Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 250. (Quelle)
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Medoro, Samuel (Arzt und Chirurg, geb. im Venetianischen im Jahre 1788, gest. in den letzten Tagen des November 1854). Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmannes, der sich dem Wunsche seines Vaters gemäß auch dem Kaufmannstande widmen sollte, endlich es aber doch erreichte, daß er die gelehrte Laufbahn wählen durfte, in welcher er nach beendeten medicinischen Studien im Jahre 1812 die Würde eines Doctors der Chirurgie erlangte und im folgenden Jahre zu Padua die Praxis auszuüben begann. Bald zeichnete er sich als operativer Chirurg bei mehreren wichtigen Fällen durch seine Geschicklichkeit und Sicherheit, wie durch seinen Scharfblick und die richtige Auffassung eines gegebenen Falles so aus, daß sich bald die Aufmerksamkeit der älteren Aerzte und Collegen auf den noch jungen Operateur richtete. Asson, in seiner ausführlichen Biographie Medoro’s, beschreibt mehrere seiner interessantesten Operationen, namentlich des grauen Stahrs, der Thränenfistel, insbesondere aber der Unterbindung der sogenannten arteria iliaca esterna, eine Operation, welche Medoro, der Erste in Italien, mit Erfolg ausgeführt, während sie vor ihm nur noch von zwei Aerzten, von Valentin Mott im Jahre 1827 in New-York und im folgenden Jahre von Crampton in England, ausgeführt worden. Ueber [251] die merkwürdigsten Fälle, welche ihm in seiner Praxis begegneten, und über die von ihm beobachtete Behandlung derselben, gab er in einzelnen Abhandlungen und in medicinischen Zeitschriften ausführliche Berichte und Darstellungen. Eine öffentliche Professur bekleidete M. nicht, weil, wie es in Wertheimer’s „Jahrbuch für Israeliten“ 1856/57, S. 93, heißt, „sein treu gehaltenes (israelitisches) Glaubensbekenntniß ihn von der Anstellung als Universitätslehrer ausschloß“. Hingegen war seine Wohnung eine wahre Schule, ein stets offener Hörsaal für Jeden, der sich in der Medicin und Chirurgie vervollkommnen wollte. Die Armen, die er behandelte, unterstützte er aus eigenen Mitteln. Religiös durch und durch in seinem Wesen, ermahnte er in seinem letzten Willen seine Kinder, jeden Vorschlag des Abfalls abzuweisen und sich in keiner Zeit durch gemeinen Eigennutz, noch durch Versprechungen von Ehren und Auszeichnungen verführen zu lassen. Eine Reihe interessanter von ihm behandelter Fälle hat er beschrieben, und fand sich das Manuscript, dessen Druck beabsichtigt ward, in seinem Nachlasse vor. Sein Sohn Karl, gleichfalls Arzt und ein vielversprechender Zögling des eigenen Vaters, folgte demselben schon wenige Monate später in der Blüthe seines Lebens in Grab.

Asson (M. Dr.), Elogio del Dott. Samuele Medoro recitato nell’Ateneo veneto il 28 gennaio 1855 (4°.). – Gazzetta uffiziale di Venezia 18. Agosto 1855. – Cosmorama pittorico. Giornale storico ecc. ecc. (Milano, kl. Fol.) Anno XX (1855), No. 51 e 52. – Jahrbuch der Israeliten von Wertheimer (Wien 1856, 8°.) Neue Folge, III. Jahrg. (5617 [1856/57]), S. 93.