BLKÖ:Mecséry de Tsoor, Johann (Karl Johann) Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 235. (Quelle)
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Mecséry de Tsoor, Johann Freiherr, auch Karl Johann (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Raab 24. Juni 1770, gest. zu Linz 26. December 1832). Erscheint öfter mit dem Taufnamen Johann allein. Stammt aus derselben ungarischen Adelsfamilie, wie der Freiherr Daniel [s. den Vorigen]. Trat in jungen Jahren in die kaiserliche Armee und machte als Fähnrich und Lieutenant im Infanterie-Regimente Erzherzog Ferdinand Nr. 2 die Türkenkriege mit. Im September 1793, erst 23 Jahre alt, kam er schon als Oberlieutenant in den Generalstab. Immer mit Auszeichnung dienend, fand er doch erst im Feldzuge des Jahres 1799 Gelegenheit, sich besonders hervorzuthun, und in den entscheidendsten Schlachten dieses Feldzuges, so bei Cassano und Novi, dann bei Ganola (4. November), wo er bereits Major war, und im blutigen Treffen bei Mondovi (am 13. November) erscheint sein Name in den Schlachtberichten unter den Helden des Tages. Nach dem Luneviller Frieden wurde M. zu Keuhl-Infanterie Nr. 10 eingetheilt, aber vor Ausbruch des Krieges im Jahre 1805 als Oberstlieutenant in den Generalstab übersetzt. Im Jahre 1809 zum Obersten befördert, befehligte er das 28. Infanterie-Regiment, damals Baron Fröhlich. Bei Aspern (21. und 22. Mai) stand das Regiment im Centrum des zweiten Armeecorps. Am ersten Schlachttage hatte es von zahlreichen feindlichen Abtheilungen ein mörderisches Feuer zu bestehen. Nun rief M. Freiwillige zum Tirailliren auf. Diese, mit großer Umsicht geführt, drängten die feindlichen Plänkler allmälig zurück und brachten der Artillerie-Mannschaft und Bespannung beträchtlichen Schaden bei. Eine für alle Zeiten denkwürdige Waffenthat aber führte Oberst Mecséry am zweiten Schlachttage mit seinem Regimente aus. Es hatten nämlich an diesem Tage mehrere starke Abtheilungen feindlicher Kürassiere in Colonnen den Angriff auf das Intervall, welches zwischen dem zweiten und vierten Armeecorps bei Eßlingen sich befand, unternommen. Da erhielt Oberst Mecséry Befehl, mit seinem Regimente schleunigst die offene Stelle auszufüllen. In drei Bataillonsmassen formirt, erwartete nun Oberst Mecséry den Angriff der feindlichen Kürassiere. Nicht weniger wie vier Regimenter [236] nahten. Als diese „eisernen Männer“, wie sie die Kriegsgeschichte nennt, vor denen nichts Stand hielt und die Alles niederritten[WS 1] und niedermähten, was ihnen im Wege stand, auf etwa vierzig Schritte dem Regimente des Oberst Mecséry nahe gekommen waren, stutzten diese über die feierliche Stille in den sie erwartenden Bataillonsmassen und machten plötzlich Halt. Einige feindliche Officiere meinten sogar, das Regiment wolle sich ergeben (!) und und ritten näher, es auffordernd, die Waffen abzulegen. Auf diese Aufforderung waren hie und da Rufe, wie „Holt sie Euch“, von einigen voreiligen Schüssen begleitet, zu hören. Die Kriegsgeschichte hat auch den Namen eines Corporals – Kohaut ist er – aufbewahrt, der, aus der Masse einige Schritte vortretend, einen der das Regiment zum Niederlegen der Waffen auffordernden Officiere mit dem Bajonnete vom Pferde stach. Nun befahl der feindliche Commandant die Attaque. Das Regiment erwartete das Commando seines Obersten; wie sich die feindlichen Reiter in Bewegung setzen, commandirt Oberst Mecséry „Feuer“, und Salve auf Salve kracht aus den drei Bataillonsmassen gegen die vier Regimenter „eiserner Männer“. Reihen auf Reihen derselben fallen von dem sicher gezielten Feuer, und als der General d’Espagne von einer Kugel getroffen sinkt, machen die Reiter „Kehrt“ und suchen ihr Heil in der Flucht. Ein Allerhöchstes Handbillet vom 14. September 1809 zeichnete den Heldenoberst für seine herrliche Waffenthat mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens aus. Im Mai 1813 war M. zum General-Major befördert worden. Im Feldzuge des letztgenannten wie des folgenden Jahres commandirte M. eine Brigade in der Division des Feldmarschall-Lieutenants Alois Fürsten Liechtenstein. Mecséry’s Brigade bildeten die Regimenter Neuß-Greiz und Vogelsang. An den ausgezeichneten Thaten derselben in den Schlachttagen bei Leipzig, in den Gefechten bei Lyon, Orchamp en Place und im südlichen Frankreich im Jahre 1814 hat General M., als ihr Führer, der alle Anordnungen traf, wesentlichen Antheil. Im Februar 1822 wurde M. zum Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 51, vor ihm Splény, im Jahre 1826 zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt. Als Brigadier brachte er längere Zeit in der Bundesfestung Mainz zu. Nachdem er bereits 46 Jahre in schweren Kriegsepochen mit Ruhm vor dem Feinde dem Staate gedient, trat er im September 1832 in den Ruhestand, den er aber nur kurze Zeit genoß, da er bereits wenige Monate darnach zu Linz im Alter von 62 Jahren starb. Aus seiner Ehe mit Anna von Zalka (gest. 1836), einem ungarischen Edelfräulein aus dem Wieselburger Comitate, stammt Karl Freiherr Mecséry de Tsoor, dessen Biographie folgt.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 985 u. 1747 [nach diesem gest. 26. December 1832]. – Zeitgenossen. Almanach für das Jahr 1863 (Gratz, S. Settele, kl. 8°.) S. 219 [nach diesem geboren 24. Juni 1770, gest. 30. December 1833].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: niederitten.