BLKÖ:Lodron, Petrus Otto

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 381. (Quelle)
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16. Petrus Otto, oder wie er in italienischen Chroniken genannt wird, Petrozotto, der II. dieses Namens, ist eine der hervorragendsten Gestalten in der mittelalterlichen Geschichte Südtirols. Lange lag er in Fehde mit den Erbfeinden der Lodron, mit denen von Arco, und erst ein durch Vermittelung des Trienter Bischofs Georg von Liechtenstein auf Schloß Arco am 1. August 1404 geschlossener Waffenstillstand stellte zwischen den Arco und Lodron für einige Zeit den Frieden her. Petrus Otto hatte dem Herzoge Leopold IV. von Oesterreich, zubenannt der Dicke, von Anderen der Stolze, am 16. Jänner 1396 Treue und Anhänglichkeit gelobt, mit Person, Schlössern und Gütern. Als nach des Königs Wenzel Absetzung die deutschen Churfürsten Ruprecht von der Pfalz zum Kaiser gewählt und zur Hauptbedingung gemacht hatten, das von Wenzel den Visconti verliehene Mailand dem Reiche zu erhalten, zog König Ruprecht, dem sich Herzog Leopold angeschlossen, durch Tirol und durch die Judiciarien gegen Brescia. Damals handelte Lodron seinem Gelöbnisse treu und führte des Herzogs Heer die wegsamsten Pfade und versah es mit Proviant und Allem was es bedurfte. Als später bei der neuen Ländertheilung Tirol an Friedrich, zubenannt mit der leeren Tasche, fiel und die Feindseligkeiten des Trienter Bischofs Georg von Liechtenstein gegen den Herzog Friedrich, dessen Lage im Lande bedeutend erschwerten, spielte Petrus Otto eine große Rolle und hielt treu in allen Stürmen zum Herzoge. Eines merkwürdigen Umstandes sei hier gedacht. Bischof Georg von Liechtenstein hatte durch große Steuern die Erbitterung der Bürger von Trient geweckt und am 2. Februar 1407 brach ein Volksaufstand in der Stadt aus. Die von Herzog Friedrich dem Bischofe angebotene Hilfe hatte dieser abgelehnt, weil er den Zuzug eines Abenteurers, Ottobon de Torciis, der von dem Bischofe eigens berufen und bereits auf dem Wege war, mit jeder Stunde [382] gewärtigte. Als die Trienter davon Kenntniß erhielten, bemächtigten sie sich des Bischofs, brachten ihn in Haft, und, Plünderung von den durch den Bischof herbeigerufenen italienischen Söldnern befürchtend, gaben sie sofort Nachricht von dem Stande der Dinge an Herzog Friedrich. Dieser erschien nun mit einer ansehnlichen Streitmacht vor Trient, schloß es ein, bewirkte die Freilassung des Bischofs und stellte wieder den Frieden her. Als bei dieser Gelegenheit Herzog Friedrich am 22. April 1407 den Gemeinden auf dem Nonn- und Salzberge ihre Freiheiten bestätigte, fertigte Petrus Otto von Lodron die darüber ausgestellte Urkunde mit dem Beisatze: „Petrus de Lodrono dei gratia“. Der kärnthnische Historiker H. Hermann bemerkt aus diesem Anlasse: „Was dieses „von Gottes Gnaden“ sagen wollte, läßt sich nur aus dem Zusammenhange der Umstände ahnen. Es war der Ausdruck des Gefühles, von den Banden der Lehenspflicht befreit und Selbstgebieter zu werden.“ [Brandis (Clemens Graf und Herr zu), Tirol unter Friedrich von Oesterreich (Wien 1823, 8°.) Urkundenbuch S. 245 und 276.] –