Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mayer, Johann (Maler)
Band: 18 (1868), ab Seite: 132. (Quelle)
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63. Mayr, Johann von (General, geb. zu Wien 1. Mai 1716, gest. zu Plauen 3. Jänner 1759). Der natürliche Sohn eines Grafen Stella mit einer durch ihre Schönheit ausgezeichneten Handarbeiterin, welche, nachdem sie den Knaben geboren, einen gewissen Mayr geheirathet, dem sie noch mehrere Kinder geschenkt. Mayr nahm diese Frucht der Liebe aus dem innigen Verhältniß mit einem Andern in seine Familie auf und die Mutter sorgte für eine angemessene Erziehung ihres Erstlings. Er erhielt seine Ausbildung an den Jesuitenschulen Wiens, außerdem aber noch Unterricht in der Musik. Für diese zeigte er ein ganz besonderes Talent. In seinen Jünglingsjahren in der großen Stadt viel sich selbst überlassen und durch das Beispiel seines Stiefvaters, der ein Spieler von Profession war, irregeleitet, fiel M. auf Abwege, Mißhelligkeiten im Elternhause trieben ihn aus demselben, und er begab sich im Jahre 1732 nach Ungarn, wo er anfänglich durch sein Violinspiel sich fortgebracht zu haben scheint. Endlich faßte er den Entschluß, Soldat zu werden und trat in das damalige Infanterie-Regiment Herzog von Lothringen, in welchem er Feldwebel wurde. M. zählte damals etwa zwanzig Jahre. Das Soldatenleben – zu keiner Zeit ein zurückhaltendes – riß auch M. zu Ausschweifungen im Genuß des Trinkens und der Liebe hin, welchen zuletzt eine schwere lebensgefährliche Krankheit folgte. Aus [133] dieser verfiel er in eine tiefe Melancholie und in einem tückischen Anfalle von Lebensüberdruß unternahm er einen Angriff auf sein eigenes Leben. Der Stich, den er sich jedoch beigebracht, war glücklicher Weise nicht tödtlich und wie es scheint, bei M. von einer Krisis begleitet gewesen, welche die besten Folgen hatte. M. änderte, wenn nicht gänzlich, so doch wesentlich seine bisherige Lebensweise und erfüllte mit solchem Eifer seinen Dienst, daß er sich das Vertrauen seiner Vorgesetzten erwarb. Im damaligen Kriege Oesterreichs mit den Türken focht M. in mehreren Schlachten und erhielt mehrere Wunden. Als nach Kaiser Karl’s VI. Tode der Erbfolgekrieg ausbrach, kämpfte er auch in diesem, machte die Schlacht bei Molwitz (10. April 1741) mit und kam dann zur Besatzung nach Prag, mit welcher er, nachdem die Franzosen sich mit den Sachsen und Bayern vereinigt hatten, nach dem Falle Prags am 26. November g. J. gefangen wurde. M. kaufte sich nun aus der französischen Gefangenschaft los und kehrte in die kaiserlichen Dienste zurück. General-Feldmarschall Graf Seckendorf nahm ihn, da M. sich als sehr brauchbar und geschickt erwies, in seine Begleitung als Lieutenant und Adjutant auf. Längere Zeit verblieb er in diesem Dienste, als ihn Unannehmlichkeiten mit seinem Obersten, einem Grafen Saint Germain, veranlaßten, auszutreten. Er wollte nun zunächst preußische Kriegsdienste nehmen, aber sein Gönner, der General Seckendorf, rieth ihm, nach Sachsen zu gehen und gab ihm auch Empfehlungen nach Dresden mit, wohin sich M. im Jahre 1744 begab. Dort wurde er im Jahre 1745 Premier-Lieutenant im Dragoner-Regimente Minkwitz, mit welchem er auch zu Ende genannten Jahres bei Kesselsdorf focht. Nach dem Frieden von Dresden, an unthätiges Leben nicht gewöhnt, erbat sich M. die Erlaubniß, nach den