BLKÖ:Lo Presti, die Freiherren von, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lo Presti, Joseph
Band: 16 (1867), ab Seite: 35. (Quelle)
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I. Zur Genealogie der Freiherren von Lo Presti. Der durch Urkunden beglaubigte Ursprung der Lo Presti (Barone Fontana d’Angeli, in späteren Urkunden d’Angioli) reicht bis in das vierzehnte Jahrhundert zurück und diesem zufolge wäre die Familie von spanischem (castilischem) Adel. Ein Peter L. sei gegen das Ende des 14. Jahrhunderts (1391) mit Martin dem Jüngeren von Aragonien, [36] als dieser durch seine Heirath Maria’s, der Tochter Friedrich’s, Königs von Sicilien, dieses Land der Krone Aragoniens erworben, aus Spanien im Gefolge des Königs nach Sicilien übersiedelt. Dort bekleidete er zuerst unter Martin, dann unter Alphons V. mehrere höhere Aemter und Würden, zuletzt die eines miles regius – eine damals sehr hohe Würde – und erhielt für sich und seine Nachkommen die Gabella di centimoli (Auswanderertaxe, welche im Verhältniß zum Vermögen entrichtet wurde) der Stadt Castro Giovani als Lehen. Johann Alois L., der im Jahre 1594 capitan d’armi e guerra ordinario del Valdemone war und nur eine Tochter besaß, errichtete aus seinen ausgedehnten Besitzungen ein Fideicommiß, welchem zufolge Antonin, der erstgeborne Sohn seines Bruders Thomas, Universalerbe, seine (des Fideicommißstifters) Tochter aber Particularerbin sei und dieß an allen bisher erworbenen oder noch hiefür zu erwerbenden Titeln und Rechten in männlicher und weiblicher Linie nach dem Rechte der Erstgeburt, so lange ein Glied dieser Linie am Leben sei. Nach Absterben der Linie Antonin’s folge dessen nächstältester Bruder in ebenderselben Weise und so fort bis zum gänzlichen Erlöschen der Familie Lo Presti. Jede Veräußerung, Verpfändung oder Belastung war verboten. Die Familie blieb so lange in Sicilien ansässig, bis der im Jahre 1701 ausgebrochene spanische Erbfolgekrieg die weiteren Schicksale derselben bestimmte. Durch diesen Krieg wurden auch die Königreiche Neapel und Sicilien in Mitleidenheit gezogen, es gruppirten sich die Parteien dieser Länder und die Kämpfe dieser Parteien hörten selbst dann nicht auf, als Oesterreich durch den Frieden zu Rastatt (1714) Neapel und durch den Frieden zu Haag (1720) auch Sicilien erhielt. Die Anhänglichkeit an das österreichische Erzhaus und zudem der Umstand, daß Rochus Lo Presti in österreichischen Kriegsdiensten stand, veranlaßte nur noch mehr die Anfeindungen und Verfolgungen derselben. Ja, als der Krieg im Jahre 1734 wieder ausbrach und die Spanier in rascher Folge Palermo, Messina und Syracus eroberten, verlor der damalige Chef des Hauses Franz L. alle seine Aemter und beschloß in Folge dessen auszuwandern. Er führte auch im Jahre 1736 seinen Entschluß aus und übersiedelte mit Gattin und Kindern nach Wien. Sein Sohn, der oberwähnte Rochus, stand bereits in österreichischen Diensten. Seit dieser Zeit lebt die Familie in Oesterreich. Des Franz Enkel, Baron Ludwig, ließ sich in Ungarn, namentlich in der Temeser Gespanschaft nieder, erwarb dort das Gut Mercydorf und Zsadany und wurde nach erhaltenem königlichen Consens im Jahre 1804, den ungarischen Gesetzen gemäß, förmlich eingeführt. Dieser Freiherr Ludwig erwarb im Jahre 1826 mittelst königlicher Donation das in der Arader Gespanschaft liegende Dominium Tok Iltyó und Szelistye. In seinem im Jahre 1829 errichteten Testamente verfügte er, daß seine Söhne besonders in der ungarischen Sprache und den vaterländischen Gesetzen unterrichtet werden sollten; wenn er ohne Erben stürbe, so überweise er sein ganzes Vermögen dem Ludoviceum zu Pesth. Freiherr Ludwig war mit Josephine gebornen Le Roy de Lozembrune, aus einem altadeligen französischen Geschlechte, vermält und sein Sohn, gleichfalls Ludwig, ist der heutige Chef des Hauses. – Was die Standeserhöhungen und Landstandschaften der Familie anbelangt, so sind die L. Freiherren (Barone), niederösterreichische Landstände und ungarische Indigenas. Das Baronat beruht auf keinem Amts- oder Briefadel, sondern datirt aus der dunkeln Vorzeit, in welcher die höchsten Principien des Feudalismus gegen unten „Nulle terre sans seigneur“ und gegen oben „Jeder Baron ist Dynast in seiner Baronie“ herrschten. Der alte Adel der Familie wurde in Oesterreich mit 2. October 1754 und 30. April 1759 bestätigt und überdieß in wiederholten Ahnenproben anerkannt. Einer solchen Ahnenprobe wurde zuerst Prospero im Jahre 1582 unterworfen, als er in den Malteserorden aufgenommen wurde. Bekanntlich wurden in diesen Orden nur jene Sproßen einer adeligen Familie italienischer Zunge aufgenommen. welche ihren Adel wenigstens auf zweihundert Jahre zurückführen und durch glaubwürdige Urkunden erhärten konnten. Spätere solche Ahnenproben fanden statt bei Aloisia Lo Presti im Jahre 1758, als sie zur Aebtissin des Klosters der Wundmale des heiligen Franciscus (30. Mai 1758) gewählt wurde, bei Rochus im Jahre 1793 gelegenheitlich seiner Einführung in das niederösterreichische Herrenhaus und in ein paar anderen Fällen. Rochus und sein Bruder Michael, nachdem Letzterer mit seinem Vater Franz, Ersterer bei seinem Eintritte in die kais. Armee, nach Oesterreich übersiedelt waren, [37] trugen beide Sorge, daß der Familie Lo Presti der entsprechende Platz unter dem hohen Adel Oesterreichs eingeräumt werde. Baron Rochus wurde auch nach strenger Prüfung seines Adels den 21. April 1793 durch Octavian Grafen Zinzendorf feierlich in das niederösterreichische Herrenhaus eingeführt. Durch Artikel 47 des Preßburger Landtages 1764/65 erlangte er zwar für sich und seine männlichen Erben das Indigenat Ungarns, konnte aber seines bald darauf erfolgten Todes wegen nicht mehr beeidigt werden. Erst sein Sohn Ludwig legte im Jahre 1807 den Indigenatseid ab.

Der heutige Familienstand der Freiherren Lo Presti ist der folgende: Chef des Hauses ist Freiherr Ludwig Lo Presti (geb. im Jahre 1823), vermält (seit 12. December 1843) mit Seraphine gebornen Gräfin Eßterházy-Galantha (geb. 8. August 1820). Aus dieser Ehe stammen folgende Kinder: Eugenie (geb. 1. December 1845), Helene (geb. 7. Juni 1847), Agnes (geb. 7. April 1850), Ludwig (geb. 4. November 1852) und Seraphine (geb. 27. November 1855). Ferner leben folgende Geschwister des Freiherrn Ludwig: Josepha Ludovica (geb. 1817), Henriette (geb. 1820), Arpad (geb. 1825). Freiherr Ludwig und die obengenannten drei Geschwister sind Kinder des Freiherrn Ludwig (geb. 1767, gest. 1832) aus dessen Ehe mit Josephine geb. Le Roy de Lozembrune. [Quellen. Lucio Manneo Siculo, Delle famiglie di Sicilia e delle chroniche d’Arragona, p. 619. – Barbaro Moreno di Vargas, Della Nobiltà di Spagna, col. 14. – Martino Canillo, Annali e memorie chronologiche di Spagna, lib. 5. – Fra Don Antonio Minutolo, Memorie del gran Priorato di Messina (1669), p. 339. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VII, S. 169. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Justus Perthes, 32°.) XIII. Jahrgang (1863), S. 559–575 (mit den Stammtafeln der Familie seit 1391 und einer ausführlichen genealogischen Skizze derselben).]