fand. Es ist derselbe Merode, von welchem man die nicht ganz reputirliche Bezeichnung der Marodeurs ableiten will. Denn das von dem Grafen neu angeworbene Regiment, wie auch Gustav Freitag in seinen „Bildern und Zügen aus der deutschen Vergangenheit“ nacherzählt, war durch schlechte Verpflegung so herunter gekommen, daß es kaum seine Fahnenwache besetzen konnte; es löste sich auf dem Marsche fast ganz in Nachzügler auf, die an den Zäunen und Hecken lagen, mit defecter Rüstung und ohne Ordnung um die Armee herumschlichen. Seit dieser Zeit nannte man diese Nachzügler, welche der Soldatenwitz vorher „Saufänger“ und „Immenschneider“ (weil sie den Bauern die Bienenstöcke herausschnitten) genannt hatte, Merodebrüder, später einfach „Marodeurs“. Jedoch auch der Ursprung dieses Wortes „Marodeurs“, woraus dann das Zeitwort „marodiren“ gebildet wurde, und wobei eine für die Sicherheit dieses Ursprungs höchst bedenkliche Umbildung des Selbstlautes e im Namen Merode in a in der Redensart „Marodeurs“ und „marodiren“ zu erklären wäre, muß gleich der oben erzählten Entstehung des Namens, nur statt den Genealogen, den Entymologen überlassen bleiben. – Ein anderer Merode, mit dem Taufnamen Renaud, der Erbschenk des Herzogthums Jülich und Gouverneur von Düren war, fand bei der Erstürmung dieser Festung durch Kaiser Karl V. den Heldentod. Was die Adelsgrade dieses Geschlechtes betrifft, das mit einem Diplom des Königs Wilhelm I. der Niederlande vom Jahre 1823 das Recht erhielt, nach dem am 1. Mai 1686 creirten Fürstenthume Rubempre-Everberghe den Fürstentitel zu führen, so wurde durch ein Diplom von Kaiser Rudolph II. de dato 26. October 1576 einem Bernhard von Merode der seinen Voreltern von Kaiser Friedrich III. mit Diplom vom 29. September 1473 bestätigte Panierherrenstand erneuert; einem Johann Freiherrn von Merode und Herrn zu Waroux, wahrscheinlich dem bei Hameln gebliebenen, wie seinem Sohne, wurde von Kaiser Ferdinand II. mit Diplom vom 19. Juni 1622 der Grafenstand verliehen und derselbe durch Kaiser Leopold I. mit Diplom vom 16. September 1697 einem Julius Rudolph von Merode bestätigt. In neuerer Zeit endlich wurde mit Decret der n. ö. Regierung ddo. Wien 25. September 1843 der Witwe Katharina des Philipp Johann Bauer-Merode (gest. zu Mödling 17. März 1842) und ihren Kindern Johann Nepomuk, Cooperator an der Pfarre St. Margarethen in Wien, Ferdinand, Leopold, Karl (Claviervirtuose, siehe denselben S. 402) und Katharina, nachdem sie ihre Verwandtschaft mit der in Rede stehenden alten Familie der Merode nachgewiesen haben, die Führung des Freiherrntitels, doch ohne Beisetzung irgend eines Prädicates, bewilligt. Eben diese Linie, und zwar mit dem zweitgebornen Sohne Ferdinand als gegenwärtigem Chef, erscheint im „Gothaischen genealogischen Taschenbuche der gräflichen Häuser“ vom J. 1866 (S. 477) als eine besondere, und zwar als Linie der Reichsfreiherrn von Merode-Houffalize, Marquis von Trélon (Treslong) aufgeführt. Ferdinand Freiherr von M. (geb. 1803) ist ein Sohn des oberwähnten Philipp Johann (gest. im Jahre 1842) aus dessen Ehe mit Katharina von Preßburger. Ferdinand ist vermält (seit 20. October 1845) mit [402] Constantia gebornen Gräfin von Berchtoldi, Freiin von Ungarschütz (geb. 27. August 1826), erscheint im Taschenbuche als Indigena und sein Bruder Leopold (geb. 1811) als Magnat von Ungarn. In der That erhielt auch – nach Nagy’s Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal““, Bd. VII, S. 421 – ein Ernst Graf Merode im Jahre 1649 das ungarische Indigenat, und wird wohl derselbe sein, der in der Genealogie der Merode als Philipp (III.) Johann Max Ernst Baron von Merode (gest. 19. November 1666), der Erste mit dem Namen Bauer-Merode, erscheint. Aus der Ehe des gegenwärtigen schon genannten Chefs der ungarischen Linie, Ferdinand Freiherrn von Merode, mit Constantia Gräfin Berchtoldi stammt ein Sohn Ferdinand Constantin Ghislain (geb. 1849). [Kneschke (Ernst Heinrich Prof. Dr.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig, Friedr. Voigt, gr. 8°.) Bd. VI, S. 246–250 (mit einem reichen Quellenapparate. Die Angabe daselbst über den Familienstand des Grafen Johann Philipp Eugen, dessen ausführlichere Biographie S. 398 mitgetheilt worden, sind hier nicht ganz richtig). – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha, J. Perthes, 32°.) XXVIII. Jahrgang (1855), S. 509; XXIX. Jahrg. (1856), S. 558 (nur dieser Jahrgang enthält Nachrichten über die ungarische Linie der Merode-Houffalize). – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen Häuser (Gotha 1855, Just. Perthes, 32°.) S. 586 bis 593. – Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1730, Thom. Fritschens Erben, Fol.) Bd. III, S. 537; I. Fortsetzung, S. 888. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Justus Perthes, 32°.) XVI. Jahrg. (1866), S. 636.] – Wappen. Dasselbe besteht einfach aus einem goldenen Felde mit vier rothen Pfählen, umgeben von einem ausgezackten blauen Schildesrande, und mit der schönen Devise: „Plus d’honneur que d’honneurs“ (mehr Ehre denn Ehren).
Zur Genealogie der Grafen Merode und Merode-Westerloo. Die Merode sind eine alte, ihren Ursprung aus der Provence und sogar von den Grafen Barcellona ableitende Familie, welche ihre Abstammung bis in’s neunte Jahrhundert zurückführt, und aus welcher ein Raimund Beranger, Graf von Barcellona, durch seine Heirath mit der Infantin Petronella, einzigen Tochter Ramirez’, Königs von Aragonien, nach seines Schwiegervaters Tode, König von Aragonien wurde. Ein Sohn desselben kam nach Frankreich, nämlich Peter Beranger, Fürst von Aragon, welcher den König Ludwig VII. auf seinem Kreuzzuge nach Palästina begleitet hatte, nach seiner Rückkehr aber in die Niederlande gezogen war, wo er sich mit Aleyda (Adelaide) von Rode, der einzigen Tochter und Erbin Hugo’s, Herrn und Barons von Rode, vermält hatte. Dieser Familienname Rode, den Peter Beranger angenommen, wurde um diese Zeit aus der volksthümlichen Redensart M’her von Rode (mein Herr von Rode) in Merode umgewandelt. Möge diese Metempsychose eines Familiennamens dem Studium der Genealogen überlassen bleiben. Die Merode’s verbreiten sich von nun an in den Niederlanden, in Frankreich,