Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mayer, G. K.
Band: 18 (1868), ab Seite: 117. (Quelle)
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45. Mayr, Georg, hie und da auch Johann Georg (Topo-, Chartograph und Historiker, geb. zu Brixlegg in Tirol im Jahre 1800, gest. zu München im Jänner 1864). Im Jahre 1810, als zehnjähriger Bauernknabe, kam M. von Brixlegg nach München, wo er durch die Gnade des Königs Max I. Unterstützung zu seiner Erziehung und Ausbildung fand. Vierzehn Jahre alt, bat er, von seiner Vorliebe für das topographische Zeichnen getrieben, um Aufnahme in das topographische Bureau und erhielt sie. Hier machte er bemerkenswerthe Fortschritte und konnte nach dreijährigem Aufenthalte bereits ein Probeblatt vorlegen, auf welchem er alle Zweige der Kartenzeichnung, Schrift, Detail und Terrain präcis und schön durchgeführt hatte. Im Alter von 24 Jahren wurde M. im Bureau angestellt und nun vornehmlich bei dem großen topographischen Atlas von Bayern, einem der trefflichsten chartographischen Werke, welche bekannt sind, verwendet. Eine nicht unbedeutende Zahl der besten Blätter desselben (er wird vollendet 112 Blätter umfassen) sind von Mayr’s Hand gestochen. Im Jahre 1836 wurde M. zum Revisor, im Jahre 1840 zum Inspector der Kupferstecher-Section des Bureau’s befördert. In dieser Stellung verblieb er bis zum Jahre 1852, in welchem seine angegriffene Gesundheit ihn nöthigte, um seine Pensionirung nachzusuchen, welche ihm auch nach achtunddreißigjähriger Thätigkeit in einer und derselben Anstalt verdientermaßen wurde. Neben seinen Berufsarbeiten sind von ihm insbesondere anzuführen: die Pläne und Uebersichtskarten zu Völderndorff’s „Kriegsgeschichte von Bayern“, zum größten Theile von ihm (1820–1826) gestochen; – die in der Kunstanstalt von Piloty und Löhle in München erschienene Postkarte von Bayern und Karte von Europa; ein Plan von Rom, der so schön ausgefallen war, daß er ihm die Auszeichnung eines päpstlichen Ordens eintrug; die im Jahre 1845 von ihm gezeichnete und gestochene Reisekarte von Tirol, welche als das Beste bezeichnet wird, was die Chartographie in dieser Gattung von Karten aufzuweisen hat. Sie ist, obwohl bereits vor 20 Jahren erschienen, noch von keiner besseren verdrängt. Die Reichhaltigkeit bei verhältnißmäßig geringem Raum, die charakteristische Gebirgsdarstellung mit besonderer Berücksichtigung der Rückenbildungen und Zusammenhänge verschafften ihr eine Art europäischer Berühmtheit. Ferner eine Karte von Palästina, im Auftrage einer niederländischen Kunstanstalt bearbeitet; die im Jahre 1862 in der Rieger’schen Kunsthandlung in München verlegte Reise- und Uebersichtskarte von Deutschland, und sein Hauptwerk: „Der Atlas der Alpenländer“, in neun Blättern, 1858–1862, bei Justus Perthes in Gotha erschienen. Die dreiunddreißig verschiedenen Alpenpartien, die sich vom mittelländischen Meere im nordöstlichen Zuge bis an die Donau und von da südwestlich zurück bis in die Nähe des adriatischen Meeres in einem ungeheueren Bogen erstrecken, sind auf diesen neun Blättern mit wohlthuender Uebersichtlichkeit und doch mit einem Reichthum und einer Genauigkeit dargestellt, [118] wie es bei gleichem Maßstabe (1:450.000) kaum ein anderes Kartenwerk aufweisen kann. Nach Vollendung dieses Werkes bearbeitete er für Löscher in Turin unter Mitwirkung eines italienischen Topographen eine Karte von Italien. Es war Mayr’s letzte Arbeit, und Professor Schiaparelli in Turin bemerkt über diese Karte: „daß sie jede andere Karte der Art“ übertreffe. M.’s Geschicklichkeit hatte längst die Aufmerksamkeit von Fachmännern des Auslandes auf ihn gerichtet, die ihn zu gewinnen suchten, so erhielt er einen Ruf nach Schweden, den er ausschlug; auch suchte ihn General von Berg, Chef des russischen Generalstabes (1846), für die Dienste Rußlands zu gewinnen, aber Bayern, sein zweites Vaterland, war ihm zu lieb geworden, um es zu verlassen, und so lehnte er auch diesen vortheilhaften Antrag ab und lebte im intimen Verkehre mit hervorragenden Künstlern und Literaten, die ihn, um ihn aus der Legion der Meyer herauszuheben, ihren „Topo-Mayr“ nannten, wie ihn auch Dr. L. Steub in seiner bekannten Erzählung „Der schwarze Gast“ verewigt hat. Gleichgut wie den Grabstichel verstand M. auch die Feder zu führen. In der „Allgemeinen Zeitung“ veröffentlichte er mehrere interessante Reiseskizzen und Aufsätze über Eisenbahn-Anlagen, und selbstständig gab er heraus: „Der Mann von Rinn (Joseph Speckbacher) und die Kriegsereignisse in Tirol 1809. Nach historischen Quellen bearbeitet. Mit einem Titelkupfer und einer topographischen Karte“ (in Kupferst. u. gr. Qu. Fol.) (Innsbruck 1852 [München, Rieger], gr. 8°.), eine Arbeit, welche sich der Anerkennung von Fachmännern erfreute. Das Ferdinandeum von Innsbruck ernannte den Landsmann in Anerkennung derselben zum Ehrenmitgliede. In seinem Nachlasse befand sich ein reiches Material von ihm entworfener, zum Theile begonnener topographischer und literarischer Arbeiten, darunter eine Biographie des Churfürsten Max Emanuel, welche als ein mit Freimuth und klarem Blick in die Verhältnisse geschriebenes Volksbuch sich darstellt. Eine Probe dieses Werkes brachte seiner Zeit das „Münchener Album“. Ein anderes auch nahezu vollendetes und druckfertiges Werk ist „Hofer und Hormayr“ betitelt. Die genannten Arbeiten und noch manches Andere übernahm sein Neffe und langjähriger Schüler und Mitarbeiter Emil Mayr, der sich mit der Vollendung und Herausgabe derselben eifrig beschäftigt.

Wiener Zeitung 1864, Nr. 192, S. 367. – Morgenblatt zur Bayerischen Zeitung (München, 4°.) 1864, Nr. 211. – Sechs und Zwanzigster (1863) Jahresbericht des historischen Vereins von und für Oberbayern, erstattet von Friedr. Hector Grafen Hundt (München 1864, C. Wolf u. Sohn, gr. 8°.) S. 116: „Nekrolog“ von Dr. Karl Theodor v. Inama-Sternegg.