Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 19 (1868), ab Seite: 357. (Quelle)
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25. Müller, J.[WS 1] (Bildhauer, geb. in Tirol). Zeitgenoß, Nähere Angaben über Bildung- und Lebensgang dieses Künstlers, der immer nur mit dem Anfangsbuchstaben seines Taufnamens J. aufgeführt erscheint, liegen nicht vor. Die Tiroler Blätter nennen ihn stets einen „vaterländischen Künstler“, wonach jeder Zweifel über seine Heimat beseitigt ist. Es könnte übrigens sein, daß er eine und dieselbe Person mit dem im „Tirolischen Künstler-Lexikon“, S. 174, aufgenommenen Joachim Müller sei, welchem zufolge er dann in Haiterwang im Bezirke Reutte des Oberinnthales geboren wäre, in Nassereit die Bildhauerei erlernt und sodann in München sich ausgebildet hätte, wo im Jahre 1820 seine Gypsgruppe „Partus und Arria“ ausgestellt gewesen, Jedoch kann dieß alles nur Vermuthung und obiger J. Müller auch eine von Joachim Müller ganz verschieden Persönlichkeit sein. J. Müller arbeitete in Tirol, in den Fünfziger Jahren wohnte er zu Hall, im Jahre 1865 aber hielt er sich, wie es scheint, bleibend in Innsbruck auf. Von seinen Arbeiten sind bekannt: „Der gute Hirt, das verlorne Schäflein in seine Hürde zurücktragend“, eine liebliche, mit künstlerischer Vollendung aufgeführte Statue; – „Christus, die Pforten des Todes sprengend“, als Monument des Strasser’schen Grabmals auf dem Mariahilfer Friedhofe zu Innsbruck, beide aus dem Jahre 1865; – „Der Leichnam den Erlösers am Fusse des Kreuzes, das einen Sarkophag überragt, Maria, in Schmerz und Andacht versunken, beugt sich über den heiligen Leichnam“, Monumentgruppe in Lebensgröße aus weißem Schlanderer Marmor, für die Gruft der Familie Riccabona auf dem neuen städtischen Friedhofe in Innsbruck, 1860 gearbeitet; – „Die Himmelskönigin mit dem Jesukinde“ und „zwei dienende Engel“ für einen Altar einer gothischen Capelle, im Jahre 1862 vollendet, und „Die Statur der schmerzhaften Mutter Gottes“, im Jahre 1865 für die Pfarrkirche in Sillian gearbeitet. Es sind meist religiöse Gestalten, die unter Müller’s Meißel hervorgehen, denn für andere Objecte hat das von den Priestern beeinflußte biedere Alpenvolk wenig oder keinen Sinn, aber den Arbeiten Müller’s fehlt, wie Kunstkenner rühmen, auch nicht jene das Heilige verklärende Weihe, ohne die solche Gestalten zu gewöhnlichen Steinfratzen herabsinken. Die bisher angeführten Arbeiten Müller’s fallen in die Zeit der letzten zwei Jahrzehnde. Von anderen Werken aus dieser Zeit, wie von solchen aus seiner früheren Periode, liegen keine Nachrichten vor.

Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, kl. Fol.) 1856, Nr. 54; 1860, Nr. 141: „Kunstnotiz“; 1862, Nr. 35. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 60, im Feuilleton, „Briefe aus der Provinz“. – Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) 1858, Nr. 22, Beilage. – Tiroler-Stimmen (Innsbruck, 4°.) 1865, Nr. 175.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person gibt es schon Band 18, S. 328, einen kurzen Artikel: Miller, Joseph (Bildhauer).