Niederlanden zum österreichischen Heere gehen zu dürfen. Der sächsische Hof ertheilte ihm diese, worauf M., jedoch im sächsischen Dienste verbleibend, sich im Jahre 1746 dahin begab und als Adjutant in die Dienste des Grafen Batthyány trat. In dieser Stellung zeichnete sich M. bei mehreren Anlässen aus, so bei der Expedition Batthyány’s auf Bergen op Zoom, welches am 16. September 1747 überrumpelt und dann genommen wurde. Im genannten Jahre wurde er auch zum Rittmeister im sächsischen Heere ernannt. Da aber um diese Zeit mehrere Regimenter in Sachsen abgedankt und bei dieser Gelegenheit auch viele Officiere auf Wartegeld gesetzt wurden, traf auch M., da er einer der jüngeren Officiere war, dieses Los. Indessen blieb er im Dienste des Feldmarschalls Grafen Batthyány bis zum Abschluß des Aachener Friedens im Jahre 1748. Dabei hatte er sich die Zuneigung des genannten Generals in solcher Weise zu erwerben gewußt, daß dieser sich ernstlich für M. verwendete, um ihn als Oberst in die holländische Garde zu bringen. Intriguen vereitelten dieses Project, das schon einem günstigen Abschlusse nahe war. M. verweilte nur noch einige Zeit in Holland, ging dann nach Aachen und kehrte 1750 nach Dresden zurück, wo er nun zum Oberstlieutenant im sächsisch-polnischen Kriegsheere ernannt wurde. Bald darauf gerieth er mit dem k. polnischen und churfürstlich sächsischen Oberst Georg Friedrich Vitzthum von Eckstädt, der als General-Adjutant bei dem Churfürsten fungirte, in ernste Händel, welche mit einem Duell endeten, in [134] welchem Oberst Vitzthum von Mayr tödtlich verwundet wurde, so daß er schon wenige Stunden später seinen Geist aufgab. Mayr mußte sich flüchten und begab sich vorerst nach Schlesien, mit dem Entschlusse, in fremde Kriegsdienste zu treten. Das Alles hatte sich im Juni 1754 ereignet. Von Schlesien begab sich M. nach Warschau. Mittlerweile wurde seine Duellgeschichte untersucht, schließlich auch beigelegt, aber M. der Rath ertheilt, andere Dienste zu suchen. Mit dem Entschlusse, in Rußland sein Glück zu versuchen, begab er sich zunächst über Potsdam und Königsberg nach Mietau in Churland, wo er aber bereits ein Schreiben des Königs Friedrich II. von Preußen vorfand, der auf ihn aufmerksam geworden war und ihn aufforderte, nach Potsdam zu kommen. Nach einer Unterredung mit dem Könige trat er als Flügel-Adjutant in dessen Dienste, in welchem er bis zu seinem Tode verblieb. Um den Panduren der kaiserlichen Armee leichte Truppen entgegenzustellen, errichtete der König besondere Frei-Bataillons, mit deren Organisirung er den Obristlieutenant Mayr betraute, der auch bald darauf Obrist derselben wurde. Mit diesen Truppen führte Mayr mehrere waghalsige Unternehmungen und Handstreiche glücklich aus. So drang er im Jahre 1757 in’s Böhmische, machte dort einen Haufen Panduren zu Gefangenen und bemächtigte sich des Schlosses Tetschen. Nach dem Siege von Prag beauftragte ihn der König mit einer größeren Abtheilung, die von den Oesterreichern im Pilsener Kreise und nach der oberen Pfalz hin angelegten Provianthäuser zu zerstören. Mit einer Truppe von 1500 Mann ging M. an die Ausführung dieses Auftrages, und nahm am 2. Mai 1757 die großen Proviantvorräthe bei Pilsen und dann zwei kleinere zu Žebrak im Berauner und zu Teinitz im Pilsener Kreise den Oesterreichern ab. Nun setzte M. seine Unternehmungen in der Oberpfalz