Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Meßmer, Joseph
Band: 17 (1867), ab Seite: 453. (Quelle)
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Meßner, Joseph (Schriftsteller, geb. zu Prachatic in Böhmen im Jahre 1824, gest. ebenda 4. Jänner 1862). Der Sohn wohlhabender, in Prachatic ansäßiger Eltern. Seine Mutter war eine geborne Kalina von Jäthenstein. Der Sohn genoß eine sorgfältige Schulbildung, hörte nach beendeten Gymnasialclassen die Philosophie und versuchte sich bereits damals, noch als Studiosus, in der von Rudolph Glaser [Bd. V, S. 207] herausgegebenen Zeitschrift: „Ost und West“, welche bald ein Vereinigungspunct der deutschen geistigen Elemente in Böhmen wurde, wo eben der Čechismus in einer das Deutschthum bedrohenden Weise sich zu entfalten begann. Nun trat M. in die Artillerieschule, diente einige Jahre als Artillerist, nahm aber, nachdem er beim Umwerfen eines Cavalleriegeschützes eine so schwere körperliche Beschädigung erlitten hatte, daß er außer Stande war, weiter zu dienen, den Abschied. Nun wollte er sich einer vorherrschend praktischen Beschäftigung zuwenden und gerieth sonderbarer Weise auf die Idee, die Gerberei zu erlernen. Er führte diesen Gedanken auch aus, trat in seinem Geburtsorte bei einem Gerber in die Lehre, machte die üblichen Lehrjahre durch, ging dann als Gerbergeselle auf Wanderschaft, und durchzog als solcher, das Bündel eines Wandergesellen auf dem Rücken, zuerst Tirol, dann aber einen großen Theil der österreichischen Monarchie. Die Erlebnisse dieser jedenfalls merkwürdigen Fahrt erzählte M. später zum Theile in seinem Romane: „Die Handwerksburschen“, und Leser desselben werden gewahren, daß die meisten Zeichnungen und Scenen dem Wanderleben des Handwerkerthums unmittelbar entnommen sind, denn mit solcher Wahrheit und Treue sind die Schilderungen darin gegeben. Nach seiner Heimkehr ließ er sich als Gerbermeister in seinem Geburtsorte nieder und übte auch einige Zeit sein Gewerbe aus, aber immer wieder zog es ihn zur Schriftstellerei, und zuletzt mit so mächtigem Drange, daß er das Handwerk [454] aufgab und ausschließlich als Schriftsteller thätig zu sein begann. Nun erschienen in der „Bohemia“, in den „Erinnerungen“, im „Familienbuch des österreichischen Lloyd“ und in anderen belletristischen Blättern der Monarchie seine Erzählungen und Novellen, Wie z. B. im erstgenannten: „Wald-Much“, – „Kleine Götter“. – „Andres, der Kochelmann“ u. a., und auch manches gemüthliche Gedicht. Größere Arbeiten fanden aber in Kober’sAlbum, Bibliothek deutscher Original-Romane“ Aufnahme, und zwar „Der Primator“, in einem Bande, – „Zwei Brüder“, früher bereits bei Hübner in Leipzig, 1854, in drei Bänden, – „Treu. Eine einfache Geschichte“, – „Margaretha Maultasch“, – „Die Handwerksburschen“, – „Die Waldgeschichten“; jeder der vier letztgenannten in einem Bande. Meßner besaß ein ursprüngliches, nicht gewöhnliches Erzähler-Talent, das mit nicht gewöhnlicher Leichtigkeit producirte. Seine Bilder und Geschichten aus dem Böhmerwalde sind frisch und lebensvoll gezeichnet, und gibt er darin seinem Landsmann Rank gar nicht, oder doch nur wenig, nach. Er würde, wenn er sich Ruhe gegönnt hätte, jedenfalls Bedeutenderes geschaffen haben, denn die Hast des Producirens sieht man seinen Arbeiten leider und nur zu sehr an, wie denn auch der Mangel einer ordentlichen Durchbildung nicht immer zu verdecken ist. Er starb – erst 38 Jahre alt – in zerrütteten Vermögensverhältnissen. Sein Nachlaß enthielt außer einigen Gedichten nichts Bemerkenswerthes. Aus der Herausgabe seiner gesammelten, hie und da zerstreuten Erzählungen und Gedichte sollte ein einfacher Leichenstein beschafft werden. Es ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt, ob der Antrag verwirklicht worden.

Bohemia (Prager Unterhaltungsblatt, 4°.) 1862, Nr. 9, S. 84. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1862, Nr. 10. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1862, Nr. 11. –