BLKÖ:Lentulus, Robert Scipio Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lenzi, Carlo
Band: 14 (1865), ab Seite: 371. (Quelle)
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Lentulus, Robert Scipio Freiherr (königl. preußischer General-Lieutenant, geb. zu Wien 18. April 1714, gest. zu Monrepos bei Lausanne 26. December 1786). Entstammt einem alten Patriciergeschlechte des Freistaates Bern, welches der Sage nach seinen Ursprung von der berühmten römischen Familie dieses Namens herleitet, deren Stammvater Servius Cornelius, ein berühmter Landwirth, durch den Bau oder die Verbesserung der Linsen den Namen Lentulus erhalten haben soll. Ein Rupert Scipio Lentulus (gest. zu Bern 1712) war Mitglied des großen Rathes zu Bern, stand aber früher in markgräflich brandenburg-culmbachischen Kriegsdiensten. Einer seiner Söhne, Joseph Cäsar, trat in kaiserlich österreichische Kriegsdienste, stieg in denselben zum Range eines Feldmarschall-Lieutenants, war Commandant der Festung Kronstadt in Siebenbürgen und erlangte den erblichen österreichischen Freiherrnstand. Freiherr Joseph Cäsar starb im Jahre 1744. Sein Sohn Robert Scipio wurde in Wien und Prag von einem eigenen Hofmeister und auch bei den Jesuiten unterrichtet. Im Alter von 14 Jahren kam er als Fähnrich in ein kaiserliches Dragoner-Regiment. Mit demselben ging er nach Italien. Dort besuchte er während eines halbjährigen Urlaubes die vornehmsten italienischen Städte. Als im Jahre 1737 der Krieg zwischen Oesterreich und der Pforte ausbrach, begab sich L. auf den Kriegsschauplatz und wohnte in Ungarn der Belagerung von Orsova, den Schlachten bei Groczka, Pancsowa und Mehadia bei. In letzterer war der Sieg bereits zweifelhaft, als L. mit zwei Schwadronen in einen Janitscharenhaufen einhieb, ihn zerstreute und dadurch einen günstigen Ausgang vorbereitete. Als financielle Verhältnisse den Kaiser Karl VI. zwangen, den nachtheiligen Belgrader Frieden zu schließen, wurde L., obgleich erst 25 Jahre alt, zur Bestätigung der Grenzscheidung als außerordentlicher Gesandter nach Constantinopel gesandt. Da sich die Verhandlungen in die Länge zogen, benützte L. diese Zeit zu Reisen in der Türkei, Kleinasien und Egypten und kehrte, nachdem zu Constantinopel der Grenzscheidungs-Vertrag ratificirt war, nach Wien zurück. Im österreichischen Successionskriege stand L. als Dragoner-Hauptmann in Prag. Als durch die Capitulation des österreichischen Commandanten General Harsch 1744 Prag in die Hände der Preußen fiel, wollte L. diese Capitulation nicht unterschreiben und bei seinem Ausmarsche sagte er zu seinen Dragonern, sie sollten thun, was sie ihn thun sehen würden. Er zerbrach hierauf zwischen den Reihen der Preußen seinen Degen und alle seine Dragoner thaten mit den ihrigen ein Gleiches. Diese That gefiel dem Könige Friedrich II. so wohl, daß er ihn den folgenden Tag zur Tafel lud und ihm Dienste anbot, welche aber L. ablehnte, weil er nicht gegen die Königin [372] von Ungarn kämpfen wollte. Erst in späterer Zeit, als er jüngere Officiere sich vorgezogen sah und er es fühlte, daß er, weil er Protestant war, zurückgesetzt werde, verließ er die kaiserlichen Dienste und begab sich nach Bern, in die Heimat seiner Ahnen, in der Absicht, sich dort bleibend niederzulassen. Der König von Preußen aber hatte ihn nicht mehr aus den Augen gelassen. Den trefflichen Officier in L. erkennend, machte er ihm durch den Fürsten Leopold von Dessau neue Anträge, welche L. jetzt annahm und nun als Major und Flügeladjutant in preußische Dienste übertrat. 1752 wurde L. Oberstlieutenant, 1755 Oberst, 1757 General-Major und führte seit dieser Zeit beständig die Leibgarde des Königs an. L. hatte sich im siebenjährigen Kriege bei mehreren Gelegenheiten ausgezeichnet, und war einer der Wenigen, die der König in seine unmittelbare Nähe zog und seines besonderen Vertrauens würdigte, daher er auch im Leben des Königs eine nicht unwichtige, aber erst in neuester Zeit historisch gewürdigte Rolle spielte. Im Jahre 1773 zog ihn der König den Verhandlungen über die Theilung Polens bei. Noch kämpfte L. im bayerischen Erbfolgekriege, zog sich aber bald darauf ob Altersschwäche auf sein Gut Monrepos bei Lausanne zurück, wo er auch im Alter von 72 Jahren starb. Die Baronie Colombier in der Grafschaft Neufchatel hatte L. von dem Könige Friedrich II. zum Geschenke erhalten.

(Haller, Franz Ludwig)[WS 1], Leben des General-Lieutenants R. S. Lentulus (Bern 1786, 8°.), in’s Französische übersetzt von Hedelhofer (Genève et Lausanne 1787); neue und vermehrte Ausgabe (Bern 1788, mit Porträt). – Der Feldzug in Mähren oder die Belagerung und der Entsatz von Olmütz. Von E. v. St. (Frankfurt a. M. 1858, J. D. Sauerländer, 8°.) S. 248.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: (Haller, Friedrich Ludwig).