mit entschiedenem Erfolge fort. Vom 14. Mai angefangen, an welchem Tage er mit dem bambergischen Amte Vilseck die erste Brandschatzung begann, dauerte sein Zug, auf welchem er eine Folge der kühnsten Handstreiche ausführte, bis in die letzten Tage des Monats Juni, worauf er im Anfange des Monats Juli wieder zur preußischen Armee in Böhmen stieß. Eine ausführliche Darstellung[WS 1] dieses in der Geschichte des siebenjährigen Krieges merkwürdigen Streifzuges enthalten die „Beyträge zur neuern Staats- und Kriegsgeschichte“, Bd. II, S. 687 u. f. und S. 735 u. f. Auch jetzt führte Obrist Mayr eine Reihe der tapfersten Waffenthaten aus, unter denen nur die bedeutenderen genannt werden mögen, als: die Eroberung von Weissenfels in den ersten Tagen des Monats November 1757, sein Antheil in der Schlacht bei Roßbach am 5. November, in welcher er anfänglich das Heergeräthe deckte, dann in der Schlacht auf dem linken Flügel thätig mitwirkte und den flüchtigen Feind bis Erfurt verfolgte; der Zug in’s Erzgebirge Mitte November, die Vernichtung der Proviantvorräthe der Kaiserlichen zu Leitmeritz; sein Streifzug nach Plauen Mitte Februar 1758, die Einnahme von Hof am 12. April, der Streifzug in’s Bamberg’sche in den letzten Tagen des Monats Mai und die Einnahme Bambergs am 31. Mai, bei welcher M. mit seinem Bataillon am thätigsten mitwirkte. Im Herbste genannten Jahres beförderte ihn der König in Anerkennung seiner ausgezeichneten Waffenthaten zum General-Major. Als solcher that er sich noch bei [135] mehreren Anlässen, insbesondere aber bei Dresden durch seinen kaltblütigen Muth und durch die Umsicht hervor, mit der er bei Vertheidigung dieser Stadt gegen den furchtbaren Angriff Daun’s die Maßregeln ergriff und leitete. Dieß war aber auch Mayr’s letzte Waffenthat. Nachdem Daun sein Lager vor Dresden am 16. November 1758 aufgehoben und sich nach Böhmen zurückgezogen hatte, folgte ihm Mayr auf dem Fuße bis an die böhmische Grenze. Anfangs December bezog er das Winterquartier zu Plauen. Eine hitzige Krankheit, die er sich durch die großen Kriegsstrapazen der letzten Zeit zugezogen, brach nun bald mit aller Heftigkeit aus, und schon nach wenigen Tagen war er derselben im Alter von erst 43 Jahren erlegen. Es war ein bewegtes Leben, das M. geführt. Ehrgeiz, seltene Tapferkeit, verbunden mit einer durch tüchtige Kenntnisse und große Erfahrung geschulten Umsicht hatten ihn in einer kriegerisch bewegten Zeit rasch emporgebracht und ein jäher Tod ihn einer Laufbahn entrissen, auf welcher er, wenn er länger gelebt hätte, zu hohen Ehren gestiegen wäre. Bemerkenswerth erscheint es, daß, während um dieselbe Zeit ein Ausländer, der aus Liefland gebürtige Laudon, mit der Führung der leichten Truppen, deren Wichtigkeit bereits erkannt worden, so günstige Erfolge erzielte, von dem preußischen Kriegsmeister Friedrich ein Oesterreicher gewonnen wurde, um leichte Truppen im Heere zu organisiren und mit ihnen Erfolge zu erzielen, wodurch unserem Heere und den zu seiner Verproviantirung im Felde getroffenen Anstalten so großer Abbruch geschah.

Pauli (Carl Friedrich Dr.), Leben großer Helden des gegenwärtigen Krieges, gesammlet von – (Halle 1759, Chr. Pet. Franck, 8°.) Bd. I, S. 142–188. – Neue genealogisch-historische Nachrichten, Theil V, S. 596 u. f. und S. 1083 u. f.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Darstelung.