BLKÖ:Mencl, Joseph Branislaw

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 337. (Quelle)
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Mencl, Joseph Branislaw (Erzgießer und čechischer Schriftsteller, geb. zu Hořovice in Böhmen 2. October 1815, gest. zu Karolinenthal nächst Prag 22. Juni 1864). Die Familie stammt eigentlich aus Schlesien und schrieb sich Menzel, erst später čechisirte sie den Namen in Mencl. Den Vater, der ein Handwerker war, verlor der Knabe bald und leitete nun die Mutter dessen Erziehung; sie selbst lehrte ihn lesen und schreiben. Als er dann die Schule seines Geburtsortes besuchte, wollte ihn der Lehrer in der Musik unterrichten und ihn für das Lehramt ausbilden. Aber für die Musik hatte er keinen Sinn, und so trat er denn bei seinem Stiefvater, der ein Spengler war, in die Lehre. Nachdem er drei Jahre gelernt, in dieser Zeit aber keine Gelegenheit zu eigenen Arbeiten gefunden hatte, wurde er Geselle und ging nach Prag, wo er zuerst in einem Geschäfte arbeitete, dann aber auf Wanderschaft ging und auf dieser Böhmen, Mähren, Schlesien, die Erzherzogthümer und Ungarn durchwanderte. Der Eintritt nach Polen und Rußland war ihm nicht gestattet worden. Nach mehrjähriger Wanderung kehrte er in seine Heimat zurück und widmete sich in Karolinenthal seinem Geschäfte. Von früher Zeit an lernbegierig, und namentlich durch Karl Amerling’s [Bd. I, S. 30] „Promyslný posel“, d. i. Der industrielle Bote, eine Volksschrift, die in den Jahren 1840–1846 erschien, angeregt, suchte er sich ebenso in seinem eigenen Gewerbe zu vervollkommnen, als er ernstlich strebte, ausgezeichnete Arbeiten zu liefern. Dabei war er unablässig bemüht, die nationale Sache nach allen Richtungen hin zu fördern und in Anderen gleiche Bestrebungen zu wecken. Aus diesem Anlaß begründete er in Karolinenthal eine gewerbliche Bibliothek und einen Leseverein. Schon im Jahre 1844 trat er bei der Matice česká ein und wurde im Jahre 1846 zum Vorsitzenden im Ausschusse gewählt. Im Jahre 1848 berief ihn der National-Verein nach Prag, wo er auch auf dem Slaven-Congresse große Thätigkeit entwickelte. Später fungirte er für den National-Verein und die „slavische Linde“ als Ausschußmann in Karolinenthal. Mit diesen nationalen Bestrebungen Hand in Hand ging sein Eifer, auch als Gewerbsmann ausgezeichnete Arbeiten zu liefern, unter diesen sind besonders anzuführen: „Der grosse Luster“ im deutschen Theater zu Prag, der als ein Meisterstück in seiner Art bezeichnet wird, er zählt 104 Flammen und ist mit den Büsten von Faust und Margarethe, Don Juan und Donna Anna geschmückt; – „Der gothische Luster“ im Rathssaale des Prager Rathhauses; – 18 gegossene Büsten berühmter Männer des Handels und der Industrie, im Garten der Karolinenthaler Gasanstalt; – die Statuen in der byzantinischen Capelle zu Jetřichovice; – die Zinksarkophage für das Rittergeschlecht der Cecinkař von Birnic; – die Gedächtnißtafeln für Havliček, Tyl, Hanka, Rubeš, Dobrovský u. A.; – Standbilder von Engeln für Grabdenkmäler, Crucifixe u. m. a. Alle diese Arbeiten sind mit einer musterhaften Genauigkeit und Sorgfalt ausgeführt. M.’s Ruf war im ganzen [338] Lande verbreitet und seine Arbeiten gingen bis New-York. Im Jahre 1864 candidirte er in seinem Wohnorte für den böhmischen Landtag, trat aber dann von der Candidatur zurück. Auch auf literarischem Gebiete war M. thätig, und er schrieb die historischen Denkwürdigkeiten seines Geburtsortes Hořovice und die Monographien der Herrschaften Hořovice, Jinec, Komarov, Valdeck, Lochovic, Bezdědice und Točnik, und der Städte Hostomic, Žebraka und Lochovic. Mit M.’s Tode hat die čechische Partei einen ihrer entschiedensten und radikalsten Führer, der namentlich in gewerblichen Kreisen einen mächtigen Anhang besaß und warb, verloren.

Posel z Prahy, d. i. Der Bote aus Prag, 1864, Nr. 39. – Wiener Zeitung 1864, Nr. 157, S. 967. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Fr. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Frz. Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 238. – Národní Noviny, d. i. National-Zeitung (Prag, kl. Fol.) 1864, Nr. 270, im Feuilleton: „Češi dle zápisek poličesních“. – Jungmann (Josef), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. W. Tomek' besorgte Ausgabe, S. 599. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1861, Nr. 204, S. 1917: „In Mencl’s Atelier“.