Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Mayer, J. J.
Nächster>>>
Maier, Ignaz
Band: 18 (1868), ab Seite: 125. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Ignaz Mayr in Wikidata
GND-Eintrag: 1037011384, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Mayr, Ignaz|18|125|}}

55. Mayr, Ignaz (Chorherr von St. Florian und Landwirth, geb. zu Passau 25. April 1759, gest. zu St. Florian 31. Jänner 1812). Nach zurückgelegten Gymnasialclassen trat M. am 28. October 1776, 17 Jahre alt, in das Stift zu St. Florian. Dort beendete er die philosophischen und theologischen Studien und las am 7. April 1782 die erste Messe. Nun trat er in die Seelsorge, wurde Cooperator zu Ried, später Pfarrer zu Katzstorff und Grünbach, und hob die Landwirthschaft und Bienenzucht seiner Pfarrei in merklicher Weise. Jedoch [126] sagte ihm das ziemlich rauhe Klima der dortigen Gegend nicht zu und M. war genöthigt, in sein Stift zurückzukehren, wo ihn sein Prälat sofort mit der Leitung der ökonomischen Angelegenheiten des Stiftes betraute. Hier war M. an seinem Platze und entwickelte eine ebenso energische als fruchtbringende Thätigkeit. Seine erste Sorge war auf die Vermehrung und Veredlung des Hornviehes gerichtet, da die Anzahl desselben mit der Größe der Wiesen und Aecker des Stiftes bisher in keinem Verhältnisse stand. Um aber für eine größere Anzahl des Viehes hinlängliches Futter zu gewinnen, wurden auf Anordnung Mayr’s die Wiesen verbessert, der Anbau des Klee’s, der Erdäpfel, der Rüben u. s. w. als Futterkräuter auf eine in den dortigen Gegenden noch nie gesehene Weise befördert, und zwar mit bestem Erfolge betrieben. Für die Forstcultur hatte Mayr ebenfalls die eifrigste Sorge getragen und die wenigen Waldungen des Stiftes wesentlich erweitert und verbessert. Ein bleibendes Verdienst hat sich M. um die Obstbaumzucht in der ganzen dortigen Gegend erworben. Mit vielem Aufwande, Mühe und Kosten besorgte er junge veredelte Bäume und Pfropfen aus andern Gegenden, und in kurzer Zeit brachte er eine ziemlich vollständige Sammlung der besten Obstgattungen in großen Gartentöpfen zu Stande. Um dem bisherigen Mangel an jungen Obstbäumen, die man vordem immer mit vieler Mühe und großen Kosten aus der Ferne herbeischaffen mußte, abzuhelfen, legte M. zu St. Florian eine Baumschule an. Auch schenkte er dem Maschinenwesen, diesem unentbehrlichen Beförderungsmittel einer zweckmäßigen Landwirthschaft die nöthige Aufmerksamkeit; er hat hierüber selbst viele Versuche gemacht, sich Modelle und Maschinen angeschafft, die entweder von dem Erfinder oder Verbesserer selbst, oder unter dessen persönlicher Leitung und Aufsicht verfertigt wurden, und selbst manche glückliche Verbesserungen an den schon bestandenen und neu erfundenen Maschinen angebracht. M. hatte eine bedeutende Sammlung verschiedener Instrumente und Maschinen dem Stifte hinterlassen. Mayr’s landwirthschaftliche Versuche und Bemühungen fallen in den Zeitpunct der Zuckerfabrication, an welchen Versuchen er gleichfalls thätigen Antheil nahm, ohne jedoch nach dieser Seite hin lohnende Erfolge zu erzielen. Warme Liebe für die Beförderung der Landwirthschaft, gepaart mit edler Wißbegierde, spornte den thätigen Oekonomen zu vielen Versuchen an, und selbst die oft erlebte traurige Erfahrung, daß nicht Alles, was Schriftsteller der Landwirthschaft und praktische Oekonomen anrühmen, die strenge Probe und nützliche Anwendung auszuhalten vermöge, hemmte nicht den rastlosen Eifer, womit er mißlungene Versuche wiederholte und sie zu verbessern bemüht war. Das gemeine Landvolk klebt besonders in der Landwirthschaft an Vorurtheilen und geerbten Gewohnheiten; diese ihm zu benehmen und es eines Besseren zu belehren, so zwar, daß es die neuen Ansichten und Einrichtungen gern und willig annehme, ist ungemein schwierig, Mayr aber hat sich dieses Verdienst in einem hohen Grade erworben; und betrübt sprachen die Landleute der dortigen Gegend am Sarge des Verblichenen: „Nun ist unser guter Wirthschaftslehrer gestorben“. Mayr zählte unter seine Freunde und Gönner die berühmtesten Naturforscher und Literatoren der Landwirthschaft. Er unterhielt mit Jordan [Bd. X, S. 266, Nr. 4], Burger [127] [Bd. II, S. 215], mit Sartori, Schuck, Andre, Eißl [Bd. IV, S. 18] und mehreren berühmten ausländischen Schriftstellern der Landwirthschaft einen Briefwechsel, durch welchen erbeiseinen Unternehmungen Andere zu Rathe zog und ihnen seine gemachten Erfahrungen mittheilte. M., dem sein Stift, wie die übrige dortige Gegend, in landwirthschaftlicher Hinsicht ungemein viel verdankt, starb allgemein betrauert im Alter von 53 Jahren.

Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. I, S. 162. – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, A. Strauß, 4°.) Jahrg. 1812, S. 150.