Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lipparini, Ludovico
Band: 15 (1866), ab Seite: 228. (Quelle)
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Lippert, Joseph (Architekt in Wien). Zeitgenoß. Dieser noch junge Künstler, der seine künstlerische Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien erhielt, trat zuerst im Jahre 1855 mit einigen Aquarellen und Bleistiftzeichnungen auf architektonischem Gebiete in die Oeffentlichkeit. Im November g. J. stellte er im österreichischen Kunstvereine zwei Aquarelle: „Der Heidenthurm an der St. Stephanskirche“ und den „Unterbau des Glockenstuhles im Thurme der St. Stephanskirche“; im December desselben Jahres aber zwei Bleistiftzeichnungen: „Das Brunnenhaus im Kreuzgange in Zwettl“ und die „Choransicht der Stiftskirche in Zwettl“, aus. Von dieser Zeit an begegnet man aber in Ausstellungen und Kirchenschätzen mehreren nach seinen Entwürfen vollendeten kirchlichen Geräthschaften und Schmuckstücken, in welchen sich eine reiche Phantasie, zugleich aber ein tiefes Studium der herrlichsten Werke mittelalterlicher Kunst ausspricht. So entwarf er für den Erzbischof von Kolocsa, Joseph von Kunszt, ein großes prächtiges Vortragkreuz; für den Olmützer Fürsterzbischof Friedrich Landgrafen von Fürstenberg, den Reliquienschrein für die Gebeine des sel. Sarkander; das Reliquiarium für dessen Haupt und ein anderes Reliquiar in Form einer gothischen Monstranze; überdieß baute er im Auftrage desselben Kirchenfürsten die Seminarcapelle in Kremsier im Style des 15. Jahrhunderts, und ist alles Beiwerk, der Orgelchor, das 7 Fuß breite und 24 Fuß hohe, das Altarbild vorstellende Fenster mit Glasgemälden, die Statuen des h. Wenzel und der h. Hedwig, der Ciborienaltar, kurz alle Details und die ganze innere Einrichtung, nach seinen Plänen und Zeichnungen ausgeführt. Ferner entwarf L. den Reliquienschrein für die Hand des h. Königs Stephan, den der Cardinal Fürst-Primas von Ungarn, Scitovszky anfertigen und 1862 in der Burgcapelle zu Ofen aufstellen ließ. Der Schrein ist 35 Zoll hoch, 201/2 Zoll breit, ganz aus Silber und von nahezu einem Centner im Gewichte. Die von dem Weihbischofe Franz X. Zenner für die Domkirche zu St. Stephan letztwillig gestiftete gothische Monstranze, welche im Jahre 1863 vollendet wurde, ist gleichfalls nach L.’s Entwurf gearbeitet. Im Jahre 1864 wurde L. vom Dombauvereine in Preßburg zum Dombaumeister der Krönungskirche daselbst, welche von Grund aus restaurirt werden sollte, gewählt. Schon im Jahre 1865 hatte er seine Pläne, die er übrigens von dem berühmten Pariser Gothiker Violet-le Duc hatte vorher prüfen lassen, vorgelegt und während der Dombau-Verein dieselben unbedingt annahm, machte der Cardinal-Primas „nach reiflicher Berathung mit Architekten und Sachverständigen“ Einwendungen, die so wesentlicher Art sein sollen, daß sie, wenn sie ausgeführt werden, die künstlerische [229] Einheit des Ganzen in unangenehmer Weise stören müssen. So stand die Angelegenheit zu Ende des Jahres 1865. Durch die Presse gelangte der Uebelstand in die Oeffentlichkeit. Der Erfolg dieses Mittels ist noch unbekannt.

Wiener Zeitung 1859, Nr. 230: „Aus dem Gebiete christlicher Kunst“; – dieselbe 1860, Nr. 259: „Neuere christliche Kunst in Olmütz“; – dieselbe 1861, Nr. 298: „Der Schrein für die Reliquie des h. Stephan in Ofen“; – dieselbe 1862, im Tagesbericht, Nr. 184: „Ueber dasselbe Reliquiarium“; – dieselbe 1863, Nr. 97: „Ueber die gothische Monstranze, welche Weihbischof Zenner der Stephanskirche in Wien gewidmet“; – dieselbe 1865, Nr. 2: „Ueber die Restauration der Krönungskirche in Preßburg“. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 335: „Restauration des Preßburger Krönungsdomes“. – Waldheim’s illustrirte Zeitung (Wien, kl. Fol.) 1864, S. 389: „Lippert’s goldener Reliquenschrein“. –