BLKÖ:Lippitsch, Nikolaus Ignaz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 232. (Quelle)
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Lippitsch, Nikolaus Ignaz (Humanist, geb. zu Laibach 6. November 1746, gest. zu Marburg 11. November 1817). Nachdem er das Gymnasium und die philosophischen Schulen im Jesuitencollegium seiner Vaterstadt besucht, begab er sich, um Theologie zu studiren, nach Gratz, von wo er im Jahre 1767 nach Laibach zurückkehrte und daselbst die vier unteren Weihen empfing. Nun drängte es ihn, Mönch zu werden und in der That begab er sich in das Karthäuserkloster Seitz in Steiermark, aber eine Nacht genügte, um ihm das Karthäuserleben zu verleiden, er verließ das Kloster und kehrte in’s Elternhaus zurück. Dort aber wurde ihm ein schmählicher Empfang, der einen noch grimmigeren Charakter annahm, als er seinen Entschluß, die Rechte zu studiren, offen kundgab. Man entzog ihm nun alle Hilfsmittel und ließ ihn gemeine Knechtesdienste verrichten. Erst nach mehr als zwei Jahren und nachdem er versprechen mußte, Weltpriester zu werden, verbesserte er sein Loos und durfte sich nach Wien begeben, wo er seine theologischen Studien fortsetzte. Aber es war ihm nicht möglich, einen Stand zu wählen, für den er nicht den mindesten Beruf in sich fühlte. Auf [233] alle Unterstützung vom Elternhause verzichtend, begann er das Studium der Rechte und brachte sich mühselig durch Privatunterrichtertheilen fort. Am 14. October 1760 erlangte er die juridische Doctorwürde, begab sich dann nach Laibach und widmete sich dort der Advocatur. Seine Tüchtigkeit im Rechtsfache veranlaßte seine im Jahre 1790 erfolgte Ernennung zum Bannrichter im Cillierkreise. Auf diesem Posten erwarb er sich vornehmlich durch eine mit seltener Beharrlichkeit und namhaften Opfern seinerseits ausgeführte nutzbringende That, ein Anrecht auf bleibende Erinnerung. Im Cillierkreise fehlte zu jener Zeit eine höhere Bildungsanstalt für die Jugend. Die Eltern mußten ihre Kinder nach Marburg, Gratz, Klagenfurt oder Laibach senden. Wenige besaßen die Mittel dazu und so mußten viele talentvolle Jünglinge geistig verkümmern. Diesem empfindlichen Uebelstande beschloß Bannrichter Lippitsch ein Ende zu machen. Alle Hebel setzte er sofort in Bewegung, warb um mächtige Gönner, die sein Unternehmen unterstützten, und da es zunächst galt, die erforderlichen Geldmittel zu beschaffen, entwarf er den Plan, dieselben auf dem Wege der Subscription zu sammeln. Als er endlich die Genehmigung erhielt, machte er sich selbst auf den Weg, diese Summe zu sammeln. Er bereiste den ganzen Cillierkreis und wendete seine nicht gewöhnliche Rednergabe an, um die Leute zur Beisteuer zu bewegen, und in der That war es ihm in verhältnißmäßig kurzer Zeit gelungen, den Betrag von mehr denn hundertfünfzigtausend Gulden in damals bestehenden Bancozetteln zu sammeln. Von dieser Summe zog er auch seine eigenen, für Reisen und Schreibereien verwendeten Auslagen nicht ab, um sie ungeschmälert ihrem Zwecke zuzuführen. Anfangs November 1808 wurde das Gymnasium mit der ersten Grammaticalclasse eröffnet. Das darauf folgende Kriegsjahr 1809 schmälerte beträchtlich den Subscriptionsbetrag, da die Bancozettel tief im Werthe gesunken waren; auch sonst hatten die trüben Zeitverhältnisse so störend in die Entwickelung der noch so jungen Anstalt eingegriffen, aber L.’s Energie besiegte manches Hinderniß, und im November 1812 konnte schon die zweite Humanitäts- (jetzt 6. lateinische) Classe eröffnet werden. Die Cillier ehrten den braven Mann und verliehen ihm das Bürgerrecht ihrer Stadt. Als im Jahre 1817 der Kaiser und die Kaiserin längere Zeit in Gratz verweilten, wollte L. dahin reisen, um manches Anliegen, das ihm auf dem Herzen lag, persönlich dem Monarchen vorzutragen; aber auf der Reise wurde er in Marburg von einem heftigen Leiden befallen, welches zuerst gehoben wurde, als es sich aber in Folge großer geistiger Anstrengung, bei Vollendung der dem Monarchen zu überreichenden Arbeiten, nun stärker wiederholte, auch seinen Tod herbeiführte. L. war 72 Jahre alt geworden. Die von ihm mit unsäglichen Mühen und einer glücklicherweise auch des Zweckes würdigen Energie in’s Leben gerufene Anstalt – eine große Wohlthat für so viele, namentlich ärmere Bewohner jener Gegend, denen es nun möglich wird, ihre Söhne an die nahe Schule zu schicken – blüht aber fort und fort und wahrt das segensvolle Andenken ihres Stifters.

Carniolia. Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und geselliges Leben (Laibach, 4°.) II. Jahrg. (1839), Nr. 28 u. 29: „Gallerie berühmter Krainer“. Von Leop. Kordesch. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande. Authentische Notizen (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. IV, S. 74–82 – Erneuerte [234] vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, Strauß, 4°.) Jahrgang 1818, Nr. 41: „Biographie